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Castrop-Rauxel bleibt noch vom Vormarsch der Masern verschont
Impfempfehlung
Während in Europa mehr Menschen an Masern erkranken, litt in Castrop-Rauxel lange niemand darunter. Trotzdem rät der Gesundheitsdienst dringend zu Schutzimpfungen - nicht nur bei Kindern.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und mehrere Nachrichtenagenturen geben dieser Tage Alarm: Die Zahl der Masernerkrankungen sei in Europa wieder stark angestiegen - dabei sollten die Masern nach WHO-Ziel schon 2010 ausgerottet sein. In Castrop-Rauxel scheint dieses Ziel tatsächlich erreicht. Weder 2017 noch in diesem Jahr habe es Meldefälle gegeben.
Ein gemeldeter Fall für den Kreis Recklinghausen
Das bestätigt Dr. Wiebke Selle, Leiterin des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes des Kreises, auf Anfrage: „Kreisbezogen gab es einen gemeldeten Fall, aber die Diagnose wurde nicht bestätigt.“ Auch in städtischen Kitas seien Masern laut Stadt kein Thema. Masern sind eine akute Infektionskrankheit und schon bei Verdacht meldepflichtig.
Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber, Übelkeit und Halsschmerzen können Symptome sein. Typisch sind aber vor allem die rötlichen juckenden Stellen auf der Haut. Die verschwinden meist nach einigen Tagen wieder. Eine spezielle Behandlung gibt es abgesehen von schmerzlindernden Medikamenten und Bettruhe nicht.
Irrtum: Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit
Dass es in Castrop-Rauxel seit Jahren keine Masernerkrankungen gibt, sei nicht selbstverständlich: „Es gibt immer wieder bestimmte Herde in Berlin, Duisburg oder Süddeutschland“, weiß Selle. Schließlich besteht in Deutschland keine Impfpflicht und Ärzten bleibt nur, den Eltern von Kleinkindern zu erklären, dass eine Impfung den Krankheitsausbruch verhindern oder abschwächen kann.
„Ich sage ganz klar: Eine Impfung ist beileibe nicht so schädlich, wie wenn die Kinder die Krankheit durchmachen müssen“, so Wiebke Selle. Es sei ein Irrtum, dass es sich um eine harmlose Kinderkrankheit handele. Denn Masern schwächen das Immunsystem erheblich.
95 Prozent der Kinder in Castrop-Rauxel geimpft
Der überwiegende Teil der Eltern nehme diese Erklärung an. „Ich kann nur immer wieder bestätigen, dass Gott sei Dank im Kreis auch von Impfmüdigkeit nicht die Rede sein kann“, sagt Selle. Bei der Schuleingangsuntersuchung 2017 hätten von 564 untersuchten Kindern in Castrop-Rauxel 93,4 Prozent einen Impfpass vorlegen können. Die zwei empfohlenen Masernimpfungen konnten mehr als 95 Prozent vorweisen. Das seien gute Zahlen, die den Forderungen der WHO entsprächen, sagt Wiebke Selle.
Der Kreis liegt bei den Impfzahlen mit 94,4 Prozent etwas unter dem Niveau der Stadt. Allerdings hatten im Verhältnis mehr Kinder den Impfpass dabei. „Ich plädiere immer dafür, dass die Pässe zu Hause liegen statt beim Hausarzt“, rät Wiebke Selle. Der sei in dringenden Fällen nicht immer erreichbar.
Für einen langfristigen Schutz empfiehlt das Robert-Koch-Institut vorbeugende Impfungen im Kleinkindalter: nach dem ersten Lebensjahr und kurz vor dem zweiten Geburtstag. Wer vor 1970 geboren wurde, hatte vermutlich bereits Masern, erklärt Wiebke Selle. Alle die danach geboren sind und nur eine Schutzimpfung erhalten haben, sollten ihren Schutz auffrischen. Eine Blutuntersuchung kann im Zweifelsfall den Impfstatus klären.
- Nicht kratzen: Die juckenden Hautstellen können sich entzünden und zu Narben führen.
- Ärzte und Krankenkassen empfehlen Bettruhe, viel Trinken und schmerzlindernde Medikamente gegen Kopfschmerzen und den Ausschlag.
- Achtung ansteckend: Wann die Patienten wieder in den Kindergarten, zur Schule oder auf die Arbeit gehen können, kann ein Arzt beurteilen.