Vor der Schließung

Erstes Baby bringt letztes Baby im EvK zur Welt

Diese Geschichte ist so unglaublich, dass sie sich selbst der kreativste Drehbuch-Autor nicht hätte ausdenken können: Die Mutter des letzten Babys, das im Evangelischen Krankenhaus am Mittwochmorgen zur Welt gekommen ist, war einst das erste Baby, das dort geboren worden ist. Wir haben sie getroffen.

CASTROP-RAUXEL

, 30.12.2015 / Lesedauer: 3 min

Mutter Marina war am 2. Januar 1976 das erste Baby im EvK, Baby Mila gestern das letzte. Um das Bett stehen (v. l.) Tochter Gina, Sohn Diego, Chefärztin Dr. Nese Aral, sowie die Hebammen Christiane Drees und Elke Maikowski-Schneider.

Marina Lanfermann, die ihrem Töchterchen Mila Eleonore Mittwochmorgen um exakt 9.09 Uhr als letztem Baby im Evangelischen Krankenhaus vor Schließung der Geburtshilfe das Leben schenkte, war selbst das erste Baby, das am 2. Januar 1976 an der Grutholzallee das Licht der Welt erblickte.

Dieses anrührende, fast wie eine Fügung daher kommende Schließen eines großen Kreises, überstrahlte zumindest zeitweise ein wenig die wehmütige Stimmung angesichts des endgültigen Aus für die Abteilung Neugeborene am EvK. Stolz und glücklich hielt Mutter Marina, die vor knapp vierzig Jahren mit dem Geburtsnamen ihres griechischen Vaters Dimitrios Tastanidis zur Welt kam, ihre fast sieben Pfund schwere und 52 Zentimeter große und gesunde Tochter in den Armen.

Das erste Spielzeug, ein kleiner Hase, war auch schon dabei. Zum „Babygucken“ waren auch die ältere Schwester Gina (14) und Bruder Diego (7) gekommen, wobei Diego als einziger ein wenig herummuffelte. „Ich hätte lieber einen kleinen Bruder gehabt“, gab er auf Nachfragen zu.

Warum die Geburtshilfe schließt:

Mila war das 280. Baby, das in diesem Jahr im EvK zur Welt gekommen ist. Eine ‚Anzahl, die bei weitem nicht ausreicht, um auch nur halbwegs verantwortlich wirtschaftlich über die Runden zu kommen. Zwar hat die Belegschaft nach dem Schließungsbeschluss gekämpft und Unterschriften für den Erhalt der Geburtshilfe gesammelt, doch wollten die Leitende Hebamme Elke Maikowski-Schneider und ihre Stellvertreterin Christiane Drees am Mittwoch nicht mehr nachtreten.

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„Wir bedanken uns bei allen Frauen, die uns in den vergangenen Jahrzehnten das Vertrauen geschenkt haben“, sprach Maikowski-Schneider , die seit fast 30 Jahren dabei ist, ein knappes Schlusswort. Sie und ihre Stellvertreterin, die gar 38 Jahre am EvK arbeitet, gehören zu dem 20-köpfigen Personal, das entweder am EvK selbst in der weiter bestehenden gynäkologischen Abteilung oder anderweitig untergekommen ist.

Wie es weitergeht:

Derweil hat die neue Chefärztin Nese Aral ihren Blick schon fest auf die Zukunft gerichtet. Zusammen mit vier Fach- und drei Assistenzärzten ist die 42-Jährige voll darauf fokussiert, eine hochwertige Gynäkologie anzubieten. „Wir machen nicht nur weiter, sondern wir machen gut weiter“, versprach sie im Gespräch mit unserer Redaktion. 

Der eine Teil der frauenkundlichen Abteilung habe leider aufgegeben werden müssen, der andere hingegen werde gestärkt. „Wir sind auch weiterhin für alle Schwangeren bis zur 24. Woche da“, unterstrich die Medizinerin.

Die beiden Kreißsäle und das Wehenzimmer würden umgebaut. Es komme nicht nur neues Inventar und neue Teppiche, darüber hinaus werde auch der Operationssaal auf den neuesten Stand gebracht. „Wir können in der Frauenklinik alles an Operationen machen, was erforderlich ist“, versprach Nese Aral.

Gleichzeitig sagte die Dortmunderin zu, dass sie gekommen sei, um zu bleiben. „Ich habe mich auf ein langfristiges berufliches Wirken in Castrop-Rauxel eingestellt, verriet sie.