Nach Corona-Ausbruch und Beschwerde: Gefängnis-Chef Julius Wandelt klärt auf

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Nach Corona-Ausbruch und Beschwerde: Gefängnis-Chef Julius Wandelt klärt auf

rnJVA Meisenhof

15 Corona-Infektionen im Castrop-Rauxeler Gefängnis: Anstalts-Chef Julius Wandelt räumte vergangene Woche in der JVA um. Nun gibt es eine Beschwerde über die Isolation von Inhaftierten.

Ickern

, 01.02.2022, 17:55 Uhr / Lesedauer: 3 min

Corona im Knast: Es war klar, dass die Pandemie an der JVA Meisenhof in Ickern nicht vorbei gehen wird. In den bisher zwei Jahren gab es selten größere Ausbrüche, obwohl dort Hunderte Häftlinge auf zum Teil auch engem Raum miteinander essen, arbeiten und zum Teil auch wohnen. Aber Omikron hat nun dort auch zugeschlagen: Vergangene Woche meldete Julius Wandelt, der Leiter der Anstalt des offenen Vollzugs, auf eine Anfrage unserer Redaktion 15 Positiv-Fälle.

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Wir berichteten und bekamen prompt eine Beschwerde: Es meldete sich eine Angehörige eines Inhaftierten. Sie schrieb uns:

„Es gibt nicht nur Unruhen unter den Gefangenen sondern auch bei den Familien und Freunden der Inhaftierten. Bei Besuchen hört man, dass es Fünf-Personen-Zimmer gibt und von ungeimpftem Personal. Bekommt man keine Anrufe (Telefonzelle auf dem Gelände) und keine Post mehr, kann man davon ausgehen, dass die Person in Quarantäne ist und positiv getestet wurde. Durch das Personal, überwiegend alle freundlich, bekommt man dennoch keine Auskunft aufgrund des Datenschutzes. In anderen offenen Vollzügen ist zumindest eine gewisse Zahl an Stunden Handyzeit mit der JVA vereinbart, nur in Castrop-Rauxel nicht, wo akribisch mit Suchgeräten geschmuggelte Handys gesucht werden. Dass das kein Landschulheim ist, ist mir bewusst, aber gerade in dieser Zeit ist es einfach wichtig, sich bei Angehörigen zu melden, dass es einem gut geht. Das führt auch nochmal zu Unruhen auch unter den Gefangenen.“

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Was ist dran an diesen Vorwürfen und den geschilderten Sachverhalten in der JVA in Ickern? Wir konfrontierten den Anstalts-Leiter Julius Wandelt damit.

„Unruhen unter den Gefangenen können wir hier innerhalb der Anstalt (Gott sei Dank) nicht bestätigen“, so Wandelt. Jeder wisse, dass es wichtig sei, sich durch FFP2-Masken zu schützen. „Und unsere Impfaktionen, die unser Anstaltsarzt durchführt, finden guten Zuspruch.“

Wandelt veranlasste vergangene Woche, eines der gut ein Dutzend Hafthäuser zu räumen und es allein für positiv getestete Gefangene und ein weiteres Hafthaus für mögliche Kontaktpersonen (Verdachtsfälle) zu nutzen. „Dadurch sind die Unterbringungsmöglichkeiten zurzeit etwas beengter als vorher. Aber wir sind bei einer normalen Belegungsfähigkeit von 567 Haftplätzen heute nur mit 328 Gefangenen belegt. Das kommt uns ein wenig entgegen.“

Richtig sei, dass es auch 5-Mann-Stuben gebe. Drei seien derzeit voll belegt mit Gefangenen, die alle vollständig geimpft und getestet sind. „Wir schauen uns aber auch jeden Tag an, ob wir wirklich noch zwei komplette Häuser als Corona-Puffer benötigen, oder ob auch kleinere abgeschottete Einheiten gebildet werden können, damit sich die Lage so gut wie möglich entspannt.“

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Bis auf 5 Personen, die täglich einen Testnachweis erbringen müssten, sei das Personal – insgesamt sind das knapp 180 Personen – vollständig geimpft bzw. genesen und geimpft. Auch das Personal sei während des gesamten Dienstes und überall auf dem Anstaltsgelände, ausgenommen im eigenen Büro, zum Tragen von Masken verpflichtet. Außerdem erhält jeder Bedienstete zwei Selbsttests wöchentlich.

Wandelt: „Wir haben uns für Handys eingesetzt“

Die Nutzung von Smartphones und Handys aber ist auf dem Anstaltsgelände verboten. Das räumte Wandelt schon vergangene Woche ein. Nun sagt er: „Schon während des ersten Lockdowns hat sich die JVA Castrop-Rauxel beim Justizministerium dafür eingesetzt, dass Gefangene zur Aufrechterhaltung der Kontakte mit eigenen Handys telefonieren dürfen.“ Daraus sei eine landesweite Regelung geworden: Gefangene durften täglich für eine Stunde unter Aufsicht telefonieren. Das galt aber nur bis zum Ende der Lockdowns.

„Jetzt können die Gefangenen wieder raus wie gewohnt. Hinzu kommt, dass der Raum, in dem das beaufsichtigte Telefonieren stattfand, jetzt zum Testzentrum umgebaut wurde, in dem wir wöchentlich 700 Tests durchführen“, so Wandelt. Telefonieren unter Aufsicht gehe zudem nicht für positiv getestete Gefangene in Isolation. „Da ist dann trotz allen Möglichmachens eine Grenze erreicht.“ Auch die Telefonzellen auf dem Gelände dürfen sie nicht benutzen.

Wenn Gefangene oder Angehörige sich Sorgen machten, könnten sie mit dem zuständigen Betreuer telefonisch oder per Mail Kontakt aufnehmen. „Das geht natürlich nur, solange die Identitäten geklärt sind und wir keine Anzeige wegen Verletzung des Daten- oder Persönlichkeitsschutzes riskieren“, so Wandelt weiter. Auch Post funktioniere reibungslos.

„Mobi-Finder“ spüren Smartphones auf

Der Gebrauch von Mobiltelefonen in der JVA sei aber grundsätzlich verboten, daran hält der Anstaltsleiter fest. Julius Wandelt: „Wir haben die Verpflichtung, unter Einsatz von sogenannten Mobi-Findern Verstöße dagegen zu ahnden.“ Beim ersten Verstoß gebe es einen Verweis, ab dem zweiten Mal riskiere man die Verlegung in den geschlossenen Vollzug. „Das will natürlich niemand“, so der Gefängnis-Chef.

Das Verbot richte sich nicht gegen Kontakte mit der Familie, sondern gegen Missbrauch innerhalb der JVA. Gefangene, die draußen arbeiten, haben ein Handyfach an der Pforte, in das sie das Gerät einschließen können. Benutzung außerhalb der JVA: kein Problem.

Aktuelle Corona-Zahlen aus der JVA Meisenhof (Stand 31.1.):

  • 12 Gefangene wegen Infektion in Isolation
  • 5 Personen als Kontaktperson der Infizierten in Quarantäne
  • 4 Bedienstete Corona positiv zu Hause
  • 180 Mitarbeiter, davon 5 nicht geimpft
  • 700 Corona-Tests pro Woche im eigenen Testzentrum
  • 567 Haftplätze, davon 328 belegt.