In der Testkabine ist es still, bis aus dem rechten Kopfhörer ein leiser Ton kommt. Nach der Betätigung des Drückers spielt Patricia Schmidt den nächsten Ton ab, dieses Mal ein bisschen höher. Patricia Schmidt ist Hörakustikerin, mit einem kostenlosen Hörtest kann man bei ihr herausfinden, ob die eigenen Ohren noch gut funktionieren.
Denn gut zu hören ist wichtig, erklärt Doktor Klaus Kröger. „Menschen sind soziale Wesen, die kommunizieren wollen - das geht nur mit einem funktionierenden Gehör“, sagt der Ohrenarzt. Sei dies nicht mehr möglich, könne es zu Vereinsamung und teilweise sogar psychischen Erkrankungen kommen, so Kröger. Darauf, wie wichtig ein gutes Gehör ist, will der „Welttag des Hörens“ jedes Jahr am dritten März aufmerksam machen.
Hörschwierigkeiten könne in jedem Alter auftreten und verschiedene Gründe haben. „Am häufigsten ist schon die Altersschwerhörigkeit, aber eine hohe Lärmbelastung, Entzündungen oder familiäre Anlagen können auch Ursachen sein“, sagt Ohrenarzt Klaus Kröger. Er empfiehlt, die Ohren möglichst gut vor Lärm zu schützen und einen Hörtest zu machen, sobald man Schwierigkeiten bemerkt.
Zu Patricia Schmidt bei Hörgeräte Kowalski in der Herner Straße kommen jeden Tag Menschen aus allen Altersklassen, um einen Hörtest zu machen oder sich zu Hörgeräten beraten zu lassen. „Manchmal sind Kinder hier, letztens hatte ich auch eine 102-jährige Kundin“, so Schmidt.
Das Vorgehen ist dabei immer gleich. „Jeder kann bei uns einen kostenlosen Hörtest machen“, erklärt die Hörakustikerin. Wenn es nötig ist, werden die Kunden dann an einen Ohrenarzt überwiesen. „Der prüft nochmal und stellt eine Bescheinigung aus, dann kommen die Patienten wieder zu uns, um passende Hörgeräte zu finden“, sagt Schmidt.
Die Hörakustikerin führt nochmal einen genauer Hörtest durch, damit sie weiß, was sie bei der Suche nach dem passenden Hörgerät beachten muss. "Bei der Beratung kommt es dann auch viel auf die individuellen Lebensumstände der Kunden an, sind sie noch berufstätig oder viel aktiv?"
Dank fortgeschrittener Technologie gibt es inzwischen viele Möglichkeiten. Hörgeräte im Ohr oder hinter dem Ohr, Akkutechnologie oder Batterien, und das in allen erdenklichen Farben. „Die meisten bevorzugen aber kleine und unauffällige Hörgeräte“, sagt Schmidt. Erwachsene würden die Farbe oft von ihren Haaren abhängig machen, Kinder würden meistens ihre Lieblingsfarbe wählen.
Haben sich die Kunden für ein Gerät entschieden, ist es wichtig, das Hören damit zu trainieren. Patricia Schmidt empfiehlt, die Hörgeräte erst mal für ein bis zwei Stunden am Tag zu tragen und sich dann langsam zu steigern. „Wenn man sich erst mal daran gewöhnt hat, sollte man die Hörgeräte aber auch wirklich von morgens bis abends tragen“, so Schmidt.
Noch etwas ist aber wichtig: „Damit es mit dem Hörgerät am Ende klappt, muss der Kunde diesen Schritt auch wirklich wollen“, sagt Patricia Schmidt. Außerdem sei es wichtig, Schwerhörigkeit so früh wie möglich zu behandeln. Das Gehör kann sich nicht wieder verbessern und je weiter fortgeschritten die Schwerhörigkeit sei, umso schwerer sei es auch, sich an Hörgeräte zu gewöhnen.
„Dass Kunden sich am Ende doch gegen ein Hörgerät entscheiden, ist aber eher die Ausnahme“, sagt Schmidt. Zwar würden manche anfangs noch eher ablehnend reagieren, oft seien die Reaktionen aber auch dankbar und glücklich. „Einmal war ein kleines Mädchen hier“, erinnert sich Patricia Schmidt, „und als sie ihre ersten Hörgeräte bekam, sagte sie strahlend: ,Ich höre ja wieder Sachen, die ich sonst nicht gehört habe!‘“

Wie funktioniert ein Hörtest?
Die Experten empfehlen regelmäßige Hörtests in jedem Alter. Unsere Redaktion hat es selbst einmal ausprobiert.
Als Erstes schaut Patricia Schmidt nach, ob die Ohren sauber sind. Dafür benutzt die Hörakustikerin ein Otoskop, ein kleines Instrument aus einer Lampe, einer Lupe und einem Ohrentrichter. „Wenn zu viel Ohrenschmalz auf dem Trommelfell ist, könnte das das Gehör auch beeinträchtigen“, erklärt Schmidt. Deswegen wird vorher geprüft, ob die Gehörgänge frei sind.
Für den Hörtest führt Patricia Schmidt mit uns eine Ton-Audiometrie durch. Dabei wird die Wahrnehmung von hohen und tiefen Tönen getestet. Ein Test dauert in der Regel 10 bis 15 Minuten.
Wir bekommen Kopfhörer und einen kleinen Drücker. Dann spielt Patricia Schmidt uns auf dem rechten Ohr Töne vor, erst höher werdend, dann tiefer werdend. Sobald wir den Ton hören, betätigen wir den Drücker. Der Test beginnt mit dem rechten Ohr, dann wird das Ganze beim linken Ohr noch einmal wiederholt.
Während des Tests machen wir eine Feststellung: Die tiefen Töne sind oft viel schwieriger zu erkennen, als die hohen Töne. Als wir Patricia Schmidt nach dem Test danach fragen, sagt sie: „Im Alltag sind wir viel mehr von tiefen Tönen umgeben, zum Beispiel das Brummen einer Lüftung oder das Rauschen einer Waschmaschine. Im Test muss man sich deshalb für die tiefen Töne mehr konzentrieren.“
Das Ergebnis von unserem Hörtest ist trotzdem gut: alles im grünen Bereich. Patricia Schmidt empfiehlt aber, alle sechs bis zwölf Monate einen Hörtest zu machen, damit man eine Verschlechterung schnell bemerkt.