Auch Kinder und Jugendliche sollten gegen Corona geimpft werden, sagt ein Castrop-Rauxeler Kinderarzt (Symbolbild).

© Sven Hoppe/dpa/Symbolbild

Castrop-Rauxeler Kinderarzt schlägt Impfpartys an Schulen vor

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Auch das kommende Schuljahr wird wohl Einschränkungen bringen. Das vermutet ein Castrop-Rauxeler Kinderarzt, der sagt: Bis genug Kinder und Jugendliche geimpft sind, dauert es noch.

von Jonas Hildebrandt

Castrop-Rauxel

, 28.07.2021, 20:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es sind Sommerferien und die Corona-Infektionszahlen steigen wieder. Nach den Ferien soll dann mit den Kindern und Jugendlichen die wohl größte bislang ungeimpfte Gruppe wieder täglich aufeinandertreffen. Kann das gut gehen?

Wahrscheinlich ist, dass Schülerinnen und Schüler auch im kommenden Schuljahr wieder mit pandemiebedingten Einschränkungen rechnen müssen. Masken, Onlineunterricht oder sogar Schließungen könnten wieder ihren Alltag bestimmen. Eine Möglichkeit, das zu verhindern, könnten da die Impfungen sein.

Bereits seit einiger Zeit ist der mRNA-Impfstoff von Biontech in der EU ab 12 Jahren zugelassen. Dass sich auch Kinder und Jugendliche impfen lassen können, „kommt sehr gut an“, erzählt der Castrop-Rauxeler Kinderarzt und Vorsitzende des Landesverbandes Praxisnetze NRW, Frank Westerhaus. „Viele Kinder und Jugendliche mit chronischen Krankheiten haben lange darauf gewartet“, sagt er.

Doch auch andere, eher ungefährdete Jugendliche sind seiner Aussage nach heiß auf den Impfstoff. Der Grund: „Die Jugendlichen haben erfasst, dass Impfung auch Freiheit bedeutet“, erklärt Westerhaus.

Die Einschränkungen zum Infektionsschutz seien für Kinder und Jugendliche ein viel größeres Problem, meint der Arzt. „Sie brauchen das mehr als Erwachsene“, sagt er mit Blick auf den persönlichen Kontakt und das Miteinander, das durch die Regelungen teilweise extrem eingeschränkt wird. „Da muss ein Ende her“, findet der Kinderarzt.

Problem: Die Stiko-Empfehlung fehlt

Damit das möglich wird, müssten die 12- bis 18-Jährigen schnellstens geimpft werden, sagt Westerhaus. Ein Problem dabei ist allerdings aktuell noch, dass der Impfstoff zwar für diese Altersgruppe zugelassen ist, von der Stiko aber nicht für alle Kinder empfohlen wird. „Meiner Meinung nach ist das Quatsch“, sagt Westerhaus. Bei den mRNA-Impfstoffen seien keine signifikanten Probleme zu erwarten. Man dürfe da „nicht so zaghaft sein“, findet der Arzt.

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Er halte die Impfungen dieser Altersgruppe für dringend erforderlich. Zwar stimme er zu, dass das Risiko, schwer an Corona zu erkranken, für Kinder und Jugendliche geringer ist. Doch es gebe zahlreiche andere Impfungen für Kinder, die dazu dienen, dass sie andere nicht anstecken. Als Beispiel nennt er die Röteln-Impfung. Bei der Corona-Impfung solle man ähnlich verfahren.

Jugendliche leiden indirekt

Auch die Kinder und Jugendlichen würden davon profitieren, ist sich Westerhaus sicher. Sie sind zwar durch die Krankheit nicht so gefährdet. Sie leiden aber indirekt unter der Pandemie. „Langfristig können sie nicht unter den sozialen Bedingungen leben“, sagt der Kinderarzt. Daher müsse die Pandemie überwunden werden. Eine hohe Durchimpfungsquote sei nicht erreichbar, ohne Kinder und Jugendliche zu impfen.

Trotzdem glaubt er nicht daran, dass die 12- bis 18-Jährigen bis zum Schulstart durchgeimpft werden können. Einerseits ist da die fehlende Impfempfehlung der Stiko, andererseits seien die Ferien nicht der beste Zeitpunkt für Arzttermine. Deswegen rechnet Frank Westerhaus damit, dass es noch „bis Ende des Jahres dauern wird, Kinder und Jugendliche zu impfen“.

Erneute Schulschließungen?

Er rechnet darum wieder mit Einschränkungen. „Wir werden vielleicht sogar wieder Schulschließungen erleben“, vermutet er. Tatsache sei, dass Corona uns auch weiterhin immer noch einschränken werde. Auch Infektionsausbrüche in Schulen seien möglich.

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Um das Impfen der Jugendlichen voranzutreiben, könne man auch „über unkonventionelle Aktionen nachdenken“. Impfpartys in Schulen nennt Westerhaus als Beispiel. Fest steht für den Kinderarzt, dass die Durchimpfung grundsätzlich möglich ist: „Es ist genug Impfstoff da, wir müssen jetzt nur handeln.“