Ob in der Mittagspause, nachmittags mit Freunden oder abends vor dem Fernseher – ein Döner Kebab vom Imbiss ist schnell geholt und schmeckt. Aber immer mal wieder kommt die Diskussion auf, ob Imbiss-Buden dieses Gericht überhaupt als „Döner“ verkaufen dürfen. Die „International Doner Federation“ aus der Türkei will den Döner als traditionelle Spezialität schützen lassen. Dann dürften die Spieße nur noch Döner heißen, wenn das Fleisch von Lämmern oder 16 Monate alten Rindern kommt. Auch die Marinade, das Aufspießen, die Garzeit und letztendlich sogar das Abschneiden vom Spieß sollen vorgegeben werden, wenn es sich um den Döner dreht. Entscheiden soll das jetzt sogar die EU. Aber gäbe es dann überhaupt den „echten“ Döner in Castrop-Rauxel? Oder sind das alles Drehfleischspieße?

„Der Dönerbegriff sollte einheitlich bleiben“, findet Selam Tasdemir vom türkischen Imbiss Topkapi in der Castroper Altstadt. „Jeder, der den Spieß hier sieht, weiß, dass es ein Dönerspieß ist. Egal, aus welchem Fleisch er besteht.“ Döner bedeute nur „Drehen“ und sage nichts über das Fleisch aus, erklärt er.
Wenn er einen „echten Döner“ nach den traditionellen Vorgaben verkaufen würde, müsse er etwa 15 Euro dafür verlangen. Seine Kundschaft bestehe aber größtenteils aus Schülern oder Menschen, die in der Innenstadt arbeiten und in ihrer Mittagspause zum Essen kommen. „Niemand würde hier 15 Euro für einen Döner bezahlen“, sagt Tasdemir. Eine Kundin, die dort einen Döner gegessen hat, stimmt ihm zu. „Das wäre mir einfach zu teuer.“
Zudem lohne es sich finanziell nicht für den Topkapi Grill. Der Einkaufswert wäre zu hoch, die Einnahmen würden nicht mehr stimmen, erzählt Tasdemir. Und wenn der Döner so viel teurer wäre, würden ihn weniger Menschen kaufen. Selbst wenn Topkapi als einziger Imbiss in Castrop-Rauxel einen traditionellen Döner verkaufe, würde es nicht automatisch einen hohen Umsatz garantieren, spricht der Chef die wirtschaftliche Perspektive an.
Der 43-Jährige aus der Türkei findet, dass es an der Zeit ist, sich von manchen Traditionen zu lösen. So auch von der Vorstellung eines traditionellen Döners. „Richtig traditionell würde ein Döner nur aus Brot, Fleisch, roten Zwiebeln und vielleicht Tomaten bestehen“, erklärt er. „Aber die meisten Menschen können verschiedenes Dönerfleisch geschmacklich sowieso nicht voneinander unterscheiden, weil es so viele Beilagen dazu gibt.“
Krautsalat und Gurke gebe es heute nur zum Döner, weil die Deutschen das mochten, als der Döner neu war. Die multikulturelle Gesellschaft habe das Land und die Menschen nur bereichert, findet Tasdemir, aber jetzt sei es an der Zeit, neue Traditionen zu schaffen. Deshalb gebe es auch in ganz Castrop-Rauxel keinen „echten Döner“ mehr.
Das sind die Döner-Regeln
Das niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelkontrolle benennt schon aktuell bestimmte Eigenschaften für einen Döner: Er bestehe er aus dünnen Rind-, Kalb-, Schaf- oder Lamm-Fleischscheiben, die aufgespießt werden und gegebenenfalls von Hackfleisch gespickt werden. Der Anteil von Hackfleisch darf aber maximal 60 Prozent des Spießes ausmachen. Sonst muss er als Hackfleisch-Drehspieß gekennzeichnet werden. Wenn Paniermehl als Bindemittel im Fleisch ist, muss das ebenfalls gekennzeichnet werden.
Diese sollen sich nach Wunsch der EU-Antragssteller aus der Türkei dann noch weiter verschärfen. Dies hätte auch Folgen für zahlreiche Geschäfte, die das Wort „Döner“ in ihren Namen tragen, aber im Falle einer Zustimmung der EU-Kommission das geschützte Gericht überhaupt nicht anbieten. Etwa 90 geschützte Spezialitäten gibt es weltweit. Bekannt ist zum Beispiel der Serrano-Schinken oder die neapolitanische Pizza.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 24. Juli 2024.
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