Ludger Vollmer in seinem Bioladen in Castrop-Rauxel. Das Bild in seiner Hand entstand vor 40 Jahren. © Nora Varga

Jubiläum

Muttermilch-Analyse, Bio-Wein und Co.: Castrop-Rauxeler Bioladen wird 40

Castrop-Rauxels Bioladen „Löwenzahn“ wird 40 Jahre alt. Inhaber Ludger Vollmer blickt zurück auf die wilden Anfänge und kritisiert den Konsum der Gegenwart.

Castrop-Rauxel

, 10.10.2021 / Lesedauer: 3 min

Eigentlich war der Bioladen Löwenzahn in Castrop-Rauxel nicht geplant. Und trotzdem steht Inhaber Ludger Vollmer 40 Jahre nach der Gründung in dem Geschäft in der Altstadt unweit des Busbahnhofes. Wer den Laden betritt, wird herzlich gegrüßt, man kennt sich hier eben. Viele schon seit Jahren und einige sind schon seit Beginn Stammkunden.

1981 wollte Ludger Vollmer eigentlich studieren, musste dann aber auf einen Platz warten. Um sich zu beschäftigen, gründete der Castrop-Rauxeler einen Dritte-Welt-Laden. Zu diesem Zeitpunkt ist er Hausmann und hat sich viel um seinen Sohn gekümmert. Der Laden wird für die Elterngruppe, die er mit seinem Sohn besucht, eine Anlaufstelle. Neben den Dritte-Welt-Artikeln verkaufte der Laden Bustickets zu diversen Demonstrationen und wird Gründungsort der Grünen in Castrop-Rauxel.

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Es gibt für stillende Mütter sogar Muttermilch-Analysen, um die Schwermetall-Belastung festzustellen. Der Laden entwickelt sich, die Kundschaft wird größer. Vollmer: „Man sagt dann immer so, man ist nicht gut, aber man hört nicht auf.“ Es sei viel Glück dabei gewesen und „ich bin dankbar für mein Umfeld“. Auch die Familie hat ordentlich mitgeholfen. Er und seine Frau hätten den Bioladen als „Tandem“ gefahren. „Ich habe das Privileg, das ich eingebettet bin in einen schönen Kundenkreis und Freundeskreis, den man manchmal gar nicht auseinanderhalten kann oder will.“

Eine Zeitenwende in der Kleinstadt

Dass der Bioladen in einer kleinen Stadt wie Castrop-Rauxel so einen anhaltenden Erfolg hat, verwundert. „Wenn in Bochum der Waldorf-Kindergarten ist und man hat daneben den Bioladen, dann sind die Startbedingungen anders.“ Trotzdem ist er der festen Überzeugung, dass der Bioladen eine Zeitenwende begleitet hat, hin zu seinem bewussteren Konsum: „Natürlich haben wir das Vielfache von dem, was wir in den ersten Jahren hatten, erreicht. Nicht nur ich, sondern die ganze Bio-Szene.“ Trotzdem sei der Umsatz der Bioläden an der gesamten Lebensmittelbranche noch recht gering.

Mittlerweile 200 Quadratmeter groß, der Bioladen in Castrop-Rauxel. © Nora Varga

In seinem Geschäft kann Ludger Vollmer zu fast allen Produkten eine Geschichte erzählen. Er berichtet von Urlauben mit seiner Frau, bei denen er die Hersteller der Früchte besucht hat, von Bauern aus der Umgebung, die ihm Zwetschgen liefern, oder Familien-Winzern, denen er den Wein mittlerweile in der dritten Generation abkauft.

Konventionelle Preise seien nicht mehr realistisch

Die Produkte im Bioladen sind teurer als im Supermarkt, das weiß auch Vollmer. „Wir sind nicht zu teuer, die anderen sind zu billig.“ Die Preise würden die realen Produktionskosten nicht mehr abbilden. „Nehmen wir mal eine Schlangengurke. Die kostet bei uns 1,75 Euro, im konventionellen Handel bekommen wir die für 30 Cent.“ Je nachdem, wo die konventionelle Gurke herkommt, seien die Einflugkosten höher als der letztendliche Preis.

Im Laden erinnern alte Fotos an die Geschichte des Bioladens. © Nora Varga

Momentan treiben den Geschäftsmann in Castrop-Rauxel vor allem die Corona-Pandemie und ihre Folgen um. Er habe zwar nie schließen müssen, aber er sorgt sich um seine Kollegen: „Eben weil ich hier 40 Jahre in der Stadt bin und manche Inhaber kenne, blutet mir das Herz. Das tut mir richtig leid.“ Für die Stadt hofft er auf die kleinen Geschäfte und Inhaber: „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht in Ketten erstickt werden.“ Er fürchtet sonst, dass alle Städte uniform aussehen. Es brauche Cafés und Werbegemeinschaften die an einem Strang ziehen, um die Stadt zu verändern.

Auch nach 40 Jahren wünscht sich Vollmer von der Welt vor allem eines: Weitblick und eine essenzielle Veränderung. „Wir müssen uns da wirklich radikal ändern. Das sage ich jetzt mit Anfang 70, aber die nachfolgenden Generationen werden mit Überschwemmungen, Stürmen und Katastrophen leben müssen. Das können wir noch verändern.“

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