Helmut Orwat war der rasende Fotograf Ausstellung im Schiffshebewerk würdigt sein Lebenswerk

Helmut Orwat war der rasende Fotograf: Ausstellung zeigt seine Pressefotografie
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Wie viele Menschen, wie viele Motive Helmut Orwat im Laufe seines langen Berufslebens fotografiert hat, kann niemand sagen. Über Jahrzehnte war er dabei, wenn in Castrop-Rauxel etwas Berichtens- und Zeigenswertes passierte. Aber er war auch auf der Suche nach den besonderen Motiven. Eine große Ausstellung zeigt erstmals seine Pressefotografie.

„Täglich Bilder fürs Revier“ heißt die Ausstellung, die ab Mitte März ein knappes Jahr lang im Schiffshebewerk Henrichenburg gezeigt wird. Für Helmut Orwat ist es „der Abschluss meines beruflichen Werdegangs“. Es sei eine Ehre, erzählt er im Gespräch, und ja, auch eine Würdigung seiner Arbeit. Besonders freut er sich, das parallel ein Bildband veröffentlicht wird.

Die Auswahl der Fotografien konzentriert sich auf die Jahre 1960 bis 1990. Helmut Orwat ist in diesen Jahren für die Lokalredaktion der Ruhr Nachrichten in Castrop-Rauxel unterwegs. „Fünf bis sechs Fotos sollte ich täglich mitbringen“, so erzählt er. 50 Kilometer sei er täglich im Schnitt herumgefahren. Neben Terminen aus Politik, Sport und Kultur sind das die sogenannten Feature-Bilder. Fotos passend zur Jahreszeit, Alltagsbeobachtungen, Schnappschüsse.

Rollschuh laufende Kinder fotografierte Helmut Orwat um 1968 in Herne.
Rollschuh laufende Kinder fotografierte Helmut Orwat um 1968 in Herne. Kinder sind seine Lieblingsmotive. © Helmut Orwat, LWL-Medienzentrum für Westfalen

Strukturwandel dokumentiert

„Stock-Fotos gab es damals noch nicht“, erläutert Dr. Arnulf Siebeneicker, Leiter des LWL-Museums in Waltrop. „Sollte die Gefährlichkeit von heißen Herdplatten demonstriert werden, musste Helmut Orwat schon mal die eigenen Kinder an den Herd stellen, um das passende Foto liefern zu können.“

Es sind aber auch die Fotos vom Leben am Kanal, von den Trinkhallen, Kaninchenzüchtern oder von Pferderennen, die typische Facetten des Lebens im Ruhrgebiet in den Zeiten des Strukturwandels zeigen. Wer sich die Schwarz-Weiß-Fotografien anschaut, kann sehen, wie sich das Leben, wie sich Arbeit und Freizeit in Castrop-Rauxel über die Jahre verändern. „Kinder waren meine Lieblingsmotive“, sagt der heute 84-Jährige.

Den Taubenzüchter im Sonntagsanzug fotografierte Helmut Orwat 1967 in Castrop-Rauxel.
Den Taubenzüchter im Sonntagsanzug fotografierte Helmut Orwat 1967 in Castrop-Rauxel. © Helmut Orwat, LWL-Medienzentrum für Westfalen

Das Archiv von Helmut Orwat mit vielen Tausenden Fotos und Negativen gehört inzwischen dem LWL-Medienzentrum in Münster. Dort wurde auch die Auswahl getroffen, wie Arnulf Siebeneicker erzählt. Ihm selbst aber war wichtig, in der Ausstellung zu zeigen, wofür Helmut Orwat die meisten Fotos gemacht hat. Es werden also neben rund 120 Fotografien von Helmut Orwat auch ganze Zeitungsseiten an den Museumswänden präsentiert werden. „Ich will auch zeigen, wie sich das Layout der Fotos annimmt“, sagt er.

Zeitungsbände durchforstet

Dazu ist Arnulf Siebeneicker ins Stadtarchiv in Castrop-Rauxel gegangen. Dort hat er viele alte Zeitungsbände der Ruhr Nachrichten durchforstet und so gesehen, wie Orwats Fotografie sich über die Jahrzehnte wandelte. „Man ahnte, was die Redaktion von ihm wollte und was er selbst aus eigener Initiative fotografiert hat“, erzählt der Museumschef.

Einiges, was Orwats Pressefotografie ausmachte, wird nur exemplarisch gezeigt. Autounfälle zum Beispiel. „Unfassbar, wie viele zerknautschte Goggomobile er fotografiert hat“, erzählt Siebeneicker. Andere im Auftrag der Stadt gemachte Fotografien zeigen, so der Museumschef, dass Orwat Castrop-Rauxel ins beste Licht gesetzt habe, wenn er beispielsweise die Architektur der 70er-Jahre fotografierte.

Alle Fotografien sind schwarz-weiß. Farbfotografie hatte damals noch nicht in die Tageszeitungen Einzug gehalten. Für Helmut Orwat war es außerdem die richtige Wahl. „Die Klüngelskerle, die Trinkhallen, das alles kann man nicht in Color abbilden.“

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