Als wir für diesen Text miteinander telefonieren, hat Kristina Kerlen gerade Mittagspause. Sie ist in Münster beim Agravis-Cup des Reiterverbandes Münster: Mannschaftsführerin Dressur des Kreisreiterverbandes Dortmund. Als wir uns am Vorabend für das Telefonat per Messenger-Dienst verabreden, ist es spät. „Ich war bis gerade im Reitunterricht“, schreibt die Trainerin der Reitergemeinschaft Obercastrop.
Die Reithalle auf Hof Knickenberg an der Bochumer Straße und die Ställe bestimmen große Teile des Lebens und Alltags der 47-Jährigen. 2001 trat sie der Reitergemeinschaft im Westen von Castrop-Rauxel bei. Seit 2006/07 engagiert sie sich im Vorstand. Die Mitglieder haben sie zur Sportwartin gewählt. Offiziell.
Vorstands-Beisitzerin Julia Röpert nennt sie die „gute Seele des Vereins“. Nicht von ungefähr: Kristina Kerlen ist Übungsleiterin, konzipiert Lehrgänge für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, organisiert Reitabzeichen-Lehrgänge, bietet neben dem Training Förderreitstunden an und begleitet vor allem Kinder und Jugendliche zu wichtigen Turnieren – wie Dressur-Championat, Kreis- und Westfälische Meisterschaften.
Stolz auf Meisterschaften
Für den Reiter-Nachwuchs brennt sie und führt ihn an den Leistungssport heran. Ihr Faible ist Dressurreiten als Mannschaftssport. Kristina Kerlen schreibt für ihre Mannschaften die Choreografien. „Ich bin stolz, dass wir von 15 Meisterschaften siebenmal die Kür gewonnen haben und sechsmal Meister geworden sind“, sagt sie. Dieser Erfolg bei den Kreisjugendmeisterschaften und die Bronze-Platzierung bei den Westfälischen Meisterschaften fallen nicht vom Himmel. „Das Einstudieren ist für Reiter und Pferd viel Arbeit.“
Julia Röpert schreibt: „Sie war selbst langjährig aktive Reiterin mit Dressur-Erfolgen bis zur Klasse M**. Letztlich hat sie sich kontinuierlich fortgebildet und steht dem Verein nun als Trainerin der Kategorie A für die Dressurförderung zur Verfügung.“
Die Vorstandskollegin der Reitergemeinschaft hat Kristina Kerlen für den Ehrenamtspreis der Stadt Castrop-Rauxel vorgeschlagen. „Das habe ich meinem Vorstand zu verdanken“, sagt die Nominierte. „Ich freue mich über die Wertschätzung. Aber es ist alles normal, was ich tue.“

Das „Normale“ geht bei Kristina Kerlen über das Sportliche hinaus. Als „Mädchen für alles“, wie sie sich selbst bezeichnet, kümmert sie sich noch um die Internetseite und das Facebook-Profil der Reitergemeinschaft Obercastrop, organisiert die Weihnachtsfeier und Ausflüge, bereitet Turniere mit vor.
Ihr Job als Sonderschullehrerin an einer Essener Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie lässt die Vereinbarkeit mit dem Hobby zu. „Ich habe weder Familie noch Kinder“, erwähnt Kristina Kerlen eher nebenbei.
In das ehrenamtliche Engagement investiert sie viel Zeit. „Es gibt einen stallfreien Tag, den Montag“, erzählt die sympathische Reiterin. „An dem promoviere ich nebenher in Sonderpädagogik.“ Der Doktortitel, der dabei rumkomme, sei „nett“. Wichtiger, so klingt es, sind ihr die wissenschaftlichen Erkenntnisse. „Ich mache das auch für die Klinik und das Team.“

Kristina Kerlen die Mannschaftssportlerin. Profession und Ehrenamt sind im Anforderungsprofil nicht weit voneinander entfernt. Ruhe und Vertrauen ausstrahlen sind in der Klinik wie in Training und Wettkampf wichtig. Kinder und Jugendliche lernen hier wie da den Umgang mit Niederlagen. Trotzdem seien die Familien in der Reitervereinigung und in der Klinik natürlich in anderen Lebenslagen.
„Mein eigenes sportliches Interesse habe ich hintenan gestellt“, erzählt die Mannschaftsführerin während der Turnier-Mittagspause in Münster. Trotzdem reitet sie natürlich noch aktiv. Auch beim Training ihrer 15 bis 20 Jugendlichen in der Reitergemeinschaft. Da gibt Kristina Kerlen ihnen Unterstützung aus dem Sattel.
Wer bekommt die Ehrennadel der Stadt?
- Die Ehrennadel der Stadt ist die höchste Auszeichnung für ehrenamtliches Engagement. Seit fast 20 Jahren wird die Auszeichnung beim Neujahrsempfang des Bürgermeisters verliehen.
- Bürger haben für Februar 2025 20 Vorschläge eingereicht. Wir stellen Jochen Schwarm und alle anderen Kandidaten vor und starten Mitte Januar eine Abstimmung, wer die Ehrennadel bekommen soll.
- Der Empfang und die Ehrennadel-Verleihung 2025 stehen unter dem Leitthema Demokratie.
- Viele Projekte, Initiativen und Angebote wären ohne die ehrenamtliche Arbeit von engagierten Castrop-Rauxelern nicht möglich.
„Jetzt kommt der Mann, der alles weiß“: Alois Bredl (78) zeigt Kindern „was die Natur so kann“
Jochen Schwarm (59) hat immer einen Beutel dabei: Er ist sogar auf dem Weg zur Arbeit Müllsammler
Sechs Jahrzehnte voller Ehrenämter in Castrop-Rauxel: Was treibt Klaus-Dieter Wagner an?