
Drei Abgänge vom ASG: Hans-Detmar Pelz (l.), Hannelore Meisel und Michael Schembecker verlassen das Gymnasium in diesem Jahr. © Julian Welz
69 Jahre geballte Lehrer-Power: Drei Urgesteine verlassen das ASG Castrop
Gymnasium
In diesem Jahr gehen drei Lehrkräfte des Adalbert-Stifter-Gymnasiums in Pension. Sie erinnern an zusammen 69 Jahre an der Schule und sprechen über Abschied und die Zukunft des ASG.
Häufig haben Kinder zu ihren Lehrerinnen und Lehrern ein sehr enges Verhältnis. Man erinnert sich auch im Erwachsenenalter noch an die Lieblingslehrer der Schulzeit. Besonders die langjährigen Lehrer werden oft von allen Seiten geschätzt und respektiert.
Umso schwerer fällt der Abschied, wenn sie irgendwann in den Ruhestand gehen und die Schule verlassen. So ergeht es jetzt dem Adalbert-Stifter-Gymnasium in Castrop-Rauxel.
Gleich drei Lehrkräfte verlassen in diesem Sommer das ASG, um in den Ruhestand zu gehen: der stellvertretende Schulleiter Hans-Detmar Pelz.
Pelz (Informatik, Mathematik und Physik), Hannelore Meisel (Mathematik und Physik) und Michael Schembecker (Musik und Sozialwissenschaften) nehmen nun Abschied vom ASG. Mit uns blicken sie vorher zurück auf ihre langjährige „Lebensaufgabe“.

Zusammen 69 Jahre haben die drei Lehrkräfte an dem Gymnasium in Castrop-Rauxel verbracht. © Julian Welz
Abschied mit gemischten Gefühlen
Für die drei Lehrkräfte sei der Abschied auch ein neuer Anfang: die Pension. Das heißt: Mehr freie Zeit und ein Wegfall der beruflichen Verpflichtungen. Alle drei betonen das im Gespräch mit unserer Redaktion.
Der Abschied falle ihnen aber nicht leicht. „Wie so oft im Leben, man hat ein lachendes und ein weinendes Auge“, sagt Hannelore Meisel nachdenklich. Vor allem die Arbeit mit Menschen habe sie in ihrem Beruf geschätzt und jeden Tag genossen.
Dabei sei ihr vor allem das Helfen wichtig gewesen: Besonders schön seien für sie stets die Momente gewesen, in denen sie dazu beitragen konnte, dass jemand den richtigen Weg für sich findet. Deshalb will sie auch in ihrer Pension das Helfen nicht aufgeben: Sie wolle sich schon bald nach einer ehrenamtlichen Tätigkeit umsehen.
Auch für Hans-Detmar Pelz ist der Abgang ein zwiespältiges Ereignis: „Wir haben die Arbeit sehr gerne gemacht, waren mit Leib und Seele dabei. Aber irgendwann ist Schluss.“ Er blickt dabei auf sein Alter. Mit 64 Jahren müsste der stellvertretende Schulleiter eigentlich noch zwei Jahre arbeiten, findet aber: „Das Leben ist endlich und man will auch im Ruhestand noch das ein oder andere erleben.“
Michael Schembecker möchte als Pensionär ebenfalls noch etwas erleben. Er freue sich auf das, was kommt, vor allem die eigene Musik. Mit der möchte er sich nun intensiver beschäftigen. Er war 28 Jahre am ASG und findet: „Die 35. Lehrerkonferenz mit immer wieder den gleichen Themen muss man dann nicht noch mal haben.“ Manchmal sei die Arbeit zu sehr zur Routine geworden.

Hans-Detmar Pelz will seine Pension genießen. Er gibt jungen Kollegen mit, dass man als Lehrkraft flexibel sein muss. © Julian Welz
Die Höhen und Tiefen des Lehrerdaseins
Auf ihre Zeit am ASG blicken die drei zufrieden zurück: Sie hätten über die Jahre viel erlebt und einzigartige Erfahrungen gemacht. Dabei betonen die drei stets die Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern, die Kerngeschäft ihres Berufes sei.
Für Schembecker hinterließ vor allem die Musik ganz besondere Erinnerungen. Er leitete die Bigband und das Schulorchester des ASG. Besonders glücklich blickt er auf die Veröffentlichung dreier CDs zurück: „Das waren Höhepunkte, mit Schülern im Tonstudio Aufnahmen machen zu können.“
Die langjährige Tätigkeit am ASG hatte für die Lehrkräfte aber auch Tiefpunkte und Momente, mit denen sie nicht direkt umzugehen wussten. „Schwierig ist es immer dann, wenn man Kollegen oder Schüler verliert“, erklärt Schembecker. Diesen Fall erlebte und begleitete er als Beratungslehrer im Jahr 2018. Zwei Schüler kamen bei einem Unglück ums Leben. „Das war eine Ausnahmesituation. Das möchte man eigentlich nicht erleben, aber es passiert leider“, sagt er heute.

Hannelore Meisel findet: Junge Kollegen sollten vieles nicht persönlich nehmen und sich das gute Miteinander bewahren. © Julian Welz
Herausforderung: Digitalisierung
Auch wenn Schulen wegen ihrer Ausstattung oft in der Kritik stehen, sei die Digitalisierung auch an ihnen nicht vorbeigegangen. Lehrerinnen und Lehrer mussten sich immer wieder mit neuer Technik anfreunden und stetig dazulernen. Mit ihrer Erfahrung erlebten die drei diesen Wandel komplett mit.
Als Mathelehrer erinnern sich Hans-Detmar Pelz und Hannelore Meiser an die Einführung des Taschenrechners. „Das war mehr oder weniger ein Skandal“, sagt Pelz heute und kann sich ein Lachen nicht verkneifen.
Änderungen seien stets erstmal kritisch beäugt worden. Kritik, meint er, sei an vielen Stellen auch berechtigt. Zwar eröffne die Digitalisierung neue Möglichkeiten, bringe jedoch auch Probleme mit sich. Aktuell verschlechterten sich Rechtschreibung und Handschrift bei den Schülern. Solche Problematiken müsse man in den Griff bekommen.

Michael Schembecker will sich in seiner Pension musikalisch ausleben. © Julian Welz
Musikalische Nachfolge noch nicht geklärt
Die drei Lehrkräfte, die in diesem Jahr das ASG verlassen, hinterlassen neben schönen Erinnerungen, traurigen Schülern und wehmütigen Kollegen auch eine Reihe von Aufgaben, die nun in andere Hände fallen sollen: Die Nachfolgen für die Koordination der Mittelstufe, aktuell übernommen von Hannelore Meisel, steht schon fest. Auch ein neuer stellvertretender Schulleiter ist schon gefunden. Die Nachfolge für die von Michael Schembecker geleitete Berufsberatung steht ebenfalls fest.
In der Musik sehen die Dinge jedoch anders aus: Schembecker leitete Bigband und Schulorchester. Wer das übernimmt, ist aktuell noch nicht klar. Die jungen Kollegen müssen selbst entscheiden, ob die Projekte in der Form weitergeführt werden, sagt Schembecker. Eines stehe fest: „Musiklehrer werden erstmal nicht eingestellt.“ Die Schule sei in dieser Hinsicht gut besetzt.
Jahrgang 1998, gebürtiger Sauerländer, 2017 Umzug nach Dortmund. Lehramt studiert, dann doch zum Journalismus gekommen. Mag Geschichte, mag Kultur, mag Digitales, vor allem aber gute Geschichten.
