Apothekerin Angelika O'Donnell bittet alle Kunden darum, Abstand zu halten. Die meisten halten sich daran. Manchen bleiben sogar draußen stehen, bis der Kunde vor ihnen die City-Apotheke verlassen hat. © Jessica Hauck
Coronavirus
Castrop-Rauxeler Geschäfte tun gegen das Coronavirus mehr als ihre Pflicht
Castrop-Rauxels Geschäfte versuchen ihre Mitarbeiter und Kunden vor dem Coronavirus zu schützen. Immer mehr Händler ergreifen schärfere Maßnahmen, als es die aktuellen Bestimmungen vorsehen.
Die Straßen in Castrop-Rauxel leeren sich langsam, aber Einrichtungen wie Supermärkte, Apotheken, Frisöre haben geöffnet. Für die Einzelhändler stellt sich die Frage, wie sie Kunden und Mitarbeiter vor dem Coronavirus schützen. Die Kundenzahl begrenzen, Schilder aufhängen, Scheiben aufbauen – in Castrop-Rauxel gibt es ganz unterschiedliche Strategien. Und auch die Reaktionen fallen gemischt aus.
Viel Kundenkontakt haben Apotheker und ihre Mitarbeiter. Angelika O’Donnell, Inhaberin der City-Apotheke in der Altstadt und der Lavendel-Apotheke an der Wittener Straße, hat eine ganze Reihe Schutzmaßnahmen ergriffen, um sich, ihre Mitarbeiter und die Kunden vor eine Verbreitung des Coronavirus zu schützen.
„Wir desinfizieren so viel und so gut es geht“, sagt O’Donnell. Auch die Beratungsplätze hat sie auseinander gezogen, um zwei Meter Abstand einhalten zu können.
Plexiglas-Scheiben gegen Tröpfchen-Infektion
Bald soll sich auch baulich etwas in ihren Apotheken verändern. Plexiglasscheiben sollen Kunden und Mitarbeiter trennen. Das habe auch die Apotheker-Kammer empfohlen, um eine Tröpfcheninfektion zu vermeiden. Doch bis die Scheiben bestellt, gefertigt und eingebaut sind, könne es noch bis Anfang kommender Woche dauern, sagt O’Donnell.
Deshalb überlegt die Apothekerin, ob sie und die Mitarbeiter bald einen Mundschutz tragen, um sich zu schützen. Das seien Masken, die besonders dicht seien. „Die sind allerdings auch sehr unangenehm zu tragen“, so O’Donnell. „Aber es wird allmählich Zeit.“ Diese besonders dichten Masken seien derzeit aber schwer nachzubestellen.
Zudem versuchen die Apotheker möglichst, Handkontakt vermeiden. Wechselgeld werde nur noch auf den Tresen gelegt, nicht mehr mit der Hand direkt angenommen.
„Das muss jetzt sein“
Zwei Tipps, die auch jeder privat berücksichtigen sollte, befolgen O’Donnell und ihr Team natürlich auch: regelmäßig lüften und viel Hände waschen. „Wir haben schon alle ganz kaputte Hände“, sagt die Apothekerin. „Aber das muss jetzt sein.“
Im Norden von Castrop-Rauxel machen sich die Coronamaßnahmen deutlich bemerkbar. Obwohl nur noch die „unverzichtbaren Einrichtungen“ wie Apotheken, Lebensmittelgeschäfte oder Kioske geöffnet sind, sind auf der Langen Straße in Habinghorst viele Menschen unterwegs.
Auch Friseure dürften offiziell noch Kunden empfangen. Ladenbesitzerin Nina Pawlowski wird ihr Haarstudio ab Freitag aber trotzdem schließen. „Für uns lohnt es sich nicht mehr“, so die Castrop-Rauxelerin. „Wir haben heute nur zwei Kunden gehabt.“ Dabei achte sie darauf, dass immer nur ein Besucher im Laden sei und alles gründlich desinfiziert ist.
Trotz vieler geschlossener Geschäfte laufen immer noch Menschen über die Einkaufsstraße Lange Straße. © Tobias Larisch
Hausbesuche wird Nina Pawlowski vorerst nicht absagen. In den kommenden Tagen hält sie eine Ausgangssperre aber für unumgänglich. „Die Menschen halten sich nicht an die Auflagen und laufen trotzdem draußen herum“, ärgert sich die Friseurin.
Kunden müssen draußen bleiben
Auch im Kiosk von Ottmar Wenzberger ist nicht viel los. „Bis Mittwoch war es auf der Langen Straße noch voll, aber heute ist es schon deutlich leerer“, sagt der Besitzer. Um die Ansteckungsgefahr zu minimieren, dürften die Kunden ab Freitag sein Geschäft nicht mehr betreten. Stattdessen gibt es einen improvisierten Schalterverkauf am Eingang.
„Wir werden trotzdem so lange öffnen wie möglich“, sagt Wenzberger. „Ein bis zwei Wochen Schließung könnten wir überleben, aber danach würde es kritisch.“ Deshalb habe er sich schon vorsorglich mit seiner Bank in Verbindung gesetzt.
„Bitte max. 2 Personen eintreten“, steht mit vielen Ausrufezeichen versehen auf einem improvisierten Zettel an der Bäckerei-Filiale Grobe an der Münsterstraße in der Altstadt.
Grobe bedient draußen nicht mehr
„Viele Leute reagieren aber nicht darauf, wir müssen oft darauf hinweisen“, sagt Verkäuferin Sarah Schopp. Am Freitag soll ein größeres Schild kommen, das besser lesbar ist. Auch mit bargeldlosen Zahlungen versucht die Bäckerei Grobe ihre Mitarbeiter vor Ansteckung zu schützen. Doch die meisten zahlen die kleinen Beträge lieber bar, sagt Sarah Schopp.
Den engen Bereich in der Bäckerei-Filiale sollen möglichst wenige Kunden auf einmal betreten. Doch das Schild sorgt noch nicht für genug Aufmerksamkeit, sagt die Verkäuferin. Es soll daher durch ein neues ersetzt werden. © Jessica Hauck
Den Café-Bereich in der Filiale hat Grobe geschlossen. Auch die Stühle draußen werden nicht mehr bedient. Denn laut Erlass mussten die Verkäufer die Kontaktdaten der Kunden aufschreiben, die dort ihren Kaffee und Brötchen gegessen haben. „Das gab nur Theater“, berichtet Sarah Schopp. Deshalb fällt dort nun auch die Außengastronomie weg. „Es ist wirklich schwierig im Moment.“
Auch in Ickern machen sich die Corona-Maßnahmen bemerkbar
Bei Edeka Lasarz in Ickern gebe es zwar immer noch sehr viele Kunden, so ein Kassierer, aber die Hamsterkäufe würden weniger.
Ein paar Geschäfte weiter beim Drogeriemarkt dm steht Security am Eingang. Die Mitarbeiter lassen immer noch einzelne Kunden ins Geschäft, wenn andere Kunden herauskommen. Am Morgen hatte sich eine Schlage gebildet, in der die Kunden - mit Sicherheitsabstand - auf Einlass warteten.
Vor dem dm-Markt in Ickern warteten die Kunden am Donnerstagmorgen darauf, einkaufen zu dürfen. Nur wenigen Kunden auf einmal durften sich in der Drogerie aufhalten. Security-Mitarbeiter passten an der Tür auf. © Marcel Witte
Händler und Supermärkten dürfen ihre Öffnungszeiten wegen leerer Regale und vielen Kunden nun auch auf den Sonntag ausdehnen. Die großen Supermarktketten wie Aldi, Lidl und Rewe haben das aber bereits abgelehnt. Und auch vor Ort gibt es da klare Meinungen, etwa im Edeka Gronemann an der Dortmunder Straße.
„Das machen wir auf gar keinen Fall“, sagt Mitarbeiter Robin Huskotte. Die Mitarbeiter seien an sechs Tagen in der Woche, 13 Stunden am Tag „zu 100 Prozent für die Kunden da“. Den Sonntag bräuchten sie zur Erholung.
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