Bei Elektro Breilmann trifft Weltkriegs-Geschichte auf die Zukunft

© Ronny von Wangenheim

Bei Elektro Breilmann trifft Weltkriegs-Geschichte auf die Zukunft

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Ein historisches Relikt neben einer „Welt-Sensation“: Bei Elektro Breilmann treffen Vergangenheit und Zukunft aufeinander. Der erste E-Ladepark von Siemens steht ausgerechnet neben einem Bunker.

Habinghorst

, 05.07.2021, 19:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Auf dem Hof von Elektro Breilmann in Habinghorst führt der erste Blick zu dem Ladepark für E-Autos. Es ist der erste weltweit, den die Firma Siemens errichtet hat. Und dass dies ausgerechnet in Castrop-Rauxel passierte, erfüllt die Firmeninhaber mit Stolz. Auf der anderen Seite fühlen sie sich der Vergangenheit verpflichtet - wie der zweite Blick zeigt.

Direkt hinter den Ladesäulen steht ein Kegel aus Beton, überwuchert von Pflanzenresten. Wenige Stufen führen hinunter zu der Tür für den Bunker, in dem zwischen dicken Betonwänden die Familie Breilmann während Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg Schutz suchte.

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Die Tür war nicht zu sehen, bis Norbert und Prof. Dr. Ulrich Breilmann mit dem Ladepark einen weiteren Schritt hin zu mehr E-Mobilität machten. „Der Gegensatz von Moderne und Historie hat uns gereizt“, sagt Norbert Breilmann. Deshalb wurde der Eingang zum Bunker wieder freigelegt. „Wir wollen zeigen, was man früher gemacht hat, um ein bisschen Leben zu retten“, so Breilmann weiter. Er lacht. „Denn benutzen wollen wir ihn nicht mehr.“

Vater, Mutter, Kind im Bunker und außerdem ein Bäcker

Gebaut hat den Bunker August Breilmann, der 1919 den Elektrobetrieb gründete. „Der war innen klitzeklein, nur für drei Personen“, erzählt Norbert Breilmann: „Ein Bunker, wie ihn auch Bauern auf dem Feld stehen hatten, um sich im Zweiten Weltkrieg vor Luftangriffen zu schützen“. Immer dann, wenn der Weg zum Hauptbunker zu weit gewesen wäre, ging es hinein in den kleinen Raum, der wie eine Glocke geformt ist und vielleicht drei Quadratmeter Platz bietet.

Erst bei der Einrichtung des E-Ladeparks wurde der Eingang zum Bunker wieder freigelegt.

Erst bei der Einrichtung des E-Ladeparks wurde der Eingang zum Bunker wieder freigelegt. © Ronny von Wangenheim

Drei Menschen: Das waren August Breilmann, seine Frau und der jüngste Sohn. „Und in der Tür war noch ein Brett angebracht, wo noch einer sitzen konnte. Der, der am schnellsten da war“, sagt Breilmann und lacht. Das sei häufig ein Bäcker gewesen, der in der Nachbarschaft seine Bäckerei hatte. „Manchmal hatte er noch Teig an den Händen kleben“ – das hat sich der 64-Jährige von seinem Vater erzählen lassen.

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In den Jahren des Zweiten Weltkriegs sah der Familienbetrieb an der Borghagener Straße noch anders aus. Statt Hoffläche und großer Halle war hier der Garten der Breilmanns, in dem auch Gemüse angebaut wurde. Mittendrin stand der Bunker. Der Elektrobetrieb, der heute rund 50 Mitarbeiter beschäftigt, war damals klein. Angegliedert war auch ein Ladengeschäft für Elektroartikel. Fachwerkhaus und Anbau lassen heute noch erahnen, wie es vor Jahrzehnten hier aussah. Von Bomben wurde das Haus nie getroffen.

Firma setzt erfolgreich Großveranstaltungen unter Strom

Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich die Firma. Die Söhne Heinz, Artur und Friedhelm waren inzwischen eingestiegen. Der Bau von mobilen Spannungsversorgungen und deren Einsatz und Vermietung überall in Deutschland sorgte dafür, dass die Firma wuchs.

Direkt hinter den E-Ladesäulen fällt der Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg auf.

Direkt hinter den E-Ladesäulen fällt der Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg auf. © Ronny von Wangenheim

Heute wird die Firma von den Cousins Norbert und Ulrich Breilmann fortgeführt. Auch die vierte Generation ist schon im Unternehmen aktiv. Die Corona-Pandemie hat den Betrieb teilweise ausgebremst. Denn die Versorgung großer Volksfeste mit Strom ist immer noch ein Schwerpunkt des Unternehmens. Cranger Kirmes, Soester Kirmes: 200 Veranstaltungen im Jahr sind es üblicherweise.

Die Corona-Krise haben Ulrich und Norbert Breilmann genutzt, um neue Geschäftsfelder wie die Elektromobilität weiter auszubauen. Der Ladepark für E-Autos, den Siemens als Modell-Standort nutzt, ist dazu ein weiterer wichtiger Schritt. Ulrich Breilmann nennt das sogar eine „Welt-Sensation“. Und wenn, wie geplant, in den Weltkriegs-Bunker eine kleine Elektrostation hineinkommt, werden sich die Vergangenheit mit ihrer Mahnung sinnvoll mit der Zukunft und ihren Herausforderungen verbinden.