Am Eingang des BBQ Point in Henrichenburg grillt Jörn Fischer, wenn es die Zeit zulässt, ein paar Würstchen für die Mitarbeiter. Dabei können die Grills im Shop weitaus kompliziertere Gerichte herstellen. © Tobias Wurzel
Grill-Hype
Diese Geräte können mehr als nur Fleisch-Bruzzeln
Der Grill-Hype hält an: Riesen-Stationen sorgen dafür, dass ganze Menüs auf den Terrassen entstehen. Sie erkennen, wann das Essen fertig ist. Eines muss der Grillmeister aber selbst machen.
Der Anblick von verchromten, mattschwarzen Multifunktions-Grills ist in schmucken Reihenhaussiedlungen nicht selten. Das Fleisch-Bruzzeln allein reicht da oft nicht mehr aus; ganze Menüs lassen sich auf den modernen Stationen grillen – Desserts inklusive.
Das Wettrüsten im Garten habe laut Jörn Fischer etwa 2013 begonnen. „Und das hält an“, sagt der Castrop-Rauxler, dessen Team 2014 den Deutschen Grill- und Barbecue Meister der Amateure gewann und 2017 Vize-Weltmeister in der Kategorie „Pork Ribs“ wurde. „Der Hype hat noch nicht seinen Höhepunkt erreicht.“ Ob Gas-, Kohle- oder Elektrogrill, die Hersteller bringen ständig neue Geräte auf den Markt.
Grillen per Smartphone
Eine Neuheit ist etwa der Smart-Grill „Weber Pulse“, der seine Temperatur selbst erfühlen und steuern kann. Über zwei Räder dreht der Grillmeister voll auf, die Heizstäbe beginnen zu glühen. Nach einiger Zeit zeigt die Anzeige über 300 Grad. „Der Grill merkt, ob der Deckel auf oder zu ist und hält die Temperatur konstant.“
Per Smartphone lässt sich die steuern. Wenn das Fleisch fertig ist, meldet sich der Grill. „Nur Wenden muss man noch selbst“, scherzt Jörn Fischer.
Ein sogenannter Smart-Grill hält die Heizstäbe konstant auf der eingestellten Temperatur, auch wenn man die Haube einmal öffnet. Mit integrierten Temperaturfühlern kann man auch die Fleischtemperatur kontrollieren. © Tobias Wurzel
Am stärksten sieht er den Trend zum Gasgrill: Schnelligkeit und Sauberkeit seien hier im Vergleich unschlagbar. An einem Modell der Marke Napoleon etwa leuchten neun Regler in Rot und Blau. Auf den unterschiedlichen Temperaturzonen können mehrere Gänge mit Beilagen gleichzeitig garen. Schließlich kann ein guter Grill nicht nur Fleisch braten: Ganze Abendessen werden auf der Terrasse zubereitet.
Alles ist möglich
Fisch, Gebäck, Spargel, sogar veganes Grillen – alles möglich. „Mich überrascht gar nichts mehr“, sagt Jörn Fischer. Die Klassiker Bauchfleisch, Bratwurst oder Nackensteak gelten eher als Appetizer im mehrgängigen Menü, wenngleich Fleisch weiter den Hauptbestand ausmache.
Bei immer teureren Grills sollte auch die Fleischqualität stimmen: „Die Kunden, die zu uns kommen, legen sicher Wert darauf“, bestätigt Metzgermeister Willi Bols. Allerdings weiß er, dass lokale Metzgereien den bundesweiten Fleischkonsum nur zu einem Bruchteil decken. Diese Kunden schätzen den fachlichen Rat, etwa zur Zubereitung oder Fleischreifung. Außerdem seien im Fachgeschäft sogar Wurstwaren weitgehend frei von Konservierungsstoffen.
Der Castrop-Rauxler Jörn Fischer regelt die verschiedenen Temperaturen an einem Gasgrill der Marke Napoleon. © Tobias Wurzel
Um die Kunden zu jeder Ware beraten zu können, müssen sich die Metzgerei-Mitarbeiter stets über den aktuellen Stand informieren. „Bei den meisten Grills ist das Handling ja ähnlich“, erklärt Willi Bols. „Aber man merkt schon: Vom Equipment sind die Kunden manchmal besser ausgestattet als wir.“
Für Gerichte die über mehrere Stunden garen müssen, gibt es inzwischen Smoker, die per Schneckenantrieb selbstständig Pellets nachwerfen und entzünden. Ein Sensor prüft im Sekundentakt die Temperatur. Laut Feuerwehr sei das eine gesicherte Feuerstelle, erklärt Jörn Fischer. „Das schlimmste, was passieren kann, ist, dass der Brennstoff ausgeht.“
Gleichmäßiges Garen
Doch wer das Grillen zelebrieren möchte, greift wohl trotzdem zum Holzkohle-Grill. Nicht nur bei Smokern gibt es technische Optimierungen: Im kugelförmigen „Weber Summit“ kann man das Grillgut langsam und bei gleichmäßiger Luftzirkulation garen. Dank einer Doppelluftkammer und des Metallkörpers lässt sich die Hitze hier schnell regulieren.
Anders als beim Keramikgrill, einem weiteren Trend. Hier nimmt die Form die Energie und Feuchtigkeit auf und gibt sie gleichmäßig wieder zurück. Eine Temperaturveränderung kann da aber bis zu 20 Minuten dauern.
In Keramik-Grills, so erläutert es Jörn Fischer, lässt sich Fleisch gleichmäßig garen. Allerdings reagiert der Grillkörper nicht sehr schnell auf Temperaturveränderungen. © Tobias Wurzel
Entgegen des Trends, dass der Grill dem Grillmeister möglichst viele Aufgaben abnimmt, stehen rustikale Feuerstellen: Eine ringförmige Stahlplatte etwa zieht sich um einen brennenden Holzscheit. Darauf kann man in geselliger Runde sein Grillfleisch platzieren. Die Position gibt den Hitzegrad vor – also eher etwas für Kenner.
Grill-Workshops
Jörn Fischer gibt im Castrop-Rauxler BBQ Point, Industriestraße 16, Grill-Workshops. Aus seiner Erfahrung weiß er, dass sich hochwertiges Grillen nicht auf einzelne Gesellschaftsschichten beschränke: „Es kommen Pärchen, Familien, ältere Herren.“
Ob manch ein Grill-Fan bei den vielen Fleischvariationen nicht überfordert ist? –Nein, sagt Jörn Fischer. „Die Leute haben oft genaue Vorstellungen vom Grillen.“ Das bestätigt auch Metzgermeister Willi Bols. „Aber es gibt weiter Kunden, die einfach leckeres Bauchfleisch lieben.“ Schließlich sei alles was früher gegrillt wurde, heute nicht gleich schlecht, sagt Bols.
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