Man hört schon fast den Schnee draußen fallen, so still ist es in der Aula des Adalbert-Stifter-Gymnasiums. Knapp 150 Schüler der Fridtjof-Nansen-Realschule sind hier zu Gast und lauschen Polizei, Feuerwehr, Notfallsanitätern und Seelsorgern, wie sie aus ihrem Berufsleben erzählen. Es sind Geschichten über schwere Verkehrsunfälle, ihre Verursacher und Opfer, die Angehörigen und das Leid der Rettungskräfte.
Das alles ist Teil des Programms „Crash Kurs NRW“. Seit 2011 besuchen dafür jene, die in unterschiedlicher Weise konkret an Verkehrsunfällen beteiligt sind, Schulen. Sie berichten über ihre Erfahrungen. Ziel ist es, besonders junge Fahrer auf Verkehrssicherheit zu sensibilisieren und Verkehrsunfälle damit zu verhindern.
Bei den Schülerinnen und Schülern der Fridtjof-Nansen-Realschule kommt das gut an. „Das war eine gute Aktion mit vielen Informationen“, sagt Adam, einer der Schüler, „das bringt wirklich was.“
Eine andere Schülerin findet es sehr mutig, wie die Rettungskräfte von ihren persönlichen Erfahrungen berichten. „Das waren schon harte Geschichten, ich mache mir jetzt mehr Sorgen im Straßenverkehr“, sagt Laura. „Ich finde es aber eine gute Veranstaltung, um zu zeigen, wie schlimm Verkehrsunfälle sind“, so die Schülerin.
Etwa 550.000 Verkehrsunfälle passieren jedes Jahr in Nordrhein-Westfalen. Daran sind besonders häufig junge Fahrer im Alter von 17 bis 25 Jahren beteiligt. Mitarbeiter von Feuerwehr und Polizei sind dabei oft als erstes vor Ort.
Deswegen findet Michael Brudek, der als Rettungskraft bei der Stadt arbeitet, es wichtig zu zeigen, dass gerade auch an diesen Menschen die tragischen Unfälle nicht spurlos vorübergehen. „In jeder Uniform steckt ein Mensch“, sagt der Vertreter der Feuer- und Rettungswache, „und das soll allen Teilnehmern der Veranstaltung klar werden.“

Die Veranstaltung kommt gut an, urteilt Michael Brudek. „Wir bekommen oft von ehemaligen Schülern Rückmeldung, dass die Veranstaltung sehr prägend für sie war und manchmal sogar zu ihrem späteren Beruf bei Feuerwehr, Polizei oder Notdienst geführt hat“, so Brudek.
Auch Jörg Hansmeyer sieht einen großen Mehrwert der Veranstaltung. „Man merkt, wie konzentriert die Schüler sind und wie sie alles aufsaugen“, sagt der leitende Notarzt im Kreis Recklinghausen. Dabei findet er es besonders wichtig, dass echte Geschichten erzählt werden. „Hier ist nichts gestellt, das ist alles die Realität“, sagt Hansmeyer.
Crash Kurs NRW richtet sich besonders an 10. und 11. Klassen, also an Schüler, die noch vor dem Erwerb ihres Führerscheins stehen.
Im Kreis Recklinghausen finden jedes Schuljahr 37 Veranstaltungen statt. Die Themen werden in den Klassen vor- und nachbereitet, während der Veranstaltung sind Seelsorger anwesend. Das Präventionsprogramm erreicht jedes Jahr 8000 Schüler im Kreisgebiet.