Das Haus Goldschmieding verbinden Castrop-Rauxeler mit Tradition, Fußball und gehobener Küche. Heute testen wir das Restaurant, das zum Hotel Vienna House Easy gehört, im Restaurant-Check.

Castrop

, 30.10.2018, 19:50 Uhr / Lesedauer: 5 min

Ende August waren wir zu einer Hochzeit im Haus Goldschmieding eingeladen. Und da stimmte wirklich alles: Die Atmosphäre im romantischen Kaminzimmer, das Essen in Büfett-Form, bei dem selbst für 100 Gäste das Rinderfilet auf den Punkt gebraten war, und der freundliche und familiäre Service. Jetzt wollten wir wissen: Wie ist das im normalen Restaurantbetrieb?

Im Haus Goldschmieding stehen Familien durchaus im Vordergrund. Die Kinder-Karte ist klasse, auch sonst ist viel an Kinder gedacht worden.

Im Haus Goldschmieding stehen Familien durchaus im Vordergrund. Die Kinder-Karte ist klasse, auch sonst ist viel an Kinder gedacht worden. © Matthias Stachelhaus

Bei der Reservierung werde ich darauf hingewiesen, dass am gewünschten Tag nicht das Kaminzimmer zur Verfügung steht. Dort wird eine Hochzeit gefeiert. Wir können also nur im Anbau im Restaurantbetrieb essen. Ich finde das nicht schlimm und reserviere trotzdem. Das Kaminzimmer kenne ich eh schon und den Hinweis darauf finde ich gut und absolut richtig.

Viel los war an diesem Samstagabend Anfang September erst einmal nicht. Doch nach und nach füllte sich das Restaurant, vor allem mit Hotelgästen. Beim ersten Blick in die Speisekarte sind wir überrascht: Es hört sich alles lecker an, aber irgendwie hatten wir hier etwas anderes erwartet - auch nach dem tollen Hochzeitsbüfett. Zu unserer Bestellung gehört auch eine Flasche Rotein: Wir wählen den Kreuz und Quer. Ein solider Rotwein, der richtig temperiert geliefert wird.

Das Essen

Vor der Vorspeise, die wir bestellt hatten, gab es einen Gruß aus der Küche. Die geräucherte Entenbrust mit grünem Spargel war lecker. Leider bin ich kein großer Freund von Geräuchertem, das konnte aber der Koch nicht wissen. Meiner Begleitung hat es geschmeckt. Einziges Manko: Die Entenbrust schmeckte leider nicht mehr stark nach Entenbrust, war aber sehr zart.

Der Gruß aus der Küche im Haus Goldschmieding beim Restaurant-Check: geräucherte Entenbrust mit grünem Spargel.

Der Gruß aus der Küche im Haus Goldschmieding beim Restaurant-Check: geräucherte Entenbrust mit grünem Spargel. © Ann-Kathrin Gumpert

Zur Vorspeise gab es auch noch einen Brotkorb mit Baguette und einem Kräuterdip. Beides hätten wir nicht gebraucht. Das Brot war leider recht pappig und trocken, der Dip okay, aber geschmacklich auch kein Highlight.

Vor der Vorspeise gab es noch einen Brotkorb mit Dip. Das Brot war aber leider etwas trocken und so gar nicht knusprig.

Vor der Vorspeise gab es noch einen Brotkorb mit Dip. Das Brot war aber leider etwas trocken und so gar nicht knusprig. © Ann-Kathrin Gumpert

Tipp: Den Brotkorb einfach weglassen. Das würde keinem Gast fehlen, gibt es doch einen tollen wechselnden Gruß aus der Küche.

Die Vorspeise, das Charcuterie-Brett, haben wir uns geteilt. Das Roastbeef war zart und innen leicht rosa, für meinen Geschmack aber ein bisschen zu dick geschnitten. Dazu gab es klassisch Remoulade und eingelegtes Gemüse wie Silberzwiebeln und Gürkchen. Das Highlight auf dem Teller war aber das Salatdressing. Das schmeckte wirklich ungewöhnlich und einfach super-lecker. Wir versuchten zu erschmecken, was alles drin ist in der Himbeer-Vinaigrette, die auch nach Curry schmeckte. Außerdem klasse: Die Kresse, die nach Zimt schmeckte. Irre und irre lecker!

Die Vorspeise: das Charcuterie-Brett mit Roastbeef und Remoulade, Salat und saurem Gemüse und Bauernbrot, haben wir uns geteilt.

Die Vorspeise: das Charcuterie-Brett mit Roastbeef und Remoulade, Salat und saurem Gemüse und Bauernbrot, haben wir uns geteilt. © Ann-Kathrin Gumpert

Danach gab es den Hauptgang. Zu den vier Hauptspeisen auf der Karte kann man die Beilagen selbst wählen. Mir gefällt das, kann man sich doch so genau aussuchen, was man möchte und muss keine Extrawünsche äußern, wenn man Beilagen tauschen möchte.

Ich wählte das Freilandhuhn in Salbei mit Zwiebeljus und dazu saisonales Gemüse. Leider bekam ich zunächst den Fang des Tages, ein Versehen in der Küche, denn der gehörte an den Nachbartisch. Doch mein Gericht war etwa drei Minuten später am richtigen Platz.

Das Freilandhuhn war eine echte Überraschung: saftig, zart und es schmeckte intensiv nach Geflügel. Lecker! Das Gemüse war knackig. Hatte meine Begleitung Paprika darin, fehlte die bei mir. Zum Glück! Als hätte der Koch geahnt, dass ich Paprika überhaupt nicht mag. Karotten, Brokkoli, Sellerie (Stauden- und Knollensellerie) und grüner Spargel: saisonaler geht es kaum. Unter dem Begriff Zwiebeljus hatte ich etwas anderes erwartet. Die braune Bratensoße mit ein paar dünnen rohen Zwiebeln hätte ich gar nicht gebraucht.

Die Hauptspeise: Freilandhuhn in Salbei mit Zwiebeljus und saisonalem Gemüse.

Die Hauptspeise: Freilandhuhn in Salbei mit Zwiebeljus und saisonalem Gemüse. © Ann-Kathrin Gumpert

Meine Begleitung hatte sich zum Hauptgang für den knusprigen Schweinebauch mit Apfelsoße entschieden. Dazu als Beilage saisonales Gemüse und Geröstel: Drillinge mit Oliven und Chorizo-Wurst. Der Schweinebauch war zwar nicht so knusprig, wie auf der Karte angepriesen, schmeckte aber dennoch sehr gut. Meine Begleitung lobte vor allem die gute Fleischqualität. Das Gemüse schmeckte ihm genauso gut wie mir. Die Drillinge waren lecker, Wurst und Oliven dazu perfekt abgestimmt. Selbst mir schmeckte die Chorizo-Wurst sehr gut, obwohl ich normalerweise kein großer Fan davon bin. Die Soße hätte es auch hier nicht gebraucht, weil das Fleisch sehr saftig war. Die Soße, ähnlich einer Bratensoße, war geschmacklich okay, aber nichts Besonderes. Dass es eine Apfelsoße sein sollte, haben wir nicht herausgeschmeckt.

Die Hauptspeise: knuspriger Schweinebauch mit saisonalem Gemüse.

Die Hauptspeise: knuspriger Schweinebauch mit saisonalem Gemüse. © Ann-Kathrin Gumpert

Obwohl wir nach Vor- und Hauptspeise schon gut satt waren, mussten wir noch ein Dessert probieren. Wir teilten uns den Schokoladen-Brownie mit Kokos-Eis und Früchten. Der Brownie war lecker, nicht zu süß und schön tätschig, wie man bei uns sagt. Doch ich habe schon bessere Brownies gegessen – zugegebenermaßen aber auch schlechtere. Das Kokos-Eis war mein absoluter Favorit. Es schmeckte kräftig nach Kokos und hatte eine überraschende Konsistenz – es erinnerte alles in allem sehr an Bounty. Gerne mehr davon! Die Früchte, die dazu angerichtet wurden, waren frisch und man hatte mit Maracuja auch etwas Besonderes dazugelegt. Dazu gab es einen leckeren Espresso.

Das absolute Highlight waren die österreichischen Spirituosen, die wir uns zum Abschluss gönnten. Marillenbrand und Likör mit Manner-Waffel-Geschmack waren absolut lecker – und etwas für den süßen Zahn. Davon hätte ich gerne noch mehr getrunken.

Die Nachspeise: Brownie mit Kokos-Eis und Früchten haben wir uns auch geteilt.

Die Nachspeise: Brownie mit Kokos-Eis und Früchten haben wir uns auch geteilt. © Ann-Kathrin Gumpert

Die Preise

Die Preise im Haus Goldschmieding sind wirklich unschlagbar. Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt wirklich, vor allem, weil wir höhere Preise erwartet hatten. Die Vorspeise, die wir uns teilten, kostete 10 Euro, der Schweinbauch 11 Euro (plus 4 Euro für das saisonale Gemüse und 3 Euro für die Geröstel), das Freilandhuhn 12 Euro (plus 4 Euro für das saisonale Gemüse). Der Nachtisch kostete 8 Euro. Alles absolut angemessen. Für Familien interessant: Vor allem die Preise auf der Kinderkarte sind unschlagbar (siehe Kinderfreundlichkeit).

Die Atmosphäre

Wer schon einmal im Kaminzimmer gesessen hat, weiß, wie außergewöhnlich die Atmosphäre im Haus Goldschmieding ist. Aber auch im Anbau ist es gemütlich. Die Tische sind schön dekoriert und es gibt überall frische Blumen. Von der Hochzeitsfeier, die nebenan im Kaminzimmer stattfand, haben wir nichts mitbekommen – zumindest bedeutete die für uns keine Abstriche beim Essen oder im Service.

Der Service

Unsere Kellnerin war freundlich. Für die zunächst falsch gelieferte Bestellung entschuldigte sie sich mehrfach. Kann passieren, außerdem musste sie den (eingeschränkten) Restaurantbetrieb im Anbau im Service alleine schmeißen. Und es schien so, als sei sie noch in der Ausbildung – also alles verzeihlich.

Kinderfreundlichkeit

Das Restaurant hat eine eigene Kinderkarte. Und die ist nicht schlecht: Es gibt vegetarische Karottensuppe mit Erdnussflips, Wiener Schnitzel, Fischstäbchen-Burger, Dinkelpasta, einen Kids-Wrap (vegetarisch) und einen Schokoladenshake. Das klingt lecker und die Preise sind mehr als fair: die Suppe gibt es für 3 Euro, das Schnitzel für 7 Euro und die Pasta für 4 Euro.

Was besonders positiv auffällt: Beim Gruß aus der Küche werden die Kleinen nicht außen vor gelassen. Da geräucherte Entenbrust wahrscheinlich nicht jedem Kind schmeckt, bekommen die Kinder am Nachbartisch eine eigene Kreation aus der Küche: unter anderem mit frischen Apfelspalten ist der Gruß aus der Küche aber genauso nett auf dem kleinen Teller angerichtet, wie der der Erwachsenen. Hier ist man voll und ganz auf Familien und Kinder vorbereitet.

Barrierefreiheit

Mit der Barrierefreiheit ist es im Haus Goldschmieding leider so eine Sache. Wer das Restaurant „erklimmen“ will, muss zunächst ein paar Stufen meistern. Im Inneren ist es ähnlich: Der Gastraum ist zwar ebenerdig, der Weg zur Toilette aber nicht. Die liegt im ersten Stock und im Untergeschoss: Beide sind nur per Treppe zu erreichen. Mit Rollstuhl oder Rollator schwierig bis unmöglich.

Anfahrt/Parken

Da das Restaurant zum Vienna Hotel Easy gehört, gibt es jede Menge kostenlose Parkplätze. Ein Pluspunkt! Direkt vor der Tür beziehungsweise gegenüber befindet sich auch eine Bushaltestelle.

Mein Fazit

Das Essen im Haus Goldschmieding ist lecker, die Karte klein aber fein. Die Qualität der Lebensmittel überzeugt. Ich denke, in der Küche steckt mehr, hier könnte auf einem sehr hohen Niveau gekocht werden. Aber abgehoben ist die Küche nicht, es soll möglichst allen (Hotel-)Gästen schmecken. Für Familien und (Familien)Feiern top!

Auf der Karte finden sich auch Gerichte für mehrere Personen. Essen am Tisch zu teilen finde ich super, doch diese Gerichte muss man 48 Stunden vorher bestellen. Im Internet findet sich darauf, wie auf die gesamte Speisekarte, leider kein Hinweis. Schade!

Das sagt Netz zum Haus Goldschmieding

Viele Bewertungen zum Restaurant finden sich im Netz nicht. Bei Tripadvisor gibt es 4,5 Punkte (von 5) bei elf Bewertungen. „Die Küche ist nicht schlecht, verschenkt aber Potenzial“, sagt ein Nutzer. „Das im Durchschnitt recht junge Servicepersonal ist sehr herzlich und zuvorkommend und auch die Speisen wissen zu einem fairen Preis zu begeistern“, sagt ein anderer. Das deckt sich mit unseren Erfahrungen.

Bei Google kommt das Restaurant Goldschmieding bei 18 Rezensionen auf 3,9 Sterne (von 5). Gelobt wird auch da der Service, die kleine Karte stört da auch niemanden.

Restaurant-Infos

Haus Goldschmieding im Vienna Hotel Easy, Dortmunder Straße 55, 44575 Castrop-Rauxel, Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 18 bis 22 Uhr, Sonntag Ruhetag

Wie funktioniert der Restaurant-Check? Wir gehen ohne Vorankündigung in die jeweiligen Restaurants – als ganz normale Gäste. Wir sind keine Gastro-Experten, sondern einfach Menschen, die gerne an schönen Orten essen. Wir beschreiben die Läden so, wie wir über sie auch mit Freuden und Bekannten sprechen würden. Mit ihren Schwächen, mit ihren Stärken. Ehrlich.