
© Tobias Weckenbrock
Das lange Warten auf Corona-Testergebnisse und die Gründe des DRK
Coronavirus
Der Castrop-Rauxeler Stadtrat tagte am 3.12. Drei Tage später wurde ein Corona-Fall bekannt. Am 8.12. wurden alle Anwesenden getestet. Am 14.12. haben einige noch kein Ergebnis. Wie kann das sein?
Man mag es kaum glauben: Wie kann es sein, dass fast eine Woche nach einem Abstrich noch kein Labor-Ergebnis des PCR-Tests vorliegt? Unserem Reporter geht es so: Der Nachmittag in der Ratssitzung vom 3.12. hat also auch fast zwei Wochen später noch Nachwirkungen.
Am Wochenende erregte sich zum Beispiel FDP-Fraktionschef Nils Bettinger darüber. Er habe sich wie einige andere Ratsmitglieder auch in eine selbstverordnete Quarantäne begeben. Die beendete er selbst am Wochenende. Doch er schreibt: „Entnahme 8.12., Eingang im Labor 10.12., Post bei mir: 12.12.
Entweder ist der Rat der Stadt Castrop-Rauxel wichtig und man macht den ganzen Abwasch nicht als Show-Event, sondern sieht zu, dass man es zügig erledigt – oder es ist eben nicht so wichtig“, so Bettinger öffentlich bei Facebook. „Wenn der Rat so wichtig ist, dann schicke ich keine Proben in ein Labor nach Bad Salzuflen, das per Post arbeitet.“
„Nicht ausreichend gut organisiert“
Aus seiner Sicht sei das Deutsche Rote Kreuz im Kreis Recklinghausen nicht ausreichend gut organisiert, um solche Massentests durchzuführen. Es ist aber zuständig und im Auftrag des Kreises als mobiles Abstrich-Team seit Monaten im Kreisgebiet zu Hotspots und Masstentestungen unterwegs. Wie kann es also sein, dass das, was manch ein Hausarzt mit seinem Labor binnen 10, 12 oder zumindest 24 Stunden schafft, bei dem auch die Corona-Warn-App mit eingebunden wird, beim Kreis so lange dauert?

Rund 100 Abstriche nahm das Rote Kreuz nach der Ratssitzung in Castrop-Rauxel. Diese Röllchen gingen dann ins Labor nach Bad Salzuflen. © Tobias Weckenbrock
„Die Möglichkeit der Übermittlung per Corona-Warn-App oder auf anderen digitalen Wegen ist im mobilen Bereich leider nicht praktikabel“, antwortet Jörg van der Groef vom DRK auf Anfrage unserer Redaktion, „da der notwendige QR-Code nur mit Erstellung des Laborauftrags per Praxissoftware generiert wird. Die im mobilen Bereich durchgeführten PCR-Tests werden erst ab Rückkehr der Testteams bei uns im Terminkoordinierungszentrum weiter bearbeitet, dann wird der Laborauftrag erstellt und die Probe mit einem Barcode versehen.“
Über die „Unannehmlichkeit“ des Wartens auf den Befund sei man sich bewusst, so das DRK, es gebe aber aktuell keine Möglichkeit, daran etwas zu ändern.
Mehr Technik, weniger Testmöglichkeiten
Warum nicht? „Die Alternative wäre die personelle Aufstockung der Teams und die Erstellung der Laboraufträge vor Ort an den jeweiligen Teststellen, indem dort jeweils entsprechende Infrastruktur aufgebaut werden müsste. Dies hätte unter anderem zur Folge, dass wir überall Internet haben müssten und gerade bei den mobilen Einzeltestungen ist der Aufbau eines Rechners (Laptops inkl. Drucker und Internetanbindung) ein zu hoher Aufwand, der es uns unmöglich machen würde, die aktuell hohe Anzahl an Testungen durchzuführen.“

Zwei Personen waren zum Abstrich in der Europahalle: Eine Frau leistete in Halbschutz die formalen Arbeiten wie das Einscannen der Krankenversicherungskarte, ein Man nahm den Abstrich mit dem Tupfer aus Rachen und Nase. © Tobias Weckenbrock
Auch im personellen Bereich sei im Moment an eine Aufstockung nicht zu denken, da in der Corona-Pandemie in vielen Bereichen, die im direkten als auch indirekten Bezug zu den PCR-Tests stünden, Personal benötigt werde, das nicht zur Verfügung stehe. „Gerade in den Bereichen des Testens und der Abwicklung von Tests kann nicht jeder eingesetzt werden“, so van der Groef. Hier würden medizinische und bürotechnische Kenntnisse vorausgesetzt, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.
Die Zustellung des Befundes erfolge aber im Regelfall innerhalb von drei bis fünf Werktagen. Bei Positiv-Bescheiden gehe es bedeutend schneller.
Bis zu 500 Proben pro Tag
Vorteil der DRK-Einheit: Sie kann auf kurzfristige Anfragen des Gesundheitsamtes nach einer sofortigen Testung bearbeiten, wenn die Tagesroutenplanung dies noch zulässt.
Mit Hilfe der Bundeswehr schafft das DRK täglich aktuell ca. 120 Einzeltestungen pro Tag und dazu diverse Mehrfach-/Reihentestungen, die vom Umfang sehr unterschiedlich seien: Kindergartengruppen oder Schulklassen mit um die 20 bis 30 Personen, ganze Wohnbereiche oder Altenheime mit bis zu 250 Personen. Van der Groef: „Wenn ich die Anzahl der mobilen Abstriche beziffern müsste, würde ich schätzungsweise auf 400 bis 500 Proben pro Test-Tag sagen.“
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.

Vor einiger Zeit aus dem Osnabrücker Land nach Dortmund gezogen und seit 2019 bei Lensing Media. Für die Ruhr Nachrichten anfangs in Dortmund unterwegs und jetzt in der Sportredaktion Lünen tätig – mit dem Fußball als große Leidenschaft.
