Eine „Stadt unter Strom“: Das ist die Vision von Waltrops Bürgermeister Marcel Mittelbach (SPD). Gemeinsam mit dem Umweltverband BUND, dem Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) und der örtlichen Landwirtschaft hat die Stadt Waltrop das Konzept eines „ökologischen Energieparks“ in den Rieselfeldern auf dem Gebiet der Kommunen Datteln und Waltrop entwickelt - als Gegenentwurf zum geplanten Industriegebiet newPark.
Am Freitag (15. Dezember) stellten die Partner ihre Überlegungen im Waltroper Rathaus der Öffentlichkeit vor. Unter den aufmerksamen Zuhörern: „Spione“ der Stadt Datteln (Planungsbehörde) und der Kreisverwaltung Recklinghausen (Grundstückseigentümer). Sie werden ihren Chefs einiges zu berichten haben. Sowohl im Dattelner Rathaus als auch im Kreishaus ist der newPark bislang gesetzt, die politischen Mehrheiten im Rat und im Kreistag sind eindeutig.
„Wir werden mit den newPark-Gesellschaftern und dem Grundstückseigentümer Gespräche führen“, kündigt Marcel Mittelbach an. Die Stadt Waltrop selbst hatte nie in Erwägung gezogen, sich an newPark zu beteiligen oder eigene Flächen für das Industriegebiet zur Verfügung zu stellen.
„Wichtiger Beitrag zur Nahrungsmittelversorgung“
Das neue Bündnis aus Naturschutz, Landwirtschaft, Erneuerbare Energien-Branche und Stadt Waltrop hält das newPark-Konzept für „vollkommen aus der Zeit gefallen“. Das Industriegebiet soll auf einem Areal verwirklicht werden, das im Landesentwicklungsplan (LEP) für „landesbedeutsame flächenintensive Großvorhaben“ reserviert ist. „Die Fläche ist seit 45 Jahren nicht benötigt worden“, sagt Dr. Thomas Krämerkämper, stellvertretender BUND-Landesvorsitzender. Die Umstellung auf erneuerbare Energien sei hingegen von „überragendem öffentlichen Interesse“.
Auf dem Gelände der rund 500 Hektar großen Rieselfelder könnten, so die Akteure, Windräder und Fotovoltaikanlagen mit einer Leistung von 450 MW installiert werden. „Das reicht für eine Vollversorgung der Städte Datteln und Waltrop“, betont Krämerkämper. In Kombination mit dem von der Firma Trianel in Waltrop geplanten Batteriegroßspeicher ergebe sich ein echtes Leuchtturmprojekt.
Auch die Landwirtschaft unterstützt das Vorhaben. Denn die Flächen könnten weiterhin von den Bauern bewirtschaftet werden. Das sei ein wichtiger Beitrag zur regionalen Nahrungsmittelversorgung, erklärt Heinz Boller, Ortslandwirt aus Datteln.
Stadtwerke eine denkbare Option
Den Einwand, dass ein Energiepark keine Arbeitsplätze bringt, weist Thomas Krämerkämper zurück. Es gebe in der Region zahlreiche große, industriell vorbelastete Kraftwerks- und Zechenflächen, auf denen Gewerbe- und Industrie angesiedelt werden könnten. Um Arbeitsplätze zu schaffen, müsse nicht auf die „grüne Wiese“ ausgewichen werden.

Fest steht aus der Sicht des Bündnisses, dass sich beide Konzepte - newPark und newEnergyPark - nicht nebeneinander verwirklichen lassen. Das hat viel mit den Abstandsgeboten bei Windkraftanlagen zu tun, für die sich vor allem der Dattelner Bereich eigne. Für den Energiepark spreche, dass Klimaschutz ein Gebot des Grundgesetzes sei, betont Hans-Josef Vogel, Vorsitzender des Landesverbandes Erneuerbare Energien. Die Wirtschaft profitiere zudem von einer zukunftsfähigen Energie-Infrastruktur, die beteiligten Städte von den Abgaben der Investoren. Die sollen, so hieß es, bereits großes Interesse zeigen. Sogar ein Stadtwerk Datteln/Waltrop sei eine denkbare Option.
Bebauungsplan müsste geändert werden
Um den newEnergyPark zu realisieren, müssten der Landesentwicklungsplan und der Bebauungsplan der Stadt Datteln geändert werden. Würde Waltrop seinen Traum von „Stadt unter Strom“ auch ohne Datteln durchziehen können? Es sei zu früh, um diese Frage zu beantworten, erklärt Waltrops Bürgermeister Marcel Mittelbach.
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