Nils Bettinger (FDP) ist sicher das digital präsenteste unter den Ratsmitgliedern. Er beantwortet Anfragen über alle Kanäle schnell und bringt sich in viele Diskussionen bei Facebook ein – oder initiiert sie sogar. © Tobias Weckenbrock
Lokalpolitik
Digitale Politiker sind im Castrop-Rauxeler Rat nicht die Regel
Digitale Politik? Die eine Hälfte der Castrop-Rauxeler Ratsmitglieder ist aktiv auf Facebook, die andere nicht. Unsere Umfrage war schwieriger als gedacht.
Bürgernähe bedeutete für Lokalpolitiker früher, in möglichst vielen Vereinen aktiv zu sein und sich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Aber die Zeiten ändern sich. Im Informationszeitalter gilt es, in sozialen Netzwerken stets ansprechbar zu sein, schnell zu reagieren und sich zu politischen Themen zu äußern. Manche Lokalpolitiker gehen den Trend mit, andere nicht. Die Befürchtungen vor der Technik sind ebenso groß wie die Euphorie.
Obama und Co. haben es vorgemacht: Durch ein geschicktes Online-Marketing über Facebook, Twitter und Co. gewann er viele Wählerstimmen. Gerade junge Wähler schätzen seither diese neue Form von Bürgernähe. Nur hatte er damals ein ganzes Team, das die Kanäle betreute. Ein ehrenamtliches Ratsmitglied aus Castrop-Rauxel muss das selbst machen.
Mehrmalige Nachfrage war nötig
Die Redaktion formulierte einen Fragebogen, sendete ihn per E-Mail an die 50 Ratsmitglieder und den Bürgermeister. Damit begann eine Recherche, deren Aufwand groß wurde, weil zunächst etliche E-Mails automatisch zurückkamen: Die im Internet auf Parteiseiten veröffentlichten Adressen waren nicht aktuell. Nach einer Frist von einer Woche hatte der Großteil noch nicht auf die kurzen Fragen geantwortet. Auch die telefonische Nachfragen gestalteten sich teils schwierig. Sind unsere Ratsmitglieder überhaupt erreichbar genug?
Am Ende ließ sich doch ein Ergebnis ableiten: Von den 26 Rückmeldungen, die wir schlussendlich hatten, gaben 12 an, beim einschlägigen, alle offene Web-Kommunikation in Deutschland dominierenden Netzwerk Facebook zu sein. 14 gaben an, dass sie Facebook nicht nutzen. Von den Facebook-Mitgliedern gaben acht an, das Medium auch politisch zu nutzen.
„Meine Daten gehören mir“
Meinungen gegen Facebook sind vielfältig: „Ich möchte das nicht“ (Volkmar Bendl, SPD), „Meine Daten gehören mir“ (Ulrich Werkle, Grüne) und „Ich finde es zum Kotzen“ (Ingo Boxhammer, die Linke) auf der einen Seite. Die Politiker, die Facebook nutzen, sehen als Vorteile unter anderem verbesserte Kommunikationsmöglichkeiten, hohe Erreichbarkeit und direkte Interaktion mit den Bürgern. Aber auch unter diesen Befragten gibt es Befürchtungen: nicht stets erreichbar sein zu müssen, dass das Internet nie vergesse und die Anfeindungen niedrigschwelliger seien.
Oft wurde die Gruppe „Du bist Castroper, wenn...“ erwähnt. Hier finden Online-Sprechstunden von Bürgermeister Kravanja (SPD) statt. Parteikollege Hendrik Moryson (SPD) sagt, er sei wegen der vorherrschenden Polemik aus der Diskussionsgruppe mit ihren über 20.000 Mitgliedern ausgetreten.
Der lokale Platzhirsch unter den digitalen Politikern ist sicherlich Nils Bettinger von der FDP. Er gibt selbst an, mehrmals täglich etwas bei Facebook zu veröffentlichen. „Man muss den Honig aus den positiven Antworten saugen“, sagt er zu Anfeindungen.
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