Ein Foto von Montag, 4. Mai, als Behördenmitarbeiter offenbar versuchten, mögliche Infektionsketten zu ergründen. Dabei sei es sehr lautstark zugegangen, so Nachbarn. © Privat
Coronavirus
Anwohner: Stadt hat Missstände an der Wittener Straße einfach ignoriert
Nachbarn der Quarantäne-Häuser in Merklinde haben die Stadt immer wieder auch auf Hygiene-Missstände hingewiesen. Sie werfen der Stadtverwaltung vor, bis zuletzt nicht reagiert zu haben.
ANMERKUNG DER REDAKTION: Wir hatten die Stadt am Dienstagnachmittag um Stellungnahme zu den in diesem Text erhobenen Vorwürfen gebeten. Dazu sei die Stadt wegen vieler Verpflichtungen des Bürgermeisters noch nicht in der Lage gewesen, heißt es. Rajko Kravanja hat aber zugesagt, unserer Redaktion dazu am Donnerstag (7.5.) Rede und Antwort zu stehen.
Aufregung an der Wittener Straße hält an
Die Quarantäne-Häuser an der Wittener Straße in Merklinde sorgen für Aufregung im Stadtteil. Denn, so direkte Anwohner und andere Merklinder: Auf die drohenden Gefahren, die von den Lebensumständen in und rund um die Gebäude ausgehen, sei die Stadt immer wieder und schon seit langer Zeit gewarnt worden.
Gerade unmittelbare Nachbarn der Häuser, in denen jetzt wegen 27 positiver Corona-Testungen alle 95 registrierten Bewohner unter Quarantäne stehen, sind besorgt. „Wir wissen ja nicht, seit wann die Menschen dort erkrankt sind und die Viren herum tragen. Und wir wissen auch nicht, ob alle Menschen, die in dem Haus waren, auch unter Quarantäne sind“, sagt ein Nachbar, der aus Sorge lieber seinen Namen nicht nennen möchte.
Sind Menschen vor den Tests geflüchtet?
In den Häusern sei nämlich ein ständiges Kommen und Gehen. Als dann in der vergangenen Woche eine Bewohnerin ins Krankenhaus kam, seien vor der Corona-Testung durch die Behörden auf einmal jede Menge Transporter verschwunden. „Und andere Nachbarn wollen auch beobachtet haben, dass kurz vor den Tests noch Menschen über die Bahnlinien geflüchtet sind“, so der Nachbar.
Er und seine Familie wollten den einzelnen Menschen in den Corona-Häusern gar keinen Vorwurf machen, der richte sich eher an die Stadtverwaltung und den Bürgermeister. Denn dort habe man immer wieder auf teilweise unhaltbare Zustände auch hygienischer Art nebenan aufmerksam gemacht.
„Außerdem kann es doch auch nicht im Sinne der Integration sein, wenn hier oder an der Langen Straße so viele Menschen auf einem Haufen hocken. Die müsste man doch dezentraler ansiedeln, um so für Durchmischung zu sorgen“, sagt der Nachbar.
Anwohner sind von der Stadt enttäuscht
Noch in der vergangenen Woche habe man an den Merklinder Stadtteilkümmerer und an Sozialdezernentin Regina Kleff geschrieben und unter anderem darauf aufmerksam gemacht, dass sich die Nachbarn bei ihrer Schrottsammel- und Sortiertätigkeit im Hof der Häuser so gar nicht an Abstandsregeln und Kontakteinschränkungen hielten. Passiert sei wieder nichts.
Dieses Foto zeigt Bürgermeister Rajko Kravanja, den Ersten Beigeordneten Michael Eckhardt und Mitarbeiter des Ordnungamtes vor den Quarantäne-Häusern an der Wittener Straße. © Privat
„Von der Stadt kommt einfach viel zu wenig. Das ist frustrierend“, so die Nachbarn, die sich auch um ältere und teilweise vorgeschädigte Familienmitglieder im Haus Sorgen machen. Als dann Bürgermeister Rajko Kravanja in der WDR Lokalzeit des WDR gesagt habe, dass man nun von sich aus mit Testungen an der Wittener Straße tätig geworden sei, hätte man das in der Nachbarschaft als Witz empfunden. „Was hier los ist, ist doch schon lange bekannt“, so die Nachbarin.
Diese Einschätzung teilt Christian Brodka, der ebenfalls in Merklinde wohnt und die Stadtverwaltung selbst schon diverse Male auf die Situation an der B235 hingewiesen hat: „Es ist unglaublich, mit welch einer Arroganz der Bürgermeister in einem Interview mit der Lokalzeit so tut, als wenn die Initiative zum Massentest von der Verwaltung aus „proaktiv“ angesetzt wurde. Nein, diese Tests mussten von der Verwaltung gemacht werden, da sich zwei Corona-Infizierte aus diesem Haus im Krankenhaus befinden.“
Kontaktverbote ebenfalls nicht eingehalten
Die Häuser an der Wittener Straße 331 und 333 sind auch laut des Stadtteilvereinsvorsitzendes Willi Müller vielen Merklinder Bürgern seit Jahren ein Dorn im Auge. Denn wie Brodka dem Bürgermeisteramt mehrfach gemeldet habe, werde dort ganz offensichtlich illegales Schrottsammeln betrieben.
Letztmalig habe er die Stadtverwaltung am 9. April angeschrieben „und auf die Nichteinhaltung des Kontaktverbots in diesen Häusern hingewiesen. Große Gruppen, die sich abends nach Feierabend auf dem Hof bzw. Bürgersteig treffen, sind dort an der Tagesordnung.“ Antworten habe es nicht gegeben.
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