Emscher-Umbau
Leuchtendes Vorbild für Deutschland: Kanzler-Rummel an der Emscher
65 Minuten ist der Bundeskanzler Olaf Scholz in Henrichenburg. Er hält eine bemerkenswerte Rede, abgeschirmt durch umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen, pflanzt Wein und hinterlässt Stolz.
Nach diesem Wochenende erst ist das Emscherland wohl das, was es ein soll: ein Park, eine Naturlandschaft, durch den der Rhein-Herne-Kanal schnurstracks fließt und die Emscher sich schlängelt. Diese Zeltlandschaft, weiße Hallen und Pagoden mit blauem Teppichboden ausgelegt, wirkt wie fremd. Sie steht dort nur vorübergehend, weil gefeiert werden muss: 30 Jahre Emscher-Umbau sind bald am Ende.
Bundeskanzler Olaf Scholz ist geladen, fährt in der Limousinen-Kolonne als letzter vor und nach 65 Minuten als erster wieder weg. Doch er hinterlässt bemerkenswerte Gedanken, in denen er einen Bogen spannt von einem Generationenprojekt hier im Ruhrgebiet zu den Krisen der heutigen Zeit, mit denen er Tag für Tag konfrontiert ist
Am Vortag noch in Regierungs-Klausur auf Schloss Meseberg, am Montag noch eine große Rede zur europäischen Integration in Prag, vergangene Woche in Kanada auf Wirtschafts-Mission: Dass Scholz jetzt in Henrichenburg auftaucht, mit einem Regierungsflieger am Dortmunder Airport gelandet und später wieder Richtung Osten abgeflogen, ist besonders. Wenn er aufläuft und 500 offizielle Gäste geladen sind, dann muss es um etwas gehen.
Uli Paetzel und Ina Scharrenbach nehmen Olaf Scholz in Empfang. © Oliver Volmerich
Bürgermeister Rajko Kravanja hält nicht damit hinterm Berg, dass er an diesem Tag stolzer Castrop-Rauxeler ist. Seine, unsere Stadt schon den ganzen Tag in den Medien als die Stätte, an der der Emscherumbau gefeiert wird: Das gefällt dem Parteigenossen schon Scholz natürlich. Dass er am Abend noch in den Stadtrat geht, um die vielen kleinen Themen der Stadt weiterzutreiben, daran verschwendet er an diesem Vormittag wohl noch nicht so viele Gedanken. Man lässt das gern wirken, was Scholz da gesagt hat.
Ein Polizeihund schnüffelt an den Taschen der Journalisten nach Sprengstoff © Tobias Weckenbrock
Um dabei zu sein, hatten die Gäste sich umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen unterziehen müssen. Am Zugang an der Industriestraße im Henrichenburger Gewerbegebiet auf das Gelände ist die Akkreditierungsstelle für Gäste. Journalisten sollen schon um 9 Uhr da sein. Ein Spürhund des Bundeskriminalamts schnüffelt die Geräte und Taschen der Reporter und Kamerateams ab. Das Gelände ist ansonsten abgesperrt. Überall Polizei, zum Teil mit Hunden.
Scholz: „Mein ganzer Respekt“
Scholz spricht von einem fantastischen Beispiel gelingender Transformation. Von den Zweiflern im Laufe der 30 Jahre, und von dem, was man heute vorfindet: einen geklärten, einen renaturierten Fluss statt der „Köttelbecke“ oder „der Schwatten“, wie man die Emscher im Ruhrgebiet nannte. „Mein ganzer Respekt gilt denen, die hier 30 Jahre lang dieses Gemeinschaftsprojekt geschaffen haben. Ein leuchtendes Beispiel für unser Land“, so Scholz, angesichts aller Krisen, vor denen man heute stehe.
500 geladene Gäste verfolgten die Reden von Kanzler Scholz, Ministerin Scharrenbach und weiteren Vertretern auf der Bühne im Festzelt. © Tobias Weckenbrock
„Dafür brauchen wir einen langen Atem“, sagt er, „wie Sie ihn hier beim Enscherumbau bewiesen haben.“ Scholz spricht von der Bühne die Bürgermeister und Oberbürgermeister vor ihm an, auch die ehemaligen, die Landräte, die Experten aus der Wasserwirtschaft, die Vorkämpfer der Emschergenossenschaft.
Als Ina Scharrenbach und Uli Paetzel ihre Reden vom Podium hinter sich haben, zwei Filme abgespielt sind, ziehen die NRW-Ministerin nebst Paetzel, seinem Kollegen Frank Dudda (Oberbürgermeister von Herne) und Scholz eine Bühne weiter: 50 Meter vom Zeltausgang entfernt ist der Südhang an der Emscher, der mal ein Weinberg wird. Zusammen pflanzen sie vor den Kameras drei Weinstöcke in die trocken-staubige Erde. Sie blicken herab auf den hier schlängelnden Fluss, sie lachen in die Kameras.
Für Reporterfragen ist keine Zeit mehr: Scholz nimmt noch einen Präsentkorb entgegen und steigt dann in die Limousine ein. Die Kolonne fährt vom Gelände. Die Feier geht weiter. Ohne Kanzler. Aber mit guten Erinnerungen an seine Worte.
Viele Eindrücke in Videos und Fotostrecken, die Kanzler-Rede und mehr auf rn.de/castrop
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