Gibt es das erste Gras schon Ende des Jahres? Das plant der Castroper Cannabis Club Powerflower

Erste Abgabe schon Ende 2024? Das plant der Castroper Cannabis Club
Lesezeit

Das Telefon bei der Bezirksregierung in Arnsberg stand am Montag kaum still. Als André Lattner aus Castrop-Rauxel sein Glück versucht, ist es schon der dreißigste – und wird gebeten, es am nächsten Tag nochmal zu versuchen. Es ist der 1. Juli und seit diesem Tag gilt das neue Cannabisgesetz. Nun können Anbauvereine wie der Cannabis Club Castrop Powerflower e.V. ihre Anbaulizenz beantragen.

„Wir haben es jetzt noch nicht abgeschickt, das wird wahrscheinlich erst morgen passieren“, sagt der Vorstand André Lattner. Allerdings habe man schon einen Kontaktmann zugeteilt bekommen und ist zuversichtlich, dass auch beim Antrag alles glattläuft. Bis zu drei Monate hat die Bezirksregierung dann maximal Zeit, die mögliche Genehmigung, die für sieben Jahre gilt, zu prüfen und auszustellen. „Ich hoffe, dass es nur zwei, drei Wochen sind“, sagt André Lattner.

Denn auch auf seinem eigenen Telefon trudeln an diesem Tag einige Anträge ein: Mitgliedsanträge. Obwohl der Club seit Montag nicht mehr für sich werben darf, war das Interesse groß. „An diesen Stichtagen wie jetzt am 1.7. oder am 1.4 am Tag der Legalisierung gibt es immer viele Anträge“, sagt Timo Vieting, ebenfalls vom Cannabis Club: „Über die App, wo man sich einschreiben kann, sind jetzt 235 Leute dabei.“ Insgesamt dürften Anbauvereine bis zu 500 Mitglieder haben. „Wir sind guter Dinge, dass wir für alle, die Lust haben, noch einen Platz freihaben.“

Erstes Cannabis zum Jahresende?

Zum Jahresende will der Club zum ersten Mal Cannabis an seine Mitglieder abgeben. „Wenn der Antrag genehmigt wurde, dann dauert es vielleicht noch drei, vier Monate, bis man was abgeben kann“, erklärt Timo Vieting: „Das heißt nach unserem Zeitplan, dass wir dieses Jahr noch Blüten aushändigen können.“

Doch bis dahin bleibt auch für den Castroper Cannabis-Club noch viel zu tun. Die wohl wichtigste Voraussetzung hat die Gruppe, die im Kern etwa aus sieben Personen besteht, jedoch schon erfüllt. Die Castrop-Rauxeler haben in Datteln eine große Anlage gemietet, in der sie in Zukunft Cannabis anbauen, trocknen und verarbeiten wollen. Die Abgabe soll dann allerdings zentral in Castrop-Rauxel sein. Wo genau, ist noch nicht bekannt.

Auch die Adresse der Produktion in Datteln wird streng geheim gehalten: „Wir nennen die Adresse nicht, weil wir keine Lust haben auf unerwünschte Besucher oder Leute, die sich das einfach mal angucken wollen, solange wir unser Sicherheitssystem noch nicht komplett auf Touren haben. Noch sind die Stacheldrahtzäune, Fenstergitter und Sichtplanen nicht am Start“, sagt Timo Vieting. Außerdem sei die Anlage als Produktionsstätte für Kunden ja eigentlich ohnehin nicht so interessant wie die Abgabestelle.

Der Boden und die Technik müssen noch gemacht werden, aber so könnte einer der Anbauräume am Ende aussehen.
Der Boden und die Technik müssen noch gemacht werden, aber so könnte einer der Anbauräume am Ende aussehen. © Nora Varga

„Momentan sind wir immer noch im Ausbau der Plantage zugange, müssen noch ein paar Rigipsplatten setzen und ein paar Wände einziehen“, erklärt André Lattner: „Ansonsten gibt es noch ein paar Sachen mit der Elektrik und ein bisschen putzen müssen wir natürlich auch noch. Aber ansonsten sind wir ganz gut aufgestellt und eigentlich gut im Zeitplan.“

Anschließend soll in drei oder vier Räumen Cannabis produziert werden. Pro Raum können etwa 100 bis 120 Pflanzen großgezogen und später geerntet werden – das ergibt etwa acht bis zehn Kilo. Maximal darf ein Cannabis Club 25 Kilo pro Monat an seine Mitglieder ausgeben.

„Wir wollen Pioniere werden“

Doch nicht nur baulich kommt auf die Anbauvereine etwas zu. Zwei der Vorschriften, die ein Cannabis Club für einen erfolgreichen Antrag erfüllen muss, sind, ein Jugendschutzkonzept vorzulegen und einen Präventionsbeauftragten zu benennen. Der Präventionsbeauftragte müsse eine „noch nicht näher definierte Schulung absolvieren“, erklärt der Deutsche Hanfverband. Eine recht vage Formulierung. Timo Vieting kritisiert genau das. Es würden bereits jetzt dubiose Anbieter versuchen, Seminare und Zertifikate anzubieten.

Walter Jankowski von CoVital20 e.V. in der großen Produktionsstätte in Datteln
Zusammen mit Walter Jankowski von CoVital20 e.V. möchte der Cannabis Club Powerflower e.V. aus Castrop-Rauxel in Zukunft auch Seminare zur Ausbildung von Präventionsbeauftragten organisieren und anbieten. © Luca Füllgraf

Genau dem will der Castroper Cannabis Club zusammen mit Walter Jankowski von CoVital20 e.V. entgegenwirken. „Da sind haarsträubende Anbieter auf dem Markt. Die haben so viel Ahnung von der Sache wie eine Kuh vom Ballett“, sagt Walter Jankowski, der schon seit vielen Jahren zu dem Thema arbeitet. Er habe nun ein Ausbildungskonzept geschrieben und will es an den entscheidenden Stellen vorlegen. 32 Unterrichtsstunden sind in dem Programm vorgesehen; Themen unter anderem: Prävention, Sucht, Hilfesystem oder Recht. Nach bestandener Abschlussprüfung soll es ein Zertifikat geben.

„Angestrebt wird, die ersten Kurse im letzten Quartal des Jahres durchzuführen“, sagt er. Platz für Schulungsräume gibt es in der großen Anlage in Datteln mehr als genug. Die Kurse sollen aber auch digital möglich sein. „Wir wollen Pioniere werden“, sagt Timo Vieting: „Und zwar gute Pioniere.“

Castroper Cannabis-Club plant Raucherraum und Abgabestelle: André Lattner zeigt geheime Plantage

Cannabis-Gesetz tritt am 1. Juli in Kraft: Castroper Club will direkt seinen Antrag stellen