
© Jens Lukas
Baumärkte, Friseure, Buchläden ab Mittwoch geschlossen: Händler erwarten Ansturm
Coronavirus
Der Lockdown ist beschlossen: Statt zehn Tagen Weihnachtsgeschäft bleiben Einzelhändlern in Castrop-Rauxel nur noch zwei Verkaufstage. Manche sind gut aufgestellt, andere wird es hart treffen.
Bund und Länder machen noch eher dicht, als bis vor kurzem zu erwarten war. Der Lockdown hat Folgen für viele Geschäfte in Castrop-Rauxel, mancherorts könnte es jetzt aber auch noch einmal „richtig brummen“.
Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte Mitte der Woche noch davon gesprochen, dass ein harter Lockdown nötig sei, aber erst nach Weihnachten.
Nun ist es schon ab Mittwoch, 16. Dezember, soweit. Bereits dann wird das öffentliche Leben heruntergefahren. Noch weiter. In Castrop-Rauxel schließen beispielsweise:
- Bekleidungsgeschäfte. Inhabergeführte Geschäfte wie „Reiter Fashion“ genauso wie große Ketten wie Takko oder C&A. Auch das Traditionshaus Borgerding in der Altstadt hat nun am 15. Dezember seinen allerletzten Tag. Und nicht erst am 23. Dezember. Danach schließt Borgerding ohnehin.
- Schuhläden wie Deichmann oder der „Bääähm“-Schuladen am Biesenkamp
- Bücherläden wie die Mayersche Buchhandlung und die „Leselust“
- Parfümerien
- Friseure
- und, anders als im ersten Lockdown, auch Baumärkte wie beispielsweise der Hagebau am Westring.
Offen bleiben dürfen nur Geschäfte, die den täglichen Bedarf abdecken. Dazu zählen beispielsweise: Lebensmittelläden, Wochenmärkte, Abhol- und Lieferdienste, Getränkemärkte, Reformhäuser, Drogerien, Banken. Auch Weihnachtsbäume dürfen weiter verkauft werden.
Gartenmärkte und Blumenläden dürfen laut Land jetzt doch geöffnet bleiben. Zunächst hatte es geheißen, dass sie schließen müssen.
Zimmer: Einige Läden wird es hart treffen
Für alle, die Mittwoch schließen müssen, wird es „hart“, sagt Matthias Zimmer, Vorsitzender von Casconcept, der Standortgemeinschaft der Altstadt. Denn: „Es fehlen vielen nun die acht umsatzstärksten Tage des Jahres“, so der Juwelier. Das werde bei manchen „zu finanziellen Engpässen führen“.
Er denke an Geschäfte, in denen klassischerweise viele Weihnachtsgeschenke gekauft würden, sagt er: Bekleidungsläden und Blumenläden. Sträuße, die man zu Weihnachten verschenkt, verschenke man genau dann – im Januar hole das keiner nach, sagt Zimmer.
Buchhändlerin ist optimistisch, den Lockdown gut zu schaffen
Anders sehe es bei ihm im Juwelier-Geschäft aus: Den Kauf eines Schmuckstücks könne man gut um ein paar Wochen verschieben. Optimistisch bleibt auch Martina Tielker: „Wir können Lockdown“, sagt die Inhaberin der Buchhandlung „Leselust“. Man schalte nun wieder auf Frühjahr um.

Martina Tielker von der Buchhandlung „Leselust“ steigt ab Mittwoch komplett auf Lieferservice um. © Marcel Witte
Das heißt: Bücher würden wieder ausgeliefert. Ihr Mann und ein Sohn helfen mit, sagt Tielker. Bestellt werden kann per Telefon, Mail, Whatsapp oder Instagram. Falls es erlaubt sein sollte, könnten die Bestellungen abgeholt werden. Der Laden werde besetzt sein. Das gilt auch für den Juwelier Zimmer: In den Werkstätten werde weitergearbeitet – an all‘ den Bestellungen, die bereits eingegangen sind, sagt Zimmer.
Sowohl die Buchhandlung als auch der Juwelier stehen allerdings auch nicht in so starker Konkurrenz zum Internet wie andere Händler. So sagten uns am Donnerstag bereits Claudia Jung, Inhaberin des Blumengeschäfts „Pusteblume“ und auch Schuhfachverkäuferin Vera Kopitetzki vom „Bääähm“-Schuhladen, dass sich für sie ein Online-Handel nicht rentiere. Einnahmen werden ihnen nun wochenlang fehlen. Der Lockdown geht bis zum 10. Januar. Vorerst.
Lange Schlangen am Montag und Dienstag erwartet
An den letzten beiden offenen Verkaufstagen könnte es proppenvoll in der Altstadt werden. Zimmer erwartet einen „Run“ auf die Geschäfte, sagt er: Denn: „Viele kaufen ihre Geschenke traditionell am letzten Adventswochenende.“ Wer nicht aufs Internet ausweichen möchte, müsse also Montag oder Dienstag los. Es werde lange Schlangen geben, da ist sich auch Tielker sicher.
Obwohl die Buchhändlerin – genau wie Zimmer – einen Lockdown generell für richtig hält, sagt sie aber: „Ich wünsche jedem Einzelhändler, dass es jetzt zwei Tage lang noch mal richtig brummt.“
Auch wenn die beschlossenen Regeln nun schon scharf klingen, könnte auf die Castrop-Rauxeler noch mehr zukommen: Denn kreisweit liegt die 7-Tages-Inzidenz von Corona-Neuinfektionen hochgerechnet auf 100.000 Einwohner bei mehr als 200. Möglicherweise könnte es deshalb zusätzlich noch im ganzen Kreis Recklinghausen zu Ausgangssperren kommen.
Ist fürs Journalistik-Studium vor 20 Jahren nach Dortmund gezogen und hat danach jahrelang in der Nachrichtenredaktion gearbeitet. Lebt schon lange im Dortmunder Westen und freut sich, hier und in Castrop-Rauxel auch journalistisch unterwegs zu sein.
