Wenn Fachkräfte aus dem Ausland ans Evangelische Krankenhaus Castrop-Rauxel kommen, ist alles fremd. Die Sprache, die Lebensgewohnheiten. Viele Hürden gibt es auch im Vorfeld: Visum, Wohnungssuche. Die Evangelische Krankenhausgemeinschaft hat deshalb die Stelle einer Integrationsmanagerin eingerichtet. Seit rund einem Jahr ist Gül-Nihal Cam (40) an den vier Häusern aktiv, auch am EvK Castrop-Rauxel.
Sie hat selbst als Krankenschwester auf der Intensivstation gearbeitet, ist ehemalige Pflegedienstleiterin. Der neue Job bringt neue Herausforderungen und viel Gewinn für sie. Das Thema wird noch an Bedeutung gewinnen, denn angesichts des Fachkräftemangels in Deutschland müssen Fachkräfte aus dem Ausland angeworben werden – Ärzte genauso wie Pflegekräfte.
Anfangs hatte das EvK die Betreuung extern vergeben. „Doch dann haben wir gemerkt: Das können wir selber besser“, sagt Yvonne Löffler, stellvertretende Pflegedienstleiterin am EvK Castrop-Rauxel. Das erklärte Ziel ist es, ausländischen Fachkräften beim Einstieg in Klinik und Gesellschaft zu helfen. „Das ist kein Job für fünf, sechs Stunden“, macht Beate Schlüter als Pflegedirektorin der Ev. Krankenhausgemeinschaft klar.
Eineinhalb Jahre für Integration
Als Jhoan Reyes mit 14 anderen Philippinen ans EvK kam, war Gül-Nihal Cam noch nicht im Amt. Erst später trafen sich die beiden. Auch jetzt kann noch Unterstützung hilfreich sein. Es brauche bis zu eineinhalb Jahren, bis die Neuankömmlinge gut integriert seien, so Beate Schlüter.
Bald kommen die nächsten Pflegekräfte aus den Philippinen. Hier hatte Gül-Nihal Cam schon früh den ersten Kontakt zum Herkunftsland. Sie nimmt generell die Neuankömmlinge aus den unterschiedlichsten Ländern und Kulturkreisen in Empfang, sorgt für gute Startbedingungen, bietet Unterstützung bei der Approbation von Ärzten und anderen Anerkennungsverfahren, bei der Anmeldung zu Sprachkursen, bei Behördengängen, Wohnungssuche, bei einem Arztbesuch und auch bei einer anschließenden Familienzusammenführung leistet sie Hilfe.

Für ausländische Pflegekräfte gilt es auch meist, die Anerkennung zur Fachkraft noch einmal nachweisen zu müssen. Auch Jhoan Reyes musste dafür noch mal büffeln. Auch hier ist Unterstützung bei den bürokratischen Herausforderungen wichtig.
Gül-Nihal Cam ist die Hauptansprechpartnerin für alle Sorgen und Nöte. Und für die ersten Schritte im fremden Umfeld. Die Mülltrennung in Deutschland zu erklären, gehört auch dazu, so erzählt sie. Oder die Hilfe bei der Kontoeröffnung. Oder dass man gemeinsam mit Kollegen abends essen geht. „Sie sollen sich willkommen fühlen, sollen sich schnell heimisch fühlen“, so sieht sie ihre Aufgabe.
Fremde Kulturen und Sitten
Deshalb ist sie auch in den Stationen unterwegs, um zu sehen, ob es Klärungsbedarf gibt, auch von Seiten der Kolleginnen und Kollegen, weil sie sich mit Menschen konfrontiert sehen, die oftmals aus völlig anderen sozialen und kulturellen Zusammenhängen kommen.
Gül-Nihal Cam nennt ein Beispiel: „Mir wurde gesagt, ein Mitarbeiter aus dem Osten der Türkei wolle nicht mit ihnen sprechen, sich nicht einfügen. Doch es war anders: Der Mann war gewohnt, nicht zu sprechen, wenn Ältere im Raum sind.“ Bei den Philippinen dagegen hat die Integrationsmanagerin darauf aufmerksam gemacht, dass die Südostasiaten sehr freundlich sind und eher nicht nein sagen können. „Sie sollen ja nicht ausgenutzt werden“, sagt sie.
Für den Job bringt die 40-Jährige auch als stellvertretende Vorsitzende des Integrationsrats der Stadt Herne beste Voraussetzungen mit. Sie arbeitet zudem eng mit der Zentralen Pflegeschule, mit Ausbildungsbetreuung und Pflegedienstleitung sowie der Personalabteilung zusammen. Gül-Nihal Cam sagt: „Integrationsmanagement ist eine unglaublich vielfältige Tätigkeit und manchmal habe ich eher die Rolle einer Mutter als einer Managerin. Aber genau diese Mischung ist es, die mir so viel Freude bereitet.“
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