Das Ernst-Barlach-Gymnasium gehört zu den vier größten Schulen in Castrop-Rauxel. Nicht groß genug offenbar: Die Stadt plant einen beträchtlichen Neubau auf der Wiese vor dem Gebäudekomplex. Sie hat dafür 3,8 Millionen Euro eingeplant. Laut Investitionsdringlichkeitsliste ist unklar, wie viel davon sie am Ende selbst finanzieren muss. Der Grund ist nämlich die Rückkehr zu G9.
Da es sich dabei um eine Entscheidung der Landesregierung handelt, das Abitur nicht mehr nach 12, sondern wieder nach 13 Schuljahren zu erreichen, ist es vielleicht auch Sache der Stadt, den Bau zu finanzieren. So jedenfalls kann man die städtische Liste lesen: „Refinanzierung ist zumindest teilweise aus Belastungsausgleich G9 beabsichtigt, kann aber noch nicht konkret beziffert werden“, steht dort.
Diese lange Liste von 25 DINA4-Seiten ist Teil eines Gesamt-Beschlusses des Stadtrates zum Haushalt. Der Etatplan für 2024 umfasst eben auch Investitionen. Trotz des Defizits von über 43 Millionen Euro. Die Politik verabschiedete das Paket inklusive Stellenplan. Aber wie die Aufsichtsbehörde, also der Kreis Recklinghausen und die Bezirksregierung Münster, mit diesem dicken Minus umgehen werden, ist noch nicht klar.
Klar ist: Die Schule braucht den Platz. Denn durch die Rückkehr zu G9 werden über 100 Schüler mehr an der Schule lernen und arbeiten. Es wird immerhin ein zusätzlicher Jahrgang dort beschult. Und dafür reicht der Platz nicht.
Gründach und PV-Anlage fürs EBG
Stadtsprecherin Maresa Hilleringmann formuliert das auf Anfrage unserer Redaktion so: „Damit dem EBG nach der Umstellung auf G9 ausreichend Unterrichtsräume zur Verfügung stehen, soll auf der Wiese an der Lunastraße vor dem bestehenden Pavillon ein Neubau mit Erd- und Obergeschoss mit insgesamt sechs Klassenräumen und WC-Räumen für Schüler und Lehrer entstehen.“
Das Gebäude soll in Holzrahmenbauweise errichtet werden. Das geschieht mit Modulen, die vormontiert angeliefert und dann an Ort und Stelle zusammengesetzt werden. In Dortmund sind zuletzt mehrere Schulen in dieser Weise ausgebaut worden. Obendrauf kommen Gründach und Photovoltaik-Anlage, so Maresa Hilleringmann. Ein Aufzug schafft Barrierefreiheit. Für dieses Jahr ist die Planung vorgesehen. Der Bau folgt später.

Neben dem Neubau am EBG baut die Stadt zurzeit noch an der Fridtjof-Nansen-Realschule. Der dortige Ersatzbau sollte schon fertig sein, die Fertigstellung verzögert sich aber. Weitere geplante Maßnahmen betreffen die Gesamtschule Ickern, die jedes Jahr um einen Jahrgang aufwächst und darum immer mehr Raumbedarf im Schulkomplex in den Aapwiesen hat (rund 3 Millionen Euro). Cottenburgschule (1,4 Millionen Euro für OGS und Mensa), Grundschule Alter Garten (Anbau für rund 700.000 Euro, Mensa für rund 500.000 Euro) sowie Lindenschule (Planung eines Ausbaus OGS/Mensa 100.000 Euro, Küche 40.000 Euro) und Willy-Brandt-Gesamtschule (neue Lehrküche, 145.000 Euro) sind ebenfalls schon einkalkuliert.
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