Helmut Orwat hat mit seinen Bildern das Ruhrgebiet festgehalten. Ein Unternehmer aus Castrop-Rauxel bietet diese Bilder nun in einem ganz neuen Format an.
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Ein Wohnhaus in Obercastrop, auf den ersten Blick ganz normal. Im Wohnzimmer steht noch der Weihnachtsbaum, die Zimmer sind geschmackvoll eingerichtet. Um den Esstisch tummelt sich an diesem Tag viel Besuch, darunter Fotograf Helmut Orwat und Malermeister Johannes Hünnemeyer, um sie soll es gehen. Die beiden Männer haben vor etwas mehr als einem Jahr eine Kooperation gestartet. Helmut Orwat soll heute eines der Ergebnisse dieser Zusammenarbeit signieren.
Orwat war viele Jahrzehnte Fotograf bei den Ruhr Nachrichten. In seinen Bildern hat er das alltägliche Leben im Ruhrgebiet eingefangen. Diese Fotos sind es, die es Johannes Hünnemeyer angetan haben. Der Malermeister hat seinen alt eingesessenen Betrieb an der Bochumer Straße 90. Seit etwas mehr als einem Jahr bietet er Tapeten mit ausgewählten Motiven von Helumt Orwat an. Zwei dieser Tapeten wurden im ersten Stock des Wohnhauses in Obercastrop verlegt, bei Familie Stöhr.
Fast alle Bilder beim LWL
Den Plan hatte Johannes Hünnemeyer schon länger, aber als er ihn endlich umsetzen wollten, stießen er und Helmut Orwat auf ein Problem. Der Fotograf hat 2017 seine komplette Sammlung mit mehreren Tausend Bildern an das LWL-Medienzentrum übergeben. Johannes Hünnemeyer: „Ich konnte dem LWL nicht einfach einige Bilder abkaufen, das dürfen die nicht. Was denen einmal übergeben wurde, bleibt auch da.“ Es gebe zwar auch Ausnahmen, aber die müsse man sich einzeln einholen.
Was nun? Helumt Orwat und Johannes Hünnemeyer machen sich auf die Suche nach Bildern, die nicht an das LWL gegangen sind. Sie öffnen Schubladen, durchsuchen jeden Schrank und werden fündig: 90 Negative, die bei der Übergabe nicht dabei waren. Diese Bilder kann man sich nun von Hünnemeyer als Tapete drucken lassen. Einige Male konnte er die Foto-Tapete schon verlegen. Für den Malermeister ist es zweitrangig, wie viele Tapeten er verkauft: „Das ist für mich unter Kunst zu rechnen.“
Die Fotos zeigen, was Ortwats Arbeit ausmacht: Der Alltag im Ruhrgebiet. Kinder auf dem Kartoffelfeld oder beim Spielen auf der Straße, Zechengebäude, Arbeiter, ein Pferdewagen mit Schrott.
Steigt man bei Familie Stöhr die Treppe hoch, dann geht man auf eine Ansicht der Zeche Erin zu. Frau Stöhr ist ganz in der Nähe der Zeche aufgewachsen, für sie ist das neue Kunstwerk im Flur ein Stück Ruhrgebietsgeschichte: „Auch wenn ich mich nicht an die Zeit erinnere, als es noch drei Fördertürme gab.“ Helmut Orwart erinnert sich selbstverständlich, schließlich wurde er 1938 als Sohn eines Bergmanns in Castrop-Rauxel geboren. Aus dem Stegreif hält er einen kleinen Vortrag zum berühmten Erin-Förderturm. Dann geht es ans Unterschreiben.
Das zweite Bild an der gegenüberliegenden Wand zeigt eine Kaue, allerdings hat auf die Wand nur ein Teil des Bildes gepasst, dem Fotografen gefällt es: „Das macht daraus noch mal ein ganz anderes Werk, wirklich interessant.“ Die Bilder passt Johannes Hünnemeyer immer auf die Gegebenheiten vor Ort an: „Es gibt keine räumlichen Grenzen.“ Man müsse nur aufpassen, dass die Tapete am Ende im Zimmer stimmig wirkt, Johannes Hünnemeyer berate seine Kunden aber natürlich bei der Gestaltung. Die Rollen werden eigens für die Kundinnen und Kunden angefertigt. Familie Stöhr ist auf jeden Fall glücklich mit ihren zwei neuen Tapeten, die jetzt auch die Unterschrift des Fotografen tragen.