Markige Worte sind das aus dem Munde von Elisabeth Grümer. Die 77-jährige Grundbesitzerin prophezeit dem Golfclub Castrop-Rauxel ein Ende seiner prächtigen Anlage mit 27 Löchern. Doch das ist nicht der Fall, bescheinigt der Vorstand im Gespräch mit unserer Redaktion. Man hätte zwar auch lieber Frieden, aber man sei auf alles vorbereitet.
Klar ist aber: Der Golfclub steht vor Veränderungen. Nach dem Verlust von ungefähr 10 Hektar Fläche im südlichen Bereich der 27-Loch-Anlage droht dem Verein nun der Verlust weiterer 15 Hektar. Das ist das Areal, das der Verein aktuell noch von Elisabeth Grümer gepachtet hat. Sie will den Pachtvertrag nicht verlängern. Darum muss der Verein erneut umbauen.
Grümers Mutter war es, die vor Jahrzehnten Pachtverträge mit dem Golfclub unterzeichnete. Elisabeth selbst war es, die die Vision von einem Golfclub in Castrop-Rauxel entwickelte und in den 80er-Jahren vorantrieb. 2018 begann aber eine Zeit, in der der Golfclub und Grümer anfingen, vor Gericht miteinander zu streiten. Sie kündigte an, die Verträge nicht zu verlängern. Ende 2021 lief die Pacht von 10 Hektar aus. Seit Anfang 2022 geht es vor Gericht ganz konkret um den Zustand dieser Fläche: Sie musste nach den Verträgen in den Ausgangszustand zurückversetzt werden, also Ackerflächen.
Grümer kritisiert aber, und ließ das nach eigenen Angaben auch gutachterlich belegen, dass die einstigen Golfbahnen in der Nähe des alten Clubhauses im süd-östlichen Teil der Anlage alles andere als in einem guten landwirtschaftlichen Zustand übergeben worden seien. Im Gegenteil: Das Land, das sie längst an einen Landwirt weiter verpachtet habe, liegt brach, weil es durchsetzt sein soll mit Steinen. Mutterboden habe man dort abgetragen, behauptet Grümer, und anderes Bodenmaterial sei hingekommen. Das sei für einen landwirtschaftlichen Anbau nun nicht geeignet, wirft Grümer dem Golfclub vor.

Vor den Augen und Ohren des Gerichts habe Grümer vor eineinhalb Jahren angekündigt, dass sie auch die anderen 15 Hektar, Teil eines auslaufenden Pachtvertrages mit dem Golfclub, nicht mehr verlängern werde. Daraufhin habe nach ihrer Schilderung der Justiziar des Golfclubs, Wolfgang Dressler, selbst Mitglied im Vorstand, gesagt: „Dann machen Sie das.“ So kommt es bald. Elisabeth Grümer behauptet, dann könne der Verein nur noch eine Neun-Loch-Anlage betreiben.
Das ist allerdings bar jeder Realität: Mitnichten sei der Fortbestand des Vereins in Gefahr. Und man werde auch hinterher eine außergewöhnliche Anlage fürs Ruhrgebiet anbieten, sagt der Vorstand um Reiner Kötter, Wolfgang Dressler und Karl-Heinz Platzek bei einem Treffen mit unserer Redaktion im Clubheim. Auf 100 Hektar seien die Golfbahnen verteilt. „Und die, die wir haben, sind landschaftlich verschwenderisch angelegt“, sagt Wolfgang Dressler. Heißt: Man könne umplanen und die Bahnen zusammenrücken. „Wir haben uns seit 2018, seit die Auseinandersetzungen laufen, darauf eingestellt, wie es weiter geht.“ Auch, wenn man damals noch mal zu einer Verlängerung für weitere zehn Jahre gekommen sei. So läuft der Vertrag nun 2028 aus.
Golfclub mit Pächtern in gutem Austausch
In der Planung der Golfplatz-Architekten stünden zwei Optionen: 18 lange und 9 Kurzbahnen oder 27 vollwertige Bahnen wie aktuell. Option 2 wäre die teurere Variante, aber das werde die Mitgliedschaft mit dem Vorstand ab 2025 in Ruhe entscheiden. Mit den anderen Verpächtern, darunter Vierhaus und die Erben des Hofes Berthold, sei man in einem guten Austausch. Einige Pachtverträge stünden kurz vor einer Verlängerung, zum Teil bis 2052. Die südliche Bahn am Bach, umsäumt vom Wald, die man verliere, sei zwar idyllisch und schön, aber auch als „Mergelkuhle“ bekannt: im Winterhalbjahr meist matschig und nass.
„Weshalb Frau Grümer die zahllosen Vorschläge des Golfclubs zu einer sinnvollen Fortsetzung der bisherigen Verträge stets abgelehnt hat, entzieht sich der Kenntnis und Nachvollziehbarkeit der Verantwortlichen“ so Wolfgang Dressler in einer schriftlichen Stellungnahme. „Selbstverständlich wurde diese Tatsache aber hier seit längerem zur Kenntnis genommen und die Planungen darauf eingestellt.“ Und beim Treffen sagt er: „Der Golfsport wird nicht sein Ende finden. Oder anders: Jedem Ende wohnt auch ein Zauber und ein neuer Anfang inne“, erklärt der Jurist, frei nach Hermann Hesse.

Der Golfclub hat über 1300 Mitglieder und ist damit der größte Sportverein der Stadt. Die Mitgliederzahl sei seit der Corona-Pandemie gewachsen. Castrop-Rauxel sei dabei aber im Trend: Die Golfsport-Community wachse generell. „Corona hat den Golfsport belebt“, sagt Reiner Kötter, seit Jahren Vorsitzender des Vereins. Im Vereinsgeschehen habe man rund 60 bis 70 Austritte und rund 80 bis 90 Neuaufnahmen.
Die Einsteiger-Mitgliedschaft kostet fürs erste Jahr 1200 Euro. Eine günstigere Variante für Neulinge ist die Nutzung der 9-Loch-Anlage: 600 Euro, allerdings begrenzt auf maximal zwei Jahre. Ein Regelmitglied zahlt laut Vorstand entweder 1550 oder 1750 Euro. 27-Loch-Anlagen, auf denen man also verschiedene Kurse zur Auswahl hat, gibt es in der Region Rhein-Ruhr in stark begrenzter Zahl.
Die kleine Golf-Krise von Frohlinde
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 9. Oktober 2024.