Im Internet zerreißen sich immer wieder Menschen das Maul darüber: Es sei quasi unmöglich, einen Baumarkt-Mitarbeiter zu finden, wenn man mal einen sucht. „Auf der Suche nach dem Baumarkt-Mitarbeiter. Tag 3. Vorräte werden knapp“, lautet nur eine von vielen Witzeleien in Sachen Baumarkt auf dem Kanal x (früher Twitter).
Dabei sind die Menschen gerade im Baumarkt extrem auf Hilfe angewiesen. Wären auf Hilfe angewiesen, sollte man vielleicht korrekter formulieren. Denn kaum eine Branche wird von soviel Überschätzung an Wissen und Können geprägt wie die Do-it-yourself-Branche. Der heimwerkende Mann (und ja, es sind quasi nur Männer) fühlt sich da in seinem Element, ausgestattet mit grundlegender Halbbildung und der Gewissheit, der Welt gewachsen zu sein.
So startete das Elend der Baumärkte in Deutschland in den frühen 1960er-Jahren. Fingen in den USA Tech-Giganten so an, wurde man im Ländle nicht mit digitaler Hardware, sondern mit Baugeräten eine Start-Up-Legende: 1960 gründete Heinz-Georg Baus in einer Garage in Mannheim das Bauhaus. Und 1968 eröffnete Otmar Hornbach in Bornheim (Pfalz) den ersten kombinierten Bau- und Gartenmarkt in Deutschland.
Und zusammen mit Obi und der Toom-Gruppe sind die beiden Ur-Baumärkte bis heute Platzhirsche in der Branche. Immer größer wurden die einzelnen Märkte, immer breiter das Angebot, das dem deutschen Heimwerker da die Mittel an die Hand gibt, sich selbst zu verwirklichen. „Respekt, wer’s selber macht“, so ein erfolgreicher Werbe-Claim von Toom, der für das Selbstverständnis des typischen Baumarkt-Kunden steht.
Viele Heimwerker werkeln zu Hause, weil es vermeintlich günstiger ist als beim Handwerks-Fachbetrieb. Viele Heimwerker aber sind auch und gerade aus Leidenschaft dabei, wenn es um Muffen, Dichtungen, Spanplattenschrauben, Gewindestangen und innenbeleuchtete Geländehobel geht. „Das hab ich selbst gemacht“, gilt beim Gespräch am Grill als gewichtigere Aussage als ein „das Geld für den Handwerker habe ich selbst verdient“.
Würden viele dieser Männer im Baumarkt im richtigen Moment einen fachkundigen Berater vorfinden, könnte dabei allerdings so manches heimische Desaster verhindert werden, von dem dann doch wieder der Handwerksbetrieb um die Ecke profitiert. Hornbachs früherer Slogan „Mach es zu Deinem Projekt“ wird nämlich allzu oft für ambitionierte Heimwerker zu einem doppelt bezahlten Vergnügen.
Denn die Kompetenzen so manches Baumarkt-Kunden sind oft schon mit der Handhabung ihrer Hobby-Werkzeuge restlos im Überforderungs-Segment angelangt. Wie im Witz so richtig dargestellt: Kommt ein Mann in den Baumarkt und bringt eine Motorsäge zurück. „Sie haben mir versprochen, dass man damit locker zwanzig Bäume am Tag fällen und entasten könne. Aber mit dem unhandlichen Ding schafft man nicht einmal einen!“, schreit er den Verkäufer an. Dieser nimmt die Kettensäge in die Hand und wirft den Motor an. Erstaunter Kunde: „Was ist denn das für ein Lärm?“
In den „Wohn(t)räumen“ befasst sich Thomas Schroeter regelmäßig auf sehr persönliche Art mit dem Wohnen. Da kann es um neue Trends gehen, um Wohnphilosophien, um Bauärger oder Küchendeko. Einfach um alles, was das Wohnen im Alltag ausmacht.
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