Merklinde kämpft

Merklinder Protest gegen Ecosoil: „Diese Firma möchte sich an nichts halten“

Gegen die Ansiedlung von Ecosoil kurz hinter der Stadtgrenze demonstrieren Merklinder am Freitag. Obwohl dort schon gearbeitet wird, hoffen sie, Lärm- und Verkehrsbelästigung abwenden zu können.

Merklinde

, 11.06.2022 / Lesedauer: 4 min

Freitag, 10. Juni, 15 Uhr, Harkortstraße in Merklinde: Immer mehr Menschen nähern sich. Willi Müller, Vorsitzender des Bürgervereins „Wir sind Merklinde“, verteilt Zettel. Auf ihnen steht: „Wir sind laut, damit ihr hört, wie der Lärm das Leben stört“ – das sollen sie alle gleich skandieren.

„Ihr“, das ist die Firma Ecosoil, die sich an der Bövinghauser Straße, kurz hinter der Stadtgrenze, auf Bochumer Gebiet angesiedelt hat.

Es ist nach längerer Zeit die inzwischen dritte Demonstration, mit der die Bürger in Merklinde sich gegen den Betrieb der Entsorgungsfirma wehren wollen. „Mit allen Mitteln“, wie der Verein betont. Anlass des erneuten öffentlichen Protests ist, dass Ecosoil inzwischen seinen Standort an die Bövinghauser Straße verlegt und damit Fakten geschaffen hat. Noch geht es dort nicht um die Aufbereitung von Böden, arbeitet dort nur die Verwaltung.

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Willi Müller und andere Bürger in Merklinde beobachten aber auch, dass bereits größere Fahrzeuge auf der Straße fahren, die schwerer sind als die auf der Zufahrtsstraße zulässigen zehn Tonnen. „Die fahren da fleißig mit Lkw rauf und runter, da sind auch schon volle Lkw reingefahren, die sind erheblich schwerer als zehn Tonnen“, erläutert er im Gespräch kurz vor dem Start der Demo.

Bürgerverein rechnet mit 200 Lkw täglich: Keine Ruhe mehr

Und das, obwohl noch keine Genehmigung der Bezirksregierung für den eigentlichen Betrieb erteilt sei. Also für die Aufbereitung von Böden aus Baugruben oder Brachflächen.

Der Merklinder empört sich: „Diese Firma möchte sich an nichts halten, sie zieht einfach ihr Ding durch.“ Die Firma Rethmann fahre jetzt schon mit 200 Lkw täglich her, wenn dann noch Ecosoil mit 200 Fahrzeugen dazukomme, „dann kommt keiner mehr aus seiner Straße raus, dann können die Menschen hier nicht mehr in Ruhe leben.“

Genauso sehen es die Demonstranten. Die meisten kennen sich hier. Eine ältere Dame, die an der Gerther Straße wohnt, wird mit einem Piccolo-Fläschschen Sekt überrascht. Sie hat Geburtstag. Kein Grund für sie, nicht an der Demonstration teilzunehmen. Schon jetzt sei es furchtbar laut, erzählt sie. Und die Gerther Straße sei gar nicht für diesen Verkehr mit schweren Lastern ausgebaut.

Politiker und Stadtverwaltung sind bei Protestzug vertreten

Auch Politiker verschiedener Fraktionen sind gekommen. Im Rat hat sich eine Mehrheit in der Vergangenheit gegen die Ansiedlung ausgesprochen und die Verwaltung der Stadt beauftragt, Klagemöglichkeiten zu prüfen. Kritik gab es vom Rat auch dagegen, dass die Firma bei der Bezirksregierung Arnsberg das vereinfachte Verfahren gemäß dem Bundes-lmmissionsschutzgesetz (BlmSchG) beantragt hat.

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Ob die Stadt klagt, das ist offen. So erläutert es Michael Werner, EUV-Vorstand, der als Vertreter der Stadt zur Demo gekommen ist. Nach einer Entscheidung der Bezirksregierung im BImSchG-Verfahren müsse das weitere Vorgehen besprochen werden. Dann ist auch wieder der Rat gefragt. Eindeutige Stellungnahmen habe die Stadt zum Genehmigungsverfahren abgegeben.

Es gebe aber noch eine zweite Verfahrensebene, so Michael Werner. Hier gehe es um die Frage, ob das Gelände, auf dem sich Ecosoil angesiedelt hat, erschlossen sei. Die Bövinghauser Straße, die auf Castrop-Rauxeler Stadtgebiet von der Gerther Straße aus abbiegt, mündet auf Bochumer Gebiet. „Das ist ein untergeordneter Wirtschaftsweg an dem Teilstück“, so der EUV-Chef.

Ecosoil hat Klage gegen die Stadt eingereicht

Deshalb gibt es auch bereits eine Klage, die dem Verwaltungsgericht Gelsenkirchen vorliegt. Die kommt allerdings nicht von der Stadt, sondern von dem Unternehmen Ecosoil und richtet sich gegen die Anordnungen der Stadt Castrop-Rauxel. Was Ecosoil will? „Uneingeschränkte Zugänglichkeit auf sein Gelände“ sagt Michael Werner.

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Dann geht es los. Kurz nach 15 Uhr ziehen rund 100 Menschen, so schätzt die Polizei am Ende, los. Willi Müller ruft durch sein Megafon, einige haben Tröten mitgebracht. Über die Gerther Straße geht es langsam zur Einmündung Bövinghauser Straße. Laut wollen sie bleiben, so verspricht der Verein auf seiner Homepage: „Wir werden erst Ruhe geben, wenn Ruhe herrscht.“

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