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Wespen-Nester

Ein Schädlingsbekämpfer warnt vor einer „Wespen-Mafia“ in Castrop-Rauxel

Dank der sommerlichen Hitze können sich Schädlingsbekämpfer nicht beklagen: In der gesamten Stadt melden besorgte Castrop-Rauxeler Wespennester. Doch für Ärger sorgen nicht nur die Insekten.

Castrop-Rauxel

, 08.08.2018 / Lesedauer: 3 min

Aus einem Schlitz unter den Dachziegeln schwirren die Wespen heraus. Sie tummeln sich über dem Fenster einer älteren Dame aus Pöppinghausen, die den Schädlingsbekämpfer Dirk Diederich gerufen hat. „Hier ist es eindeutig: Das Nest muss weg“, urteilt Diederich fachmännisch und holt eine Leiter aus der Garage.

Entfernung nur bei direkter Gefahr für Hausbewohner

Das sei nicht immer der Fall: Manchmal werde er gebeten, ein Wespennest zu entfernen, das gar keine direkte Gefahr für die Hausbewohner darstellt. „Wenn das Nest zum Beispiel im Schornstein liegt, dann lass ich es in Ruhe“, erklärt der Fachmann. In so einem Fall beanspruche er auch keine Entschädigung. Was allerdings nicht die Regel ist, wie sich herausstellt.

Manch ein Kammerjäger verlange bereits für Anfahrt und Stornogebühr Unsummen, erzählt Dirk Diederich. Einige Betroffene seien sogar bedroht worden, habe er von Kunden erfahren: „Da ist eine richtige Mafia entstanden.“

Hochkonjunktur bei Schädlingsbekämpfern

Durch die extreme Hitze in diesem Sommer scheinen Schädlingsbekämpfer gefragter denn je: Vier bis fünf Nester würde Diederich im Schnitt pro Tag entfernen – auch am Wochenende. Und er zählt sich selbst zu einem der kleineren Unternehmen. Bei der Hochkonjunktur wäre es also kein Wunder, wenn sich eigennützige Personen im Internet als Kammerjäger ausgeben, dann völlig unprofessionell vorgehen und dafür überteuert bezahlt werden wollen. Davor warnte Diederich zumindest in der Facebook-Gruppe „Du bist Castroper, wenn...“.

Bei einer Wespennest-Entfernung seien Preise bis 120 Euro im Rahmen. Kunden hätten ihm jedoch von Rechnungen über 300 bis sogar 600 Euro berichtet.

„Berufsstand gerät in Misskredit“

Mit dem Facebook-Post habe er aufrütteln wollen: „Ich hab gesehen, dass unser Berufsstand in Misskredit gerät“, erklärt der Schädlingsbekämpfer. Auf Facebook nannte er deshalb neben sich auch die Firma Georg und später die Firma Angelkort als weitere Adressen in Castrop-Rauxel. Letztere bestätigt auf Nachfrage, ähnliche Erfahrungen von Kunden gehört zu haben. „Die ersten drei Google-Ergebnisse sind irgendwelche 0800er-Nummern“, sagt Cassandra Lakony dazu. Die Betroffenen bekämen dann dicke Rechnungen aus entfernten Städten wie Duisburg gestellt.

Über einen Stab injiziert Dirk Diederich giftiges Pulver in das Einflugloch der Wespen – das dauert nur wenige Minuten. © Tobias Wurzel

Diederichs Firma SchäRo und die Firma Angelkort habe die Stadt auch der Dame aus Pöppinghausen empfohlen, erzählt diese. Dort habe sie sich nämlich nach lokalen Anbietern erkundigt, statt online nach einem Kammerjäger zu suchen.

Kontakt-Insektizid

Längst nicht jedes Wespennest am Haus muss abgetötet werden. Ein freihängendes Nest könnte ein Schädlingsbekämpfer sogar umsiedeln; aber das komme kaum noch vor, sagt Dirk Diederich. Bei der Dame aus Pöppinghausen bestehe die Gefahr, dass sich die Wespen durch den Dachstuhl fressen. Außerdem liege das Nest in unmittelbarer Nähe von zwei Fenstern. Die möchte die Bewohnerin verständlicherweise wieder öffnen können.

Für den Schädlingsbekämpfer Grund genug, von einer Gefährdung zu sprechen. Die wäre auch gegeben, wenn Wespen sich etwa im Erdreich eines Gartens einnisten, in dem womöglich auch kleine Kinder spielen. Oder bei einem Wespennest im Mauerwerk einer Terrasse.

Kleinste Krümmel des Kontakt-Insektizids reichen aus, um die Wespen abzutöten. © Tobias Wurzel

Um nicht unnötig Mauern aufzureißen, greift Diederich zum Kontakt-Insektizid. Er steigt auf die Leiter und sprüht das weiße Giftpulver an die Einfluglöcher. Das dauert nur wenige Minuten. Stunden später sollten die Wespen verschwunden sein. „Entscheidend ist, dass die Königin abstirbt“, erklärt Diederich. Die Arbeiter würden das Gift für gewöhnlich ins Nest tragen. Das leere Nest könne bleiben. Erst einmal habe Diederich nacharbeiten müssen, weil er ein Einflugloch übersehen hatte.

Einen Tag später bestätigt die Pöppinghauserin auf Nachfrage: Der Einsatz war erfolgreich.

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