
© Volker Engel
Die alte Eiche an der Heerstraße und der Kampf um ihr Leben
Naturschutz
Showdown für die alte Eiche im Neubaugebiet „Wohnen an der Emscher“ an der Heerstraße in Habinghorst: Wird sie vor der Säge gerettet? Die Grünen kämpfen darum.
Eines dürfte sicher sein: So viele Menschen wie Samstagvormittag hat die alte Eiche noch nie gesehen. Unter ihrer mächtigen Krone im künftigen Neubaugebiet „Wohnen an der Emscher“ nördlich der Heerstraße kamen auf Einladung der Grünen an die 60 Bürgerinnen und Bürger zusammen – Nachbarn, Freunde, Umweltschützer aus den Reihen des BUND und Lokalpolitiker von Grünen, der FWI und der Linken.
Sie einte an diesem Morgen ein Ziel: das Überleben der Eiche zu sichern, darum zu kämpfen, dass dieser Baum als Naturdenkmal eingestuft und sein Fortbestand in den Plänen festgeschrieben wird.
Bürgerschaftliches Anliegen, die Eiche zu erhalten
„Es ist noch nicht zu spät“, sagte Grünen-Fraktionschef Bert Wagener und fügte hinzu: „Hier und Heute wird deutlich, dass es ein bürgerschaftliches Anliegen ist, dass die Eiche erhalten bleibt.“ Der Satzungsbeschluss zum Bebauungsplan werde erst in der nächsten Sitzungsrunde der Ratsgremien gefasst, die Ende März beginnt.

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Seit einigen Tagen bemühen sich die Grünen um die Anerkennung der Eiche als Naturdenkmal bei der Unteren Landschaftsbehörde, also beim Kreis (wir berichteten). Heerstraßen-Anwohner Holger Steiner verteilte Info-Zettel mit der Überschrift „Muss ich 2019 wirklich sterben?“. Er listete darin auf, was die Eiche in 250 Jahren erlebt und überstanden hat: Das Sturmtief Ela 2014 etwa, Weltkriege, die Gründung des Deutschen Reichs 1871; für 1798 hat er festgehalten, dass „Castrop 546 Einwohner zählte“, für das Jahr 1770 schrieb er für die Eiche: „Ich glaube, ich bin im selben Jahr wie Ludwig van Beethoven geboren.“
Die Eiche hat einen Umfang in Brusthöhe von 3,20 Metern
BUND-Landesvize Thomas Krämerkämper rückte mit einer Forstkluppe an, dem größten verfügbaren Messgerät, mit dem ein Durchmesser bestimmt werden kann. Zu klein für diese Eiche. Mit einem speziellen Maßband wies der Henrichenburger aus, dass der Umfang in Brusthöhe bei 3,20 Metern liegt. Und erzählte: „Diese Stileiche hat eine bilderbuchgemäße Krone, sie taugt für ein Lehrbuch.“

Viele Menschen hatten sich am Samstag auf Einladung der Grünen an der alten Eiche eingefunden. © Volker Engel
Sie sei kerngesund, habe auch die Trockenperiode 2018 gut überstanden, sei nicht ersetzbar und könne als markantes lebendes Gewächs integraler Bestandteil des neuen Wohngebietes werden – wenn die Kommune das wolle. „Um keine gesichtslose Einfamilienhaussiedlung zu schaffen, wie wir sie überall in Castrop-Rauxel vorfinden“, sagte Krämerkämper. Mit ihren 250 Jahren stünde die Eiche – übersetzt auf den Menschen – ungefähr im 25. Lebensjahr. Sie könne 800 bis 1000 Jahre alt werden.
„Dieser Baum muss integriert werden in die Pläne“
„Dieser Baum muss integriert werden in die Pläne“, sagte auch Holger Steiner, „um ein Zeichen zu setzen, dass man für die Zukunft auch anders bauen kann.“ Udo Weber (Grüne) formulierte: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Stadt einen Investor findet, der das hinkriegt.“ Fraglich sei allerdings, ob es derjenige sei, mit dem die Stadt jetzt zusammenarbeitet.
Am Donnerstag, 7. März, hat die Eiche um 17 Uhr erneut viel Besuch. Dann steht ein weiterer Vor-Ort-Termin an. Diesmal ist es eine Besichtigung von Umweltausschuss und Bauausschuss.