
© Ronny von Wangenheim
Die Lieferbar im Check: Beliebtheit von Sushi & Co wird zum Problem
Abhol-/Lieferdienst-Test
Die Lieferbar bringt erst seit zwei Monaten asiatische Küche mit Sushi und Bowls in die Wohnzimmer. Und das offenbar mit großem Erfolg. Wir wollen das Angebot testen und drohen zu scheitern.
Die Lieferbar gibt es erst seit Mitte März. Marlen Kempf, eigentlich Chefin im Parkbad Süd, hatte das neue gastronomische Angebot aus der Corona-Not heraus entwickelt. Sushi und Bowls – das gebe es noch nicht in Castrop-Rauxel, so erzählte sie anlässlich der Eröffnung.
Auf dem Hof Schulte-Rauxel, Rieperbergstraße 98, wo früher Korn gebrannt wurde, wird jetzt also Fisch mit Reis vereint. Im Blick hat Marlen Kempf nicht nur die Castrop-Rauxeler Kunden, sondern auch Sushi-Fans aus Dortmund, Bochum und anderen Städte im Umkreis. Das funktioniert offenbar super, wie wir an unserer Bestellung merken.
Die Bestellung
Auf der Homepage die-lieferbar.de haben wir viele Positionen gefunden, die uns gefallen. Viele Nummern stehen auf unserem Zettel, die wir dann telefonisch unter (02305) 4435544) weitergeben. Die bei Google angegebene Nummer 01577 8772752 funktioniert auch. Wir haben am Nachmittag angerufen und für 18 Uhr zur Abholung bestellt. Kein Problem, wird uns versichert.
Es ist Mittwochnachmittag, am Donnerstag ist kein Feiertag, da fühlten wir uns auf der sicheren Seite. Denn der Hinweis auf der Homepage hatte uns schon etwas alarmiert. „Da wir stets frisch produzieren, können wir leider nur eine begrenzte Anzahl an Bestellungen pro Öffnungstag erfüllen“, heißt es da. Und um frühzeitige Bestellung auch außerhalb der eigentlichen Öffnungszeiten werde gebeten.
Lieferung klappt nicht zum vorgesehenen Termin
Und so kommt es, wie es nicht kommen sollte. Ein Anruf erreicht uns: 18 Uhr klappt nicht, eventuell 20 Uhr. Eigentlich passt uns das gar nicht: Denn ich wollte das Bestellte abholen und nach Witten mitnehmen. Die Lieferbar verspricht, weil die Absage so spät kam, alles auch nach Witten zu liefern, obwohl die Stadt eigentlich nicht zu ihrem Einzugsbereich gehört. Das rettet uns den Abend. Um 20.30 Uhr ist dann alles da. Aber besser spät als nie...
Später sehe ich, dass für die Lieferung nichts extra berechnet wird. Üblicherweise werden 2,50 Euro bei einer Strecke über 15 Kilometer draufgeschlagen, dann ist der Mindestbestellwert auch 40 Euro. Für Lieferungen im Umkreis von 15 Kilometern gilt ein Mindestbestellwert von 20 Euro. Abhol- und Lieferzeiten sind von Mittwoch bis Sonntag von 14 bis 20 Uhr.
Die Speisekarte
Die Karte enthält Salate, Suppen, Poke Bowls, dann viele verschiedene Sushi, Sashimi und Desserts. Wir haben für unseren umfassenden Lieferdienst-Check aus mehreren Kategorien gewählt und merken später, dass auch drei Menschen satt geworden wären. Dessert hätte ich in Zusammenhang mit Sushi zum Beispiel normalerweise nicht bestellt. Doch das wäre ein Fehler gewesen.
Die Verpackung
Die erste positive Überraschung ist die Verpackung. Viel Pappe und kompostierbares Material umhüllt die Produkte. Durchsichtige Folie gibt in der großen Box einen appetitanregenden Blick auf die Sushis frei. Und die Sojasauce ist in kleinen Plastiktöpfen verpackt. Die beiden Nachspeisen werden sogar im Schraubglas angeliefert.

Die Verpackung enthält nur wenig Plastik. Der Nachtisch kommt im Schraubglas. © Ronny von Wangenheim
Das Essen
Zum Auftakt probieren wir die warme Suppe. Wir haben uns für Tom Kha Gai (5 Euro) entschieden. Huhn, Pak Choi, Tomate und Glasnudeln schwimmen in der leicht scharfen Suppe, die typisch asiatische Aromen hat. Das ist ein guter Auftakt.
Alles andere kommt dann zusammen auf den Tisch. Bei den Poke Bowls haben wir uns gleich für die luxuriöseste Variante entschieden. In der Samurai Bowl (14 Euro) ruhen auf Sushi-Reis Lachs, Tuna, Garnele, Jakobsmuschel, Tobiko Kaviar (Fischrogen), Ingwer, Avocado, Wasabi Wakame. Alles ist sehr frisch und offensichtlich von guter Qualität. Und auch wenn es „nur“ Reis ist: Der Sushi-Reis, vor allem, wenn er auf die japanische Mayo trifft, ist unglaublich lecker. Andere Bowls, darunter eine vegane Green Peace Bowl, kosten zwischen 9,60 und 12 Euro.

Die Samurai Bowl enthält viel frischen Fisch. © Ronny von Wangenheim
Einige der Zutaten entdecken wir auch bei den Nigiris, Makis, Inside Out Rolls, die wir ausgewählt haben. Mein Favorit ist eines der Specials: In „Green Dragon“ (9 Euro für acht Stück) stecken viele Komponenten: Aal, Avocado, Gurke, Tamagoyaki (japanisches Omelett), Unagi (Süsswasseraal)-Sosse und Sesam.

In einer großen Pappbox kommen die verschiedenen Sushi. Der Tunfisch in der rechten hinteren Ecke ist beim Transport etwas zusammengerutscht. © Ronny von Wangenheim
Aber auch der flambierte Lachs mit Frühlingszwiebeln (4,50 Euro für 2 Nigiri) ist sehr lecker. Erstaunlich, welchen Unterschied das kurze Anflämmen des Fischs verglichen mit den rohen Varianten ausmacht. Bei den Inside Out Rolls gefällt uns noch der Crispy Ebi Roll mit Tempura Garnele und Bonito-Flakes (7 Euro für 8 Stück), aber auch die Maki mit Tuna oder Avocado (5 Euro für 8 Stück) schmecken gut.

Der Lachs wird kurz angeflämmt. © Ronny von Wangenheim
Wir haben außerdem zwei verschiedene Sashimi bestellt: vom Thunfisch und von der Jakobsmuschel (je 5,50 Euro). Hier zeigt sich besonders, was auch die Sushi ausmacht: Die Köche in der Lieferbar setzen auf gute Produkte, die sie oft ganz unverfälscht lassen. Auch Thunfisch und Jakobsmuschel kommen ganz pur daher.
Die Jakobsmuschel wurde durch Limettenscheiben kalt gegart, die Frische der Limette passt gut. Nur beim Daikon-Karottensalat hätten wir uns dann doch etwas Würzung gewünscht. Die Mischung aus feinst geschnittenem Rettich und Karotte schmeckt für uns leider nach nichts.
Dessert ist nicht asiatisch, schmeckt aber bombig
Und noch eine kleine Kritik. Wir hatten ja allerlei Sushi bestellt. Der kleine Wasabi-Klecks in der Schachtel hat dafür nicht gereicht. Und auch vom eingelegten Ingwer hätten wir gerne mehr gegessen.
Beim Dessert werden wir überrascht. Asiatisch schmeckt „Bomb“ (5,10 Euro) wirklich nicht. Im Glas steckt ein Cheesecake, wobei statt eines Bodens die Teigkrümel auf der Quarkmasse liegen. Echt bombig. Pot de Crème gibt es in zwei Varianten (5,10 Euro). Wir haben uns gegen „au chocolat“ und damit für die unbekanntere Variante entschieden. Die Süße der Creme, die herbe Süße von Ahornsirup und dazu Maldon Salz ist für mich sehr gut austariert. Für andere könnte es eventuell eine Prise Salz zu viel sein.
Fazit
Für knapp 80 Euro bekamen wir Essen, das auch für drei Personen gereicht hätte und auch einige teurere Varianten enthielt. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt – und das nicht nur bei den Sashimis mit durchaus teuren Grundprodukten. Vor allem die Frische der Produkte hat überzeugt.
Und geschmeckt hat es auch sehr gut. Dass man bei spontaner Lust auf Sushi riskieren muss, nicht mehr bestellen zu können, ist dagegen nicht so gut. Ob Die Lieferbar hier noch mehr Kapazitäten hat? Sonst könnte sie an ihrem eigenen Erfolg scheitern.
Netzstimmen
Nur zwei Monate auf dem Markt, da finden sich noch nicht allzu viele Bewertungen. Bei Google gibt es 14 Bewertungen, die zusammen 4,3 von 5 ergeben. „Super leckeres Sushi. Nettes Team. Sowas fehlte in Castrop. Allerdings müsste etwas an der Lieferzeit gearbeitet werden. Aber für Gutes wartet man auch gerne. Keine Kritik. Nur Anregung“, ist eine Bewertung. „Sehr frisch, sehr lecker. Tolle Qualität“ eine andere. Kritik gibt es, dass Abhol-und Lieferzeiten um 20 Uhr enden. Dass in einem Fall um 15 Uhr bereits wegen der begrenzten Kapazitäten nichts mehr bestellt werden konnte, fiel hier auch negativ auf.