Januar 2023, Diana Engelhardt (54) sieht auf ihrer Terrasse ein junges Eichhörnchen, das Körner aus dem Vogelhaus klaut: „Ich war total erstaunt. Wir wohnen mitten in Habinghorst. Hier gibt es nicht so viel Grün, da hätte ich niemals gedacht, dass sich ein Eichhörnchen zu uns verirrt.“
Diana Engelhardt hat es in dieser Zeit nicht leicht. Eigentlich ist sie Fotografin, aber während Corona bricht ihre Selbstständigkeit zusammen: „Die Aufträge sind einfach weggeblieben“, sagt sie. Aber nicht nur das: Sie erkrankt schwer an Corona und bekommt Long Covid. Auch nachdem das Gröbste der Pandemie überstanden ist, kann sie nicht arbeiten. Es geht körperlich einfach nicht.

Als sie das kleine Eichhörnchen in ihrem Vogelhaus auf der Terrasse sieht, hat sie eine Idee: „Ich wusste sofort, dass ich Nüsse kaufen muss.“ Die legt sie auf dem Balkon aus und hofft, dass der kleine Nager zurückkommt. Diana Engelhardt: „Ich lag dann jeden Tag vor dem Fenster auf der Lauer.“
Fotoshooting mit Nager
Und tatsächlich: Das Eichhörnchen kommt, und zwar immer wieder. Für Diana Engelhardt sind die Besuche des Eichhörnchens während ihrer Krankheit immer wieder kleine Lichtblicke: „Das ist einfach so putzig und auch spannend zu sehen, wie die mit der Zeit immer zutraulicher und neugieriger wurden.“
Es ist immer dasselbe Eichhörnchen, das auf der Terrasse von Familie Engelhardt sitzt. Schließlich tauft sie ihren kleinen Gast „Thea“. Trotz Long Covid hat Diana Engelhardt ihre Liebe für die Fotografie nicht verloren: „Da dachte ich mir irgendwann, ich könnte doch mal versuchen, mit meiner Kamera ein Foto zu machen, ich habe ja ein Teleobjektiv, da muss man nicht nah ran.“

Die ersten Bilder von Thea entstehen. Schnell entwickelt Diana Engelhardt einen riesigen Spaß daran, Thea mit ganz unterschiedlichen Requisiten abzulichten. Ein Wählscheibentelefon, ein kleiner Engel, ein Einkaufswagen voller Nüsse. „Den Einkaufswagen habe ich extra für Thea bestellt, andere Sachen hatte ich schon zu Hause, den kleinen Leuchtturm hatten wir auf Büsum gekauft“, erzählt die Fotografin.
Thea zu fotografieren, ist in dieser Zeit genau das richtige Hobby für sie: „Long Covid hat bei mir viel kaputt gemacht. Das ging total auf den Kopf und die Atmung, ich konnte mich nicht gut bewegen, da war das genau das Richtige.“
Geduldig wartet sie viele Wochen auf Thea. „Ich saß dann hier mit meinem Kaffee und habe ihr zugeschaut. Das tut der Seele dann auch einfach gut.“
Seit fast einem halben Jahr besucht Thea Diana Engelhardt nun schon ganz regelmäßig. Und die lässt sich immer neue Sachen einfallen, an denen auch das Eichhörnchen ganz offensichtlich Spaß hat.

Irgendwann kommt ein zweites Eichhörnchen hinzu: „Ich habe sofort gesehen, dass das nicht Thea ist.“ Ihr „Haustier“, wie sie mit einem Schmunzeln in der Stimme sagt, kann sie ganz genau von anderen Eichhörnchen unterscheiden. Auch das neue Tier bekommt einen Namen: Emma nennt Diana Engelhardt das zweite Eichhörnchen.
Mittlerweile sind sie zu dritt
Zu Beginn hat Ehemann Gerd das Hobby von Diana Engelhardt ein wenig belächelt. Bis auch er eines Tages den putzigen Nager in Aktion erlebt: „Mein Mann war vor mir wach und dann kam er ganz aufgeregt ins Zimmer. ‚Die Thea ist da, ich hab sie gesehen‘, sagte er, und seitdem ist er auch voll dabei.“
Über die Zeit ist Diana Engelhardt zu einer richtigen Eichhörnchen-Expertin geworden: „Ich habe mich schlau gemacht über das Futter, die Lebensweise und so“, sagt sie. Sie achte immer darauf, Thea nicht zu viel zu geben: „Sie muss ja trotzdem auch in der Natur jagen.“

Mittlerweile ist ein drittes Eichhörnchen hinzugekommen. Zusammen mit Thea und Emma sitzt es regelmäßig in den Kulissen auf der Terrasse der Engelhardts. Einen Namen hat es noch nicht, denn beim Geschlecht ist sich die Castrop-Rauxelerin noch nicht sicher.
Hunderte gestochen scharfe und niedliche Fotos von den kleinen „Haustieren“ sind mittlerweile entstanden: „Das ist einfach toll und macht mir wirklich Spaß“, sagt Diana Engelhardt.