Es ist wieder Bastelzeit Geschenke, die die Wohnwelt wirklich nicht braucht

Es ist wieder Bastelzeit: Geschenke, die die Wohnwelt wirklich nicht braucht
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Selbst gebastelte Weihnachtsgeschenke sind immer wieder ein Renner. Glauben zumindest viele Menschen, die andere Menschen mit selbst Gebasteltem zu erfreuen trachten. Bei Kindern ist das alles ja auch noch völlig in Ordnung. Ein leicht windschiefer Tannenbaum aus eingewachstem Papier hängt bei uns seit Menschengedenken in jeder Adventszeit an der Wand. Geschenk von Kind 1. Von Kind 2 gab es dann später einen handgetöpferten und weiß lasierten Tannenbaum. Auch der ziert die Einrichtung bei uns im Advent.

Viel mehr an Gebasteltem aber hat selbst von unseren Kindern bei uns nur in Schubläden und Erinnerungs-Kisten überdauert. Zum Glück, wie inzwischen unsere Kinder selber finden. Denn mit gutem Willen gemacht heißt ja nicht automatisch „gut gemacht“. Oder gar schön. Im Gegenteil, so meinen die Kinder über ihre Werke der Frühzeit.

Ein alter Stickrahmen liegt auf einem Tisch.
Ein alter Stickrahmen kann leicht verziert werden. Ob er dann hübsch aussieht, ist eine Geschmacksfrage. © picture alliance/dpa

Schlimmer aber wird es für unsere Einrichtung, wenn es um kreative Schöpfungen aus der weiteren Familie, dem Freundeskreis oder gar von Nachbarn geht. Da gibt es heutzutage im Netz ja ein unerschöpfliches Do-it-yourself-Sammelsurium an Bastel- und Bauanregungen für schaurige Wandbehänge, komplett überflüssige Stehrümchen, unvermeidliche Makramee-Gehänge oder kuriose Fensterverzierungen.

Wenn dann auch noch grenzwertige Bastelideen auf mehr als begrenzte handwerkliche Fähigkeiten des Schenkenden treffen, wird es für den Beschenkten unterm Baum dann richtig schwierig. So manche milde Gabe kann man dann nur unter Einsatz von hochprozentigem Sinnevernebler halbwegs glaubhaft würdigen.

Halbwegs problemlos ist das dann noch, wenn das dekorative Fiasko von einer Person stammt, die weit weg wohnt und die Wohnung des Beschenkten quasi nie zu Gesicht bekommt. Dann kann man die Bastelentgleisung beim nächsten Schrottwichteln an den Mann oder die Frau bringen, im Keller oder gleich in der Tonne verschwinden lassen.

Knifflig wird es, wenn der Beschenker regelmäßiger Gast des Hauses ist. Wo kann man die geschmackliche Entgleisung so im Haushalt unterbringen, dass man den Geber nicht vor den Kopf stößt, ohne sich selbst pausenlos dem Martyrium eines permanenten Brechreizes ob der schieren Hässlichkeit der Gabe aussetzen zu müssen?

Ein kluger wie weitsichtiger und handwerklich äußerst begabter Freund hat dafür vor Jahren in seinem Haus eine Doppelwand-Lösung erfunden. In einer Nische des Esszimmers, in dem geladene Gäste bewirtet werden, hat er ein Sammelbecken für geschenkte Hässlichkeiten installiert, das mit einer per Elektromotor versenkbaren Platte nach Verschwinden der Gäste leicht vor den Blicken der Hausbewohner verschlossen werden kann. „Vorsprung durch Technik“ trifft hier voll und ganz zu.

In den „Wohn(t)räumen“ befasst sich Thomas Schroeter regelmäßig auf sehr persönliche Art mit dem Wohnen. Da kann es um neue Trends gehen, um Wohnphilosophien, um Bauärger oder Küchendeko. Einfach um alles, was das Wohnen im Alltag ausmacht.