
Tim Stracke aus Waltrop wässert mit seinem Feuerwehr-Oldtimer die trockene Hecke der Burg in Henrichenburg. © Tobias Weckenbrock
Feuerwehrauto-Besitzer Tim Stracke rettet Castrop-Rauxel in der Dürre
Wasser-Einsatz
Dieser Mann ist ein Segen für Castrop-Rauxel: Mit seinem privaten Feuerwehrauto fährt Tim Stracke dorthin, wo Dürre größte Probleme macht. Jetzt goss der Waltroper Hecken in Henrichenburg.
Am Wochenende war er im Erin-Park im Einsatz und wälzte das Wasser im Erin-Teich drei Stunden lang um. Hinterher sah der vorher von Algen überzogene Teich wieder gesund aus. Das bestätigt auch Castrop-Rauxels Stadtgrün-Chef Klaus Breuer. Tim Stracke aus Waltrop opfert dafür seine Freizeit. Am Donnerstag (25.8.) folgte der nächste ungewöhnliche Retter-Job in Henrichenburg.
Das Blattwerk der Buchenhecken sieht aus wie im Spätherbst: verdorrt und trocken, braun und leblos. Sie zeichnen den Grundriss der „Henrichenburg“ nach, die einst dort stand, wo heute die Wartburgbrücke den Rhein-Herne-Kanal überspannt. Doch sie sehen aus, als hätte die Dürre sie dahingerafft.
Sicher nicht, sagt Klaus Breuer, der sich mit den Gewächsen in der Stadt auskennt wie kein Zweiter: Sie werde diese Trockenheit schon überleben, versicherte er, aber es sei schon dringend geboten gewesen, hier in größerem Maße mit Wasser nachzuhelfen.

Tim Stracke (r.) aus Waltrop und Tobias Kuligga aus Dortmund kümmern sich in der Freizeit um die Natur in Castrop-Rauxel: Jetzt wässerten sie die vertrocknete Henrichenburg an der Freiheitstraße. © Tobias Weckenbrock
Seine Gärtner-Mannschaft von knapp 35 Personen könne das nicht stemmen. So fehlte auf der einen Seite genau das Gerät, über das Tim Stracke verfügt. Auf der anderen Seite die Zeit, die ganzen Grünflächen der Stadt auch noch zu gießen.
Darum war er froh, als Tim Stracke und er vor zwei Jahren erstmals miteinander sprachen. Stracke, der 35-jährige Notfallsanitäter aus Waltrop, der einen Magirus-Deutz-Feuerwehr-Oldtimer besitzt. „Ich wollte einen Oldtimer haben, am Ende ist es ein Feuerwehrauto geworden“, sagt er. Das sei Zufall gewesen, aber nun sei er sehr glücklich damit, auch wenn der 13,5-Tonner auf drei Kilometer etwa einen Liter Sprit verbraucht – hochgerechnet also mehr als 30 Liter auf 100 Kilometer.
Tanklöschfahrzeug von Werksfeuerwehr abgekauft
Es ist im Jahr 2020 das TLF 16/25 (Tanklöschfahrzeug) geworden, das in einer Papierfabrik als Werksfeuerwehrfahrzeug in Oberkirch im Einsatz war und nur 14.000 Kilometer auf dem Tacho gehabt habe. Mit ihm kann er auch einen Anhänger ziehen, auf dem ein Schaumwasserwerfer transportiert wird. Nur das Blaulicht musste er abkleben, nahm aber blaues Panzerband dafür.

Tobias Kuligga aus Dortmund am Schaumwasserwerfer. 9 Kubikmeter verschossen er und Stracke am Donnerstag in einer haben Stunde auf die Hecke der Henrichenburg. © Tobias Weckenbrock
50 Meter weit, sagt Tim Stracke, könne er mit der Kanone feuern, die über zwei B-Schläuche betankt werden kann. „Ich habe den städtischen Aufruf gesehen, doch bitte Stadtbäume zu gießen“, sagt er, „dann habe ich mich gemeldet.“
Von einem Hydrant auf der Wartburgbrücke kommt an diesem Donnerstag das Wasser. Standrohr drauf, Schlauch die Treppe herunter ausgerollt und los: In einer halben Stunde schoss er bei 34 Grad Außentemperatur rund 9000 Liter Stadtwasser auf die Hecke. „Das macht ja auch Spaß“, sagt Stracke zu seiner Motivation. Und wenn man die Möglichkeit hat, sein Auto sinnvoll zu nutzen, dann macht man das auch gern.“
Sein Kumpel Tobias Kuligga (41) aus Dortmund, den er von Oldtimer-Treffen kennt, hilft ihm dabei. „Und es ist wichtig für den Wagen, dass er und auch die Pumpe immer mal wieder laufen“, so Stracke.

Tim Stracke (35) hat eine Leidenschaft für Oldtimer. An das Feuerwehrauto kam der Waltroper durch Zufall. © Tobias Weckenbrock
Drei Stunden, sagt er, habe er eingeplant für diesen Einsatz. So in etwa wie am Wochenende, als er den Algenteppich vom Erin-Teich verbannte. „Tolles Engagement“, lobt Stadtgrün-Chef Klaus Breuer ihn, der Tim Stracke zu dieser Hecke beordert hatte. Die Stadt brauche die Bürger, gerne auch die aus der Nachbarschaft, in diesem Dürre-Sommer. „Dafür werden wir ihm zumindest mal eine Tankfüllung Sprit sponsern“, so Breuer.
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Grün wird die Hecke an der Henrichenburg in diesem Sommer ganz sicher nicht mehr. Aber den Winter kann sie so besser überstehen und besser ins neue Jahr 2023 starten.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
