Nach dem Eröffnungsabend von „Castrop kocht über“ kam es 2023 auf dem Münsterplatz zu einem unschönen Zwischenfall: Ein Mann wurde getreten, geschlagen und schwer verletzt. Er wurde dabei zum Opfer, weil er deeskalierend in einen anderen Streit eingreifen wollte. Das hatte jetzt ein erstes juristisches Nachspiel.
Nach einem netten Abend bei der „White Night“ mit DJ Moguai auf dem Marktplatz, nicht weit vom Busbahnhof entfernt, wollte der 31-Jährige in der Nacht auf den 8. Juni nach Hause fahren. Ein Freund brachte ihn zum Münsterplatz. Dort wartete der Castrop-Rauxeler. Er stellte fest, dass sich eine Gruppe stritt und wollte schlichten. Aber dazu kam er nicht erst. Vielmehr kam ihn seine Zivilcourage binnen Sekunden teuer zu stehen.
Zunächst verpasste ihm der jetzige Angeklagte, ein 26-jähriger Castrop-Rauxeler, im Sprung einen Tritt gegen den Rücken. Dabei stürzte der Angreifer selbst. Er rappelte sich aber auf und folgte gemeinsam mit seinem Kumpel, mit dem er sich eben noch gestritten hatte, dem Opfer.
Der Kumpel versetzte dem Betroffenen einen so heftigen Schlag, dass er umfiel, gegen die Bushaltestelle prallte und zu Boden ging. Er war bewusstlos. Danach feierten sich die Täter, gaben einander „High Five“. Sie freuten sich über den „Erfolg“, hieß es nun vor Gericht.
Zeugen stellten fest: „Da lag jemand an der Bushaltestelle.“ Sie riefen die Polizei, verfolgten die Täter und kümmerten sich um den Verletzten. Der 31-Jährige erlitt unter anderem eine Platzwunde, eine Fraktur im Gesicht und eine Gehirnerschütterung. Er verbrachte zwei Nächte im Krankenhaus, war danach krankgeschrieben und hat bis heute Probleme mit seinem Kiefer. Eine Narbe erinnert ihn täglich an den Vorfall.

Im Prozess übernahm der angeklagte 26-Jährige die Verantwortung für den Tritt, den er dem Geschädigten „warum auch immer“ gegeben habe. Nicht jedoch für den fatalen Schlag, der offenbar auf das Konto seines Kumpels ging. Vielmehr bestritt er, die Attacke mit dem Mittäter gefeiert und „High Five“ gegeben zu haben.
Zeugen bestätigten das aber. Einer hörte auch das Wort „Geil“ und sah, wie sich die Männer abklatschten. Ein anderer Beobachter sprach davon, dass sich das Duo gefeiert habe. Wobei der Kumpel des Angeklagten offenbar der eigentliche Aggressor war und dem Opfer bereits vor der Attacke mehrfach androhte: „Ich knall dich ab.“
Der Richter war am Ende überzeugt, dass er den folgenschweren Schlag austeilte. Allerdings mit Billigung des angeklagten 26-Jährigen. Der wurde wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt. Er muss zudem 1000 Euro Schmerzensgeld an das Opfer zahlen.
Und sein Kumpel? Der wird sich wohl auch noch vor Gericht verantworten müssen.