„2006 wäre ich nach Dortmund gefahren, auch ohne Tickets“ Aldo und Immy spüren Stress statt EM-Fieber

Aldo und Immy Segat freuen sich mehr auf die Elbe als auf die EM
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Aldo (64) und Immy stehen im Il Caffé hinter dem Durchbruch: Die kleine Theke, die das Lokal von der Küche trennt, ist wie ein Tratsch-Tisch. Hier finden die Zwiegespräche des Alltags statt, die immer mit einer Essensbestellung beginnen und dann bei Gott und der Welt enden.

Aldo und Immy Segat sind Italiener. Sie sind Castrop-Rauxeler. Sie sind Fußballfans. Alle drei Dinge durch und durch. Aber das EM-Fieber? Es ist noch nicht bei ihnen angekommen, erfahren wir an der Theke.

Als wir Aldo ansprechen, um mit ihm über Fußball, über das erste Spiel der italienischen „Squadra Azzura“ zu quatschen, das am Samstag (15.6.2024) um 21 Uhr in Dortmund angepfiffen wird, sagt er: „Ich bin müde. Es ist im Moment zu viel. Ich wäre schon irgendwie gern nach Dortmund gefahren, aber ich bin auch auf einen Geburtstag eingeladen, gucke wahrscheinlich zu Hause und schlafe vor dem Fernseher ein.“

Das kleine Lokal in der Castroper Altstadt ist in gewisser Weise ihr Lebenswerk: Hier sind sie glücklich, hierin gehen sie auf, machen den Mittagstisch für die vielen, vielen Stammgäste, sind Meckerkasten und Quasselstelle, ein Marktplatz von Meinungen und Austausch.

Zur Heim-WM 2006, erinnert sich Aldo Segat, da war schon zwei Wochen vor dem Auftaktspiel alles festlich geschmückt mit Deutschland-Fähnchen und Italiano-Tischdecken. Die Welt zu Gast bei Freunden: Das Motto wurde gelebt. Am Dienstag, drei Tage vor dem Auftaktspiel, sieht man im Il Caffé noch nichts von der Fußballstimmung. 2006 wird sich für Aldo Segat wohl nicht wiederholen. Zwar drückt er der italienischen Nationalmannschaft fest die Daumen. Auch freut er sich doch ein bisschen auf das erste Spiel der italienischen Nationalmannschaft in Dortmund gegen Albanien. Aber er sagt: „2006 wäre ich auf jeden Fall nach Dortmund gefahren, auch ohne Tickets, einfach um die Stimmung dort aufzusaugen und mitzufeiern.“

Titelverteidiger kommt weiter, aber nicht ganz weit

Selbst für das Eröffnungsspiel der deutschen Nationalmannschaft am Freitagabend sagte er nun einem guten Freund ab. Der wollte ihn einladen zu einer Gartenparty mit Grill und Fußball. Aber Aldo sagt: „Ich stehe morgens um 4 Uhr auf, um das ganze Geschäft zu schmeißen. Da bin ich einfach abends um 21 Uhr müde.“

Überhaupt: Die italienische Nationalmannschaft, die 2006 Weltmeister wurde, sei für ihn bei diesem Turnier überhaupt kein Favorit. Soeben konnte sie sich überhaupt nur qualifizieren. Trainer Luciano Spalletti will den Titel verteidigen. Buchmacher und Experten trauen dem Team das nicht zu. Aldo Segat auch nicht. Das erste Spiel am Samstagabend in Dortmund gegen Albanien werde man schon gewinnen, da ist er sich relativ sicher. Ganz sicher werde man auch weiterkommen ins Achtelfinale. Aber dann sei das Turnier für Italien vorbei.

Segats Vorfreude in diesem Sommer gilt dem Urlaub mit Immy. Im Juli geht es an die Elbe, zehn Tage lang einfach nur entspannen, die Ruhe genießen. Keine Essensbestellungen. Maximal die eigene. Und Fußball? Am Rande bestimmt. Aber auch nur am Rande...