In den Räumen der ehemaligen Janusz-Korczak-Gesamtschule könnte bald wieder Unterricht stattfinden.

© Thomas Schroeter

So gut wie sicher: Castrop-Rauxel bekommt eine neue Gesamtschule

rnWaldenburger Straße

Zwei Elternbefragungen, zwei Jahre Planung - nun steht wohl fest: Castrop-Rauxel bekommt eine zweite Gesamtschule. Wenn es nach Plan läuft, startet sie 2021. Auf Kosten einer anderen Schule.

Ickern

, 22.04.2020, 19:40 Uhr / Lesedauer: 2 min

In einer interfraktionellen Runde plant die Politik zusammen mit der Stadtverwaltung seit über einem Jahr, wie es mit den weiterführenden Schulen in Castrop-Rauxel weitergeht. Nun steht so gut wie fest, was schon vor einem halben Jahr viele sich gut vorstellen konnten: In Ickern wird eine zweite Gesamtschule ganz neu gegründet.

Sie entsteht am Standort der Janusz-Korczak-Gesamtschule, also einer Schule, die vor wenigen Jahren erst geschlossen wurde, weil man glaubte, man käme auf Dauer mit einer einzigen Gesamtschule in Castrop-Rauxel aus. Das war, legt man nun den Elternwunsch für die nächsten Jahre zugrunde, eine falsche Entscheidung.

In zwei nacheinander durchgeführten Befragungen bei Eltern von Grundschulkindern hatte die Stadt ermittelt, für welche weiterführende Schulform die Kinder in den nächsten Jahren angemeldet werden sollen. Dabei kam zweimal heraus: Der Wunsch der Eltern nach einer Gesamtschule für ihr Kind ist größer, als ihn eine Willy-Brandt-Gesamtschule allein decken kann.

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Zwei Befragungen brauchte es, weil die Bezirksregierung Münster die Ergebnisse der ersten Umfrage aufgrund von Ungenauigkeiten in der Fragestellung nicht als rechtssicher anerkannte. Bei der zweiten Befragung, die mit der Bezirksregierung abgestimmt war, kam in etwa dasselbe Ergebnis heraus.

Hochrechnung kommt auf 500 Interessierte

Bei einer Rücklaufquote von 71 Prozent ergab sie, dass zum Schuljahr 2021/2022 165 Eltern „bestimmt“ oder „eher ja“ ein Gesamtschulangebot an der Waldenburger Straße 130 in Ickern für ihre Kinder wählen würden. Für das Folgejahr 2022/2023 ergibt sich hier eine Zustimmung von 171 Eltern. Insgesamt für beide Jahrgänge ergibt sich damit eine Zahl von 336 Schülern.

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In einer Vorlage für die Ratssitzung am 30. April in der Stadthalle heißt es: „Laut Hochrechnung der Zahlen unter Einbeziehung der Eltern, die sich noch nicht für eine weiterführende Schule entscheiden möchten, sowie derer, die ohne neues Schulangebot Schulen in Nachbarkommunen wählen würden, ergibt sich für beide befragten Jahrgänge insgesamt sogar eine Zustimmung von 503 Eltern, die sich für die neu zu gründende Gesamtschule „bestimmt“ oder „eher ja“ entscheiden würden.“

Es braucht 100 Anmeldungen

Für die Gründung einer neuen Gesamtschule ist eine Mindestzahl von 100 Anmeldungen (vier 5. Klassen) erforderlich. Das erscheint der Politik und der Verwaltung aufgrund der Befragung realistisch. Somit soll nun keine Dependance der Gesamtschule in Castrop oder der in Waltrop her, sondern eine eigenständige Gesamtschule in eigener Trägerschaft an der Waldenburger Straße 130.

Die Entscheidung wird von allen Fraktionen außer den Grünen und der UBP aktuell mitgetragen. Entsprechend wird es eine klare Mehrheit im Rat geben.

Sekundarschule vor dem Aus

  • Der Plan, eine neue Gesamtschule zu eröffnen, hat zur Folge, dass eine andere Schule geschlossen wird: Die Sekundarschule Süd mit ihren Standorten an der Schillerstraße und der Kleinen Lönsstraße in der Castroper Altstadt wird mit Beginn der Gesamtschule auslaufend gestellt, wenn die Politik zustimmt. Das hatte die Bezirksregierung Münster im Gegenzug eingefordert.
  • Die Sekundarschule leidet darunter, dass es so gut wie keine Eltern bei den Befragungen gab, die ihre Kinder dort für die 5. Klasse anmelden wollen. An der Sekundarschule selbst kann man anders als an der Gesamtschule kein (Fach-)Abitur machen.
  • Sie ist aber als integrierte Schulform durchaus wichtig, weil sie auch in der 6. bis 10. Klasse immer wieder Schüler aufnimmt, die es anderswo nicht geschafft haben. Diese Funktion erfüllte früher neben der Realschule auch eine Hauptschule. Die an der Uferstraße und der Schillerstraße wurden aber schon vor etwa zehn Jahren auslaufend gestellt.
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