Der „Abschied von der Kohle“, der nun in ganz NRW bis Weihnachten folgt, liegt in Castrop-Rauxel schon länger zurück. Wir wollen daran erinnern – und starten mit einer simplen Übersicht.

Castrop-Rauxel

, 17.09.2018, 18:31 Uhr / Lesedauer: 3 min

Wer in Castrop-Rauxel nach Spuren des Bergbaus sucht, kommt an zwei Wahrzeichen nicht vorbei: dem Förderturm im Erin-Park und dem Hammerkopfturm auf Schwerin. Die Zechen Graf Schwerin und Victor Ickern waren neben der Zeche Erin in der Altstadt vor allem wegen der Siedlungen, die sich darum herum bildeten, bedeutend für die Stadt, wie sie heute ist. Der Stadtteil Schwerin wurde sogar nach seiner Zeche benannt.

Ein früher Abschied

Was alle Castrop-Rauxeler Zechen eint, ist, dass sie mit Blick auf ihre Größe, Geschichte und deren Besitzern nicht unbedingt klassische Ruhrgebiets-Zechen waren – zumindest, wenn man schaut, welche am Ende in die Ruhrkohle AG überführt wurden. Hier waren Klöckner aus der Stahlindustrie und der Eschweiler Bergwerks-Verein die maßgeblicheren Unternehmen. So erklärt es Stadtarchivar Thomas Jasper im Gespräch mit unserer Redaktion. Der Bergbau verabschiedete sich im Vergleich zu Städten der Umgebung recht früh aus Castrop-Rauxel – bereits Anfang der 1980er-Jahre.

Castrop-Rauxel ging aber auch in Sachen Denkmalschutz voran. Klaus Michael Lehmann vom Erin-Förderturmverein kann sich mit seinen Mitstreitern ganz selbstbewusst als bürgerlicher Wegbereiter des Erhalts bezeichnen, er selbst war einer der Wegbereiter. Auch Austausch unter den Bergleuten der drei Castrop-Rauxeler Zechen gab es zur aktiven Zeit nicht sehr rege.

Die Zeche Erin

Das Steinkohlenbergwerk Erin geht auf den irischen Unternehmer William Thomas Mulvany zurück. 1868 begann die Kohleförderung an den Schächten 1 und 2 und endete am 23. Dezember 1983. Damit schloss die älteste und letzte Zeche der Stadt. Die Zeche Erin wechselte mehrfach den Besitzer: Zum Schluss erwarb der Eschweiler Bergwerks-Verein die Anlage im Jahr 1967. Der Schacht Erin 3 ging 1891 als Luftschacht in Betrieb. 1930 wurde über dem Schacht der noch heute erhaltene Hammerkopfturm errichtet. Das heute noch im Erin-Park stehende Fördergerüst von Schacht 7 entwickelte sich nach dessen Errichtung im Jahre 1953 zum Hauptförderschacht. Die höchste Fördermenge erzielte die Zeche Erin mit über 1,48 Millionen Tonnen Kohle im Jahr 1973. Die höchste Zahl an Beschäftigten, fast 4800, erreichte das Bergwerk im Jahr 1957.

Die Geschichte dieses Bergwerks beschreibt Norbert Meier in seinem Buch „Zeche Erin. Die Geschichte eines außergewöhnlichen Bergwerks“.

Die Zeche Victor-Ickern

Zum Verbundbergwerk Victor Ickern zählten die Zechen Victor I/II in Rauxel, Victor III/IV und Ickern I/II in Ickern. Zum Verbund der drei Zechenanlagen kam es erst nach der Gründung der Klöckner-Werke AG im Jahre 1923. Die Zeche Victor I/II ging 1877 als erste in Betrieb und förderte bis in das Jahr 1932. Die Förderzeit an der Schachtanlage Victor III/IV ging von 1905 bis 1962. Als letzte Zeche des Verbundbergwerks beendete Ickern I/II die Förderung im Jahr 1973 nach 61 Jahren. Insgesamt wurden aus den drei Schachtanlagen über 125 Millionen Tonnen Kohle gefördert. Abgesehen vom heutigen Agora Kulturzentrum auf dem Gelände von Ickern I/II und einem ehemaligen Verwaltungsgebäude von Victor I/II ist kaum noch etwas erhalten.

Ausführlich beschrieben wird das Bergwerk Victor Ickern in „Bergbau ist nicht eines Mannes Sache. Das Bergwerk Victor Ickern in Castrop-Rauxel“, bearbeitet von Tilo Cramm.

Die Zeche Graf Schwerin

Im Bergwerk Graf Schwerin begann die reguläre Kohlenförderung im Jahr 1878 unter Schacht 1. Anfangs von der Gewerkschaft Graf Schwerin betrieben, erwarb 1937 die Bergbau AG Lothringen, die auch die gleichnamige Zeche in Bochum-Gerthe betrieb, die Anlage. Im Jahre 1957 kaufte der Eschweiler Bergwerks-Verein aus dem Aachener Kohlerevier die Lothringen-Gruppe und damit auch Graf Schwerin. Insgesamt hatte Graf Schwerin vier Schachtanlagen, wobei der Schacht 4 im Jahr 1940 als Wetterschacht in Betrieb genommen wurde. Maximal erreichten sie zusammen eine Kohlenförderung von über 980.000 Tonnen im Jahr 1938. Die letzte Kohle wurde im Jahr 1967 gefördert, allerdings wurde die Kokerei noch bis September 1975 weiter betrieben.

Die Geschichte dieser Zeche wird im Buch „Zeche Graf Schwerin. Vom Bergwerk zum Stadtteil“ von Norbert Meier und Martin Lochert ausführlich dargestellt.

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