650 geladene Gäste waren beim Neujahrsempfang des Bürgermeisters in der Europahalle. © Volker Engel
Neujahrsempfang
Castrop-Rauxel bekommt ein Bergbaumuseum und einen neuen alten Rennverein
Der Neujahrsempfang des Bürgermeisters steht traditionell ganz im Zeichen des Ehrenamtes. Diesmal gab es dabei in der Europahalle aber auch zwei überraschende Nachrichten zu erfahren.
Castrop-Rauxel hat einen neuen Verein und bekommt ein neues Museum. Diese beiden Neuigkeiten erfuhren die gut 650 geladenen Gäste des Neujahrsempfangs.
Der Verein ist neu, knüpft aber an eine sehr alte Geschichte an. Wie Bürgermeister Rajko Kravanja in seiner Begrüßungsrede erläuterte, habe man bei Nachforschungen entdeckt, dass der „Castroper Rennverein 1874“ immer noch existiere. Da sei die Idee entstanden, „den Begriff Heimat, Bergbau und Castrop-Rauxeler Geschichte wieder neu zu beleben“, so Kravanja. Und so habe man beim Amtsgericht Dortmund beantragt, den Verein zu reaktivieren und habe einen Notvorstand berufen, der aus den Altbürgermeistern Nils Kruse und Johannes Beisenherz, der Landtagsabgeordneten Lisa Kapteinat, dem seinerzeitigen CDU-Vorsitzenden Michael Breilmann und Kravanja selbst bestehe.
Bürgermeister Rajko Kravanja mit der alten Rennbahnglocke von 1874, die in seinem Büro steht. © Volker Engel
Plan sei es nun, den Verein am 26. März offiziell wiederzubegründen. Er hoffe, so Kravanja, dass es für viele Castrop-Rauxeler Ehrensache sei, diesem Verein beizutreten. Kravanja: „Helfen Sie uns mit, die Tradition Castrop-Rauxels zu erhalten.“ Was der Verein genau bewegen will und soll, muss sich noch zeigen. Kravanja schloss aus, dass man mit dem Verein auf dem Naturdenkmal Pferderennbahn wieder Rennen veranstalten könne, „es wird aberdefinitiv ein Schauspiel geben, dass vom Reiterbrunnen bis zur Rennbahn reichen wird und unsere Tradition dauerhaft über die Grenzen der Stadt in Ehren halten soll.“ Man darf gespannt sein.
Castrop-Rauxel bekommt ein Bergbaumuseum
Das gilt auch für die zweite Nachricht, die Kravanja gemeinsam mit Hans-Jürgen Dreyer vom Verein Heimat und Kultur verkündete. Der Verein ist in diesem Jahr Träger des Ehrenpreises Gesellschaft und Kultur in Anerkennung seines Einsatzes für den Erhalt historischer Kulturgüter zur Erinnerung an die 2018 zu Ende gegangene Geschichte des Steinkohlenbergbaus.
Mehr noch als über diese Würdigung freut sich Vereinsvorsitzender Dreyer über die Botschaft, dass der Verein von der Stadt mit der alten Turnhalle in Dingen endlich eine Heimat für das vom Verein seit elf Jahren angestrebte Castrop-Rauxeler Bergbaumuseum bekommen hat. Dreyer: „Die Freude darüber hat mich überwältigt. Endlich eine Bleibe für unser Museum.“ Auch hierzu darf man auf weitere Details gespannt sein.
Hans-Jürgen Dreyer nahm für den Verein Heimat und Kultur den Ehrenpreis Gesellschaft und Kultur entgegen. © Volker Engel
Neben dem Verein Heimat und Kultur gab es am Samstagabend in der Europahalle aber noch einige weitere Preisträger zu würdigen. Der Abend wurde dabei aufgelockert durch eine muntere, selbstbewusste und durchaus charmante Moderation, die Elias Zimmermann und Laurine Protmann vom noch jungen Verein Cas-Kultur übernahmen, und zwei musikalische Einschübe des Gelsenkirchener Rappers Mütze, der die Gäste mit zwei Liedern unterhielt, die dem Bergbau, der sich als thematischer Roter Faden durch den Abend zog, auf hörenswerte Weise ein musikalisches Denkmal setzte. Er sang als erstes Stück eine Variante des Steigerliedes, das den offiziellen Teil des Neujahrsempfangs später am Abend dann auch ausklingen lassen sollte.
Diverse Ehrungen standen auf dem Programm
Zuvor aber galt es noch viele Menschen für ihren ehrenamtlichen Einsatz in Castrop-Rauxel zu würdigen. Das geschah in den folgenden Kategorien:
Ehrennadel der Stadt Castrop-Rauxel
Ralf Andreas Schäpers für seine Unterstützung in der Grundschule/OGS Alter Garten. „Er ist dort als Ansprechpartner und Unterstützer unverzichtbar für die Schulgemeinde geworden“, so Laudatorin Regina Kleff, Beigeordnete der Stadt.Jan Steinbock für seinen Einsatz beim THW und die Koordinierung der Zusammenarbeit mit anderen Einsatzkräften. Regina Kleff: „Sein Fachwissen und seine Führungsqualität werden von seinen Mitstreitern gleichermaßen gelobt.“Maria Margaretha Omidi für ihr Engagement für Flüchtlingsfamilien. „Sie engagiert sich bis zu 30 Stunden in der Woche, betreut derzeit gleich sechs afghanische Familien gleichzeitig“, lobte Regina Kleff.Die Ehrennadel-Träger Ralf Andreas Schäpers, Maria Margaretha Omidi und Jan Steinbock mit Regina Kleff (l.) und Rajko Kravanja. © Volker Engel
Ehrenpreis Gesellschaft und Kultur
Im Gedenken an das Ende des Bergbaus wird die Bergmannskultur im Ruhrgebiet und in Castrop-Rauxel geehrt. Symbolisch geht der Preis an den Verein Heimat und Kultur (siehe weiter oben). Da viele Menschen in Castrop-Rauxel noch heute sehr eng mit dem Bergbau verbunden sind, nahmen Rajko Kravanja und Elias Zimmermann die Gelegenheit wahr, von einigen Besuchern in der Halle ihre ganz persönliche Bergbau-Geschichte zu erfahren. „Die Kumpel-Mentalität prägt unsere Gesellschaft, unser Selbstbild und unser Miteinander nicht nur in der Retrospektive, sondern auch als Lebensmodell für die Zukunft“, so Rajko Kravanja.
Ehrenpreis des Bürgermeisters
Dieser Preis geht an die Castroper Tafel mit ihren sechs Ausgabestationen und die Caritas-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die das Projekt tragen. Rajko Kravanja: „In Castrop-Rauxel engagieren sich über 110 Menschen ehrenamtlich in dieser Organisation in Merklinde, Deininghausen, Ickern.“ 982 Erwachsene und 627 Kinder werden von ihnen mit Lebensmitteln versorgt, es gibt spezielle Angebote für Senioren und Kinder, das Frauenhaus und die internationalen Kochgruppen mit und für Flüchtlinge. Kravanja: „Aus diesen Helfern kann man keinen Einzelnen herauspicken, hier ehren wir die Menschen, die in der Gemeinschaft helfen.“
Vertreter der Castroper Tafel, die mit dem Ehrenpreis des Bürgermeisters gewürdigt wurde. © Volker Engel
Heimat-Preis
Diese Kategorie ist neu im Programm. Der Rat der Stadt, so Kravanja, hatte entschieden, den Heimat-Preis NRW, vom Land dotiert mit 5000 Euro, an Vereine und Verbände zu vergeben, die innovative Heimatprojekte anbieten. Erste Preisträger sind
Erin-Förderturm-Verein KulturgemeindeAllgemeiner Deutscher Fahrrad Club (ADFC), Ortsgruppe Castrop-Rauxel.Die Laudatio auf diese Preisträger hielt Gerald Baars, gerade pensionierter WDR-Journalist und neuer Vorsitzender des Castrop-Rauxeler Ältestenrates. Der beklagte unter anderem, dass es im Deutschen den Begriff „Heimat“ nicht im Plural gebe, denn Heimat sei aus seiner Erfahrung überall da zu finden, wo man auf Leute treffe, mit denen man sich wohlfühle.
Klaus-Michael Lehmann vom Erin-Förderturm-Verein, der zu den Preisträgern gehört, erzählte, dass es für ihn die größte Auszeichnung gewesen sei, als er bei einer Bahnfahrt einmal gehört habe, wie eine Jugendliche, die den Erin-Förderturm entdeckte, ihrer Freundin bei dessen Anblick sagte: „Gleich sind wir zu Hause.“
Friedrich Vierhaus, Klemens Koerner und Joachim Selle von der Kulturgemneinde Castrop-Rauxel. © Volker Engel
Klaus-Michael Lehmann als Verterter des Erin-Förderturm-Vereins. © Volker Engel
Der Vorsitzende Martin Kühl-Lukas (l.) und seine örtlichen ADFC-Mitstreiter. © Volker Engel
Alle Preisträger stellten sich am Ende des Abends zum Gruppenbild auf der Bühne der Europahalle. © Volker Engel
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