Die fünf Bürgermeisterkandidaten stellten sich bei der Podiumsdiskussion den Fragen der RN-Redakteure Tobias Weckenbrock (l.) und Matthias Langrock (r.) © Volker Engel
Podiumsdiskussion
Bürgermeister-Kandidaten zwischen Kuschelatmosphäre und Konfrontation
Am Mittwochabend diskutierten die fünf Bürgermeisterkandidaten für Castrop-Rauxel auf der Bühne. Dabei herrschte viel Einigkeit, bei einigen Themen wurde aber auch leidenschaftlich gestritten.
Vier Männer wollen Bürgermeister von Castrop-Rauxel werden, ein Mann möchte es bleiben. Amtsinhaber Rajko Kravanja (SPD) und seine Herausforderer Oliver Lind (CDU), Nils Bettinger (FDP), Manfred Fiedler (FWI, Linke, Grüne) und der Einzelbewerber Mario Rommel haben sich am Mittwochabend in der Stadthalle bei einer Podiumsdiskussion der Ruhr Nachrichten kommunalpolitisch auf Herz und Nieren prüfen lassen. Mit Videoeinspielern konnten die fünf Kandidaten auf Situationen hinweisen, die ihnen besonders am Herzen liegen.
Schwerpunkt Sicherheit
Erstes wichtiges Thema war dabei Sicherheit. Mario Rommel kritisierte im Video ein mangelndes Zupacken der Stadt in Sicherheitsfragen gerade an der Langen Straße. Da werde nicht eingeschritten gegen die Zustände in den Horrorhäusern, man sehe nie Polizei. Mit dieser Aussage lief er aber bei dem Rest der Runde auf. Oliver Lind: „Wir haben zum Glück nicht die Probleme der Dortmunder Nordstadt, dürfen den Bürgern aber auch nicht vermitteln, dass Probleme wie an der Wittener oder Langen Straße einfach zu lösen wären.“ Man brauche aber eine durchgängige Erreichbarkeit des Ordnungsamtes, müsse da zur Not auch Personal umschichten.
Nils Bettinger unterstützte diesen Ansatz, bestätigte auch, dass es abseits der Langen Straße, etwa in der Altstadt Problembereiche gebe, die man im Auge behalten müsse. Rajko Kravanja: „Wir müssen die, die sich nicht an Regeln halten, natürlich ordnungspolitisch packen, aber wir müssen da auch sozialpolitisch tätig bleiben, denn wir wollen ja die packen, die damit Geld machen.“
Mit entsprechendem Corona-Abstand verfolgte eine gut gefüllte Stadthalle die Podiumsdiskussion der Bürgermeisterkandidaten. © Volker Engel
Schwerpunkt Verkehr
Manfred Fiedler hob in seinem Videobeitrag auf massive Verkehrs- und damit Lärmbelästigungen in der Stadt ab, mahnte eine Verkehrswende an. Nils Bettinger regte an, dass doch eine Umgehungsstraße wie die B474n ein erster Problemlöser sein könnte. Damit verfing er bei Fiedler nicht, denn dadurch werde der Verkehr und damit das Problem lediglich verlagert.
Oliver Lind warnte in diesem Zusammenhang davor, den Individualverkehr zu verteufeln, den brauche man. Wir werden auf Dauer mehr ÖPNV, mehr Radverkehr brauchen, um das Leben in Städten erträglich zu halten, so Rajko Kravanja. Da habe zum Glück ein Umdenken eingesetzt, das dauere aber alles. Und so müsse man erst einmal auf kurzfristige Lösungen wie Flüsterasphalt und Schallschutzwände an der B235 setzen. Der Radverkehr werde dabei an manchen Stellen künftig Vorrang haben müssen. An anderen Stellen werde es das Auto bleiben, das Priorität behalte.
Schwerpunkt Wirtschaft
Nils Bettinger stellte für die Xscape-Fläche die Idee vor, dort die beiden Bäder und die Bezirkssportanlage anzusiedeln. Was man da machen könne, müsse gut überlegt werden, bestätigte Kravanja. Das dürfe kein normales Gewerbegebiet werden, da müssten neue Ideen entwickelt werden und die Fläche mit dem Stadtmittelpunkt zu verschränken. Klar sei aber, dass es in der Stadt weitere Gewerbeflächen und Arbeitsplätze geben müsse.
Laut Oliver Lind habe die SPD lange jede Entwicklung auf der Fläche blockiert, da sei er schon mal froh, dass es inzwischen offenbar ein Umdenken gegeben habe. Gewerbeansiedlungen seien lebensnotwendig, durchaus auch produzierendes Gewerbe. Fiedler will aus Sicht der Grünen eine Entwicklung der Fläche nicht ausschließen. „Wir müssen aber sehen, dass wir in unserer Stadt nicht weiter ohne Ende Fläche versiegeln können“, sagt er.
Schwerpunkt Wohnen und Leben
Rajko Kravanja will Castrop-Rauxel zur lebenswertesten Stadt des Ruhrgebiets entwickeln, dafür stehe die neue Gesamtschule im Norden. Rommel monierte, dass er die Schulentwicklung verschlafen hätte, was zu teilweise zu großen Klassen führe. Laut Lind habe sich nach Auflösung der Ampelkoalition 2018 etwas Entwicklung angebahnt, man brauche künftig zusätzliche und mehr gemischte Wohngebiete, man brauche dafür aber Investoren.
Fiedler bezweifelt ein künftiges Wachstum der Bevölkerung, daher müsse man Wohnungsbau mit Augenmaß betreiben. Dem widersprachen Bettinger und Lind vehement: Die Stadt brauche Wachstum, das habe man in den vergangenen Jahren komplett verpennt. Kravanja bestätigte, dass man gerade deshalb aus der Ampelkoalition ausgestiegen sei. Wohnraum müsse her und das von der Stadt selbst gesteuert und wenn es geht, auch realisiert.
Schwerpunkt Stadtverwaltung
Oliver Lind bemängelt, dass es in der Verwaltung an Dienstleistung und Infrastruktur für die Bürger fehle, dass in der Verwaltung Arbeit gänzlich anders organisiert werden müsse. Da brauche es weniger Stabsstelle und mehr Arbeiter. Man habe tatsächlich viel zu wenig Personal für zu viele Aufgaben, so Kravanja. Aber da stehe der Haushalt nun mal im Wege.
Fiedler bemängelte, dass man erst einmal ein Personalkonzept brauche, in das man investieren müsse, wo Arbeit liegen bleibe. Was fehle, seien konkrete Stellenbeschreibungen, kritisierte auch Nils Bettinger das Verwaltungssystem. Und für Rommel ist es unerträglich, dass man im Bürgerbüro derartige Wartezeiten habe. Da versage die Verwaltung.
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