Bald soll auf der Autobahn A2 in Höhe des Rastplatzes „Ickern“ gebaut werden. Das kündigte die Autobahn GmbH auf Anfrage unserer Redaktion vergangene Woche an. Es geht um die Entschärfung von Bodenwellen, die hier für schwere Unfälle und eine Senkung der erlaubten Höchstgeschwindigkeit auf Tempo 80 gesorgt haben.
Weil aber noch Fragen offen blieben, wandten wir uns an die Städte Dortmund und Castrop-Rauxel, das Amtsgericht in Castrop-Rauxel und die Polizei. Ergebnis sind neue Zahlen zu Tempoverstößen an dieser Stelle in den ersten fünf Monaten des Jahres 2023.
Eine Messstelle habe die hier zuständige Dortmunder Polizei (Autobahnpolizei) vom 1. Januar bis 31. Mai 2023 an insgesamt 35 Tagen von rund 150 Tagen eingerichtet. Insgesamt seien 276.432 Fahrzeuge an der Messstelle gemessen worden. Ergebnis:
- 960 Fahrzeuge befanden sich im Verwarnungsgeldbereich bis 15 km/h.
- 9246 Fahrzeuge lagen bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung im Bußgeldbereich ab 16 km/h Überschreitung.
- 1159 Fahrzeuge lagen im Bereich eines Fahrverbotes ab 26 bzw. 41 km/h Überschreitung. Ein Fahrverbot wird in der Regel nur verhängt, wenn innerhalb von 12 Monaten zweimal Geschwindigkeitsverstöße von 26 km/h oder mehr begangen werden. Das entspricht dann einer „beharrlichen Verletzung der Pflichten“.
- 249 Fahrzeugführende überschritten die Geschwindigkeit um 51 bis 60 km/h.
- 105 Fahrzeugführende überschritten die Geschwindigkeit um 61 bis 70 km/h.
- 69 Fahrzeugführende überschritten die Geschwindigkeit um mehr als 70 km/h.

Sprecherin Annika Roß aus dem Leitungsstab des Polizeipräsidiums sagt generell zur besagten Stelle auf der A2 in Fahrtrichtung Oberhausen: „Im April/Mai 2020 ereigneten sich kurz hintereinander drei tödliche Verkehrsunfälle auf Höhe des Rastplatzes Ickern, deren jeweilige Ursache unter anderem auf Bodenwellen zurückzuführen sein könnte. Infolgedessen wurde die zulässige Höchstgeschwindigkeit durch die Autobahn GmbH auf 80 km/h herabgesetzt. Aufgrund der Verkehrsunfälle wird die Einhaltung der zulässigen Geschwindigkeit regelmäßig durch den Verkehrsdienst der Autobahnpolizei überwacht.“
Man habe daraufhin eine entsprechende Beschilderung aufgestellt: Erst wird mit Schildern beidseitig der drei Fahrbahnen auf 120 km/h reduziert, dann beidseitig auf eine unebene Fahrbahn auf 3000 Metern Länge hingewiesen. Dann folgt eine Reduzierung auf 80 km/h, die noch zweimal beidseitig wiederholt werde, so die Polizei. Erst dann sei die Messstelle gefolgt, ein weiteres Schild Tempo 80 (beidseitig), dann ein Hinweis auf Schleudergefahr und dann das Ende von Tempo 80. All diese Schilder folgen auf einer Strecke von 3 Kilometern.
Das Polizei-Fazit: „Die Anzahl an festgestellten Geschwindigkeitsüberschreitungen im Verwarnungsgeldbereich ist gering. Das Aufkommen an erheblichen Geschwindigkeitsüberschreitungen ist deutlich höher. Im Vergleich zu anderen Messstellen liegen viele Geschwindigkeitsüberschreitungen im Bereich eines Fahrverbotes.“ Und: Die gemessenen Geschwindigkeiten lagen teilweise über dem Doppelten der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h.
Der Porsche, der in der Nacht zum 30. Mai verunglückte, soll über 200 km/h gefahren sein. Zwei Insassen wurden verletzte, der 26-jährige Fahrer aus Gelsenkirchen lebensgefährlich. Das Auto schlug, nachdem es ins Schlingern geraten war, gegen die Leitplanke und schleuderte darüber in die Bankette neben der Fahrbahn.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 21. Juni 2023.
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