
© Silja Fröhlich
Corona: Castrop-Rauxeler Restaurants bereiten sich auf den Winter vor
Restaurants
Es wird kalt, und im Biergarten sitzen möchte niemand mehr. Doch Gastronomen kämpfen mit kleinen Wirtsräumen und schlechter Durchlüftung. Wie bereiten sich Restaurants auf den Winter vor?
Die Tage werden kürzer, die Temperaturen werden kälter. Es ist unübersehbar: Der Herbst ist da, der Winter steht vor der Tür, die dunkle, ungemütliche Jahreszeit. Normalerweise heißt das, dass sich das Leben von draußen nach drinnen verlagert. Die Menschen treffen sich in Cafés und Restaurants statt im Park oder im Biergarten.
Doch dieses Jahr dürfte das, was noch vor einem Jahr so normal war, zu Stress für Gastronomen und Gäste führen. Denn die Gefahr schwebt in der Luft – wortwörtlich.
Kreative Lösungen gesucht
Doch wie lassen sich die gefährlichen Aerosole vermeiden, die nach Angaben von Wissenschaftlern Dutzende Menschen anstecken können? Dabei handelt es sich um ausgeatmete Mikrotröpfchen, die sich viele Stunden in der Luft ungelüfteter Räume halten und andere Menschen infizieren können, sollten sie von einem positiv auf das Coronavirus getestetem Erkrankten stammen.
Dies ist kritisch, gerade in großen, verwinkelten Räumen – wie etwa im Restaurant. Castrop-Rauxels Gastronomen müssen sich also etwas ausdenken und dabei ziemlich kreativ werden, denn der Kommunale Ordnungsdienst kontrolliert nach eigenen Angaben verstärkt die Einhaltung der Hygieneregeln. Dazu gehört unter anderem das Vorhandensein und die Plausibilität von Gästelisten, aber auch die Abstandsregel und das Tragen des Mundschutzes.

Das Café Leutholds 1910 am Markt weist seine Gäste schon am Eingang auf die Corona-Regeln hin. © Thomas Schroeter
Maßnahmen für und gegen kalte Tage
Besucher des Restaurants 1910 am Markt in Castrop Rauxel werden schon vor Eintreten darauf hingewiesen, sich die Hände zu desinfizieren und einen Zettel und Stift von einem kleinen Tisch mit zu ihrem zugewiesenen Platz zu nehmen.
Bis man am Tisch sitzt, bleibt der Mundschutz auf. Die Tische sind voneinander weggeschoben.
Für den Winter hat sich Inhaberin Lilli Leuthold bereits Gedanken gemacht. „Wir werden wahrscheinlich draußen Heizstrahler aufstellen, regelmäßig den Innenraum lüften und wir überlegen, rechts und links eine Art Windfang zu bauen, aber über die Umsetzung sind wir uns noch nicht sicher.“
Parkbad Süd: mehr Gäste möglich
Auch Marlen Kempf vom Parkbad Süd gibt der anstehende Winter zu denken. Von den 40 Sitzplätzen, die normalerweise im Restaurant zur Verfügung stehen, können auf Grund von Corona aktuell nur 30 genutzt werden.
„Wir haben allerdings zwei Ausweichmöglichkeiten“, erklärt die Inhaberin. Um nicht zu viele Gäste während der kalten Winterzeit in einen Raum zu setzen, gebe es auch noch den rechten Flügel des Restaurants. Dadurch könnte sich die Anzahl der Gäste verdoppeln, gerne hält Kempf diesen Raum aber etwa für Trauungen frei.
Keine Heizpilze
Nach draußen auszuweichen sei weitestgehend unmöglich, da Kempf auf die Heizpilze verzichten möchte. Elektroheizpilze seien für das Klima kaum besser als Gas-Heizpilze. Beide besitzen laut Umweltbundesamt (UBA) etwa den gleichen CO2-Ausstoß und stoßen bei einem 40-Stunden-Betrieb pro Woche rund vier Tonnen Kohlendioxid in die Luft.
Während sie in vielen Städten verboten sind, erlaubt Dortmund die Nutzung der Heizpilze. Doch davon will Kempf absehen. Einen Wintergarten gebe es nicht, doch es sei möglich, Feierlichkeiten in einer Hütte im Schwimmbecken abzuhalten.
Hoffen auf einen goldenen Herbst
„Drinnen lüften wir, anders geht es nicht“, sagt Kempf. Der Vermieter lasse zudem gerade prüfen, ob eine besondere Lüftungsanlage eingebaut werden könnte. Ansonsten lägen Decken bereit, falls die Gäste wegen der offenen Fenster frieren.
Desinfektionsmittel steht im Eingang bereit, und an den Tischen werden die Gäste auch im Winter Zettel zum Eintragen ihrer Daten vorfinden, so Kempf. Sie hofft auf einen langen, goldenen Herbst – und darauf, dass bald alles wieder wie vor dem Coronavirus sein wird.
Tante Amanda für Winter gewappnet
Ähnlich sieht es auch im Restaurant Tante Amanda aus. Besitzer „Bubi“ Leuthold ist für den Winter gewappnet, doch „die Toten zählen wir im nächsten März, wenn der Winter vorbei ist“, sagt er sarkastisch.
Im Tante Amanda fallen aktuell nur vier Tische weg, doch die will Leuthold für den Winter wieder anbieten. Daher hat er Plexiglas-Scheiben bestellt, hübsch im Eichenrahmen, um die Tische voneinander zu trennen. Und wie überall warten auch hier Zettel zur Datenerhebung auf die Gäste.

Das Tante Amanda will im Winter für die Gäste ein Glashaus aufbauen. © Tobias Weckenbrock
„Wir werden außerdem Ende Oktober ein Glashaus auf die Terrasse setzen, das gut durchlüftet ist und das wir ein wenig beheizen werden“, führt Leuthold aus. So soll bei den Gästen der Eindruck entstehen, im Freien zu sitzen - aber nicht im Kalten. Hier sollen allerdings Heizpilze zum Einsatz kommen.
„Die Besucher sollen sich ruhig warm anziehen“, sagt Leuthold. Decken und Felle werde das Tante Amanda aber für eine wohlige Atmosphäre auslegen. „Wir hoffen, dass wir damit etwas bewegen können“, so Leuthold.
50 Prozent Einkommenseinbuße
Das Tante Amanda habe auf Grund von Corona rund die Hälfte seiner Einnahmen eingebüßt. Durch den Sommer sei er gut gekommen, sagt Leuthold. Doch es graut ihm vor dem Winter. Anstatt der durchschnittlich 40 Weihnachtsfeiern habe er bisher nur eine Anmeldung für eine Gruppe von 25 Leuten erhalten.
Doch auch er hofft, so wie seine Gastronom-Kollegen, auf positive Entwicklungen. „Wer weiß schon, wie es nächste Woche aussieht“, sagt Leuthold.