Landrat Bodo Klimpel war in unser Video-Studio zugeschaltet. Er stellte sich Dutzenden von rund 100 Fragen unserer Leser, die Moderator Matthias Langrock (r.) mit Unterstützung von Medienhaus-Bauer-CvD Randolf Leyk (l.) ihm vorlegte.

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Ausgangssperre, Corona-Impfungen: Landrat Klimpel beantwortete Leserfragen

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Kann ich mit meiner Frau zur Impfung kommen? Warum kommen keine Impfteams nach Hause? Gibt es bald eine Ausgangssperre? Landrat Klimpel beantwortete Montag Dutzende Corona-Fragen unserer Leser.

Kreis Recklinghausen

, 18.01.2021, 18:57 Uhr / Lesedauer: 3 min

Rund 76 Minuten voller Corona-Fragen: Landrat Bodo Klimpel hat sich am Montagabend in einem Livestream so unmittelbar wie noch nie den Sorgen der Menschen im Kreis Recklinghausen gestellt. Er stand Rede und Antwort vor laufenden Kameras. Im Studio unseres Medienhauses stellte Moderator Matthias Langrock, unterstützt von Randolf Leyk im Hintergrund, Klimpel die Fragen, die unsere Leser gerade beschäftigen.

Kurz nach Beginn der Live-Übertragung über die Internetportale der Medienhäuser Lensing Media / Bauer gab er bekannt, dass die 15-Kilometer-Regel aufgehoben sei. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hatte das am Vormittag bei einer Pressekonferenz angedeutet, die Landesverordnung dazu erreichte das Kreishaus am späten Nachmittag, kurz vor der Sendung. Klimpel wörtlich: „Unsere Regionalverordnung ist vom Land NRW aufgehoben worden. Die Beschränkung mit den 15 Kilometern gilt nicht mehr, das haben wir soeben mitgeteilt bekommen.“ In seiner Antwort auf eine Anschlussfrage sagte er allerdings: „Ich rate dringend dazu: Halten Sie die sonstigen Regeln ein! Abstände, durchlüften, Masken tragen.“

Landrat Bodo Klimpel saß im Kreishaus, der Moderator war im Studio. Verdrahtet waren die beiden übers Internet und konnte sich so 76 Minuten lang über die Leserfragen zur Corona-Pandemie unterhalten.

Landrat Bodo Klimpel saß im Kreishaus, der Moderator war im Studio. Verdrahtet waren die beiden übers Internet und konnte sich so 76 Minuten lang über die Leserfragen zur Corona-Pandemie unterhalten. © Jörg Gutzeit

In der Frage-Antwort-Runde ging der Ex-Bürgermeister von Haltern am See, der seit der Kommunalwahl im September im Landratsamt ist, auf Einzelfragen ebenso gekonnt ein wie auf generelle Fragen. „Eine Ausgangssperre ist so ziemlich das letzte Mittel, was man zur Verfügung hat“, so Klimpel. „Wir haben in unserer Verfassung den Schutz der Wohnung. Ich bin zurückhaltend, ob unsere Verfassung eine Ausgangssperre überhaupt ermöglicht.“

Es gebe Rechtsprechungen dazu, die bisherige Ausgangssperren aufgehoben hätten. „Insofern glaube ich, dass das zurzeit kein gutes Mittel ist. Das müsste man bei uns auch in einem größeren Kontext in der ganzen Emscher-Lippe-Region sehen“, so Klimpel, dessen Verantwortung nur für den Kreis Recklinghausen mit den rund 615.000 Einwohnern gilt. Die Grenzen verlaufen insbesondere an den Rändern fließend zu anderen kreisfreien Städten und Landkreisen.

„Von allen wissenschaftlichen Disziplinen beraten“

Eine der rund 100 Leserfragen, die uns im Vorfeld und während der Sendung via E-Mail und WhatsApp erreichten, lautete, wann sich Politiker nicht nur von Virologen, sondern auch von Familienexperten beraten ließen, ehe sie die Corona-Regelungen verschärften. Antwort Klimpel: „Diejenigen, die diese Entscheidungen fällen, lassen sich von allen wissenschaftlichen Disziplinen beraten. Auch von Familienexperten.“ Er glaube, man müsse „ein stückweit mehr Vertrauen haben. Auch die schlimmsten Entscheidungen sind immer Güterabwägungen. Ganz wichtig ist, dass sich die Menschen nicht mehr infizieren. Der Infektionsträger ist der Mensch. Darum sind Kontaktbeschränkungen das wichtigste. Dann leidet natürlich das soziale Leben. Das ist sehr bedauerlich, aber im Rahmen der Pandemie das, ich sage es mal so, nicht ganz so schlimm...“

Fachleute aller relevanten Disziplinen, die man im Kreishaus habe, seien im Krisenstab vertreten, darüber hinaus externe Experten. „Wir haben alles, was man braucht, um uns vor dem Erlass einer Allgemeinverfügung beraten zu lassen“, so Klimpel.

Bodo Klimpel (im Hintergrund), Randolf Leyk (l.) und Moderator Matthias Langrock (r.) kurz vor der Ausstrahlung unseres Livestreams.

Bodo Klimpel (im Hintergrund), Randolf Leyk (l.) und Moderator Matthias Langrock (r.) kurz vor der Ausstrahlung unseres Livestreams. © Jens Ostrowski

Viele Leser-Fragen drehten sich um die Impfreihenfolge. Dabei verwies CDU-Mann Klimpel immer wieder auf die von der Leopoldina und der Ständigen Impfkommission vorgeschlagene und von der Bundesregierung verabschiedete Regelung, eine Prioritätenliste „für 80 Millionen Menschen“. Einzelfälle seien schwer zu berücksichtigen. Schwer Erkrankten empfahl er, sich mit dem behandelnden Arzt zusammen als Härtefall an die Kassenärztliche Vereinigung zu wenden.

„Es ist kein eigenes Verdienst, wenn man schnell geimpft wird“

Bei Sonderrechten für bereits Geimpfte sei er als Bodo Klimpel persönlich strikt dagegen: „Wir dürfen eine Zweiklassengesellschaft da nicht zulassen. Wir impfen ja nach der Prioritätenliste. Es ist also kein eigenes Verdienst, wenn man schneller geimpft wird. Das würde zu Verwerfungen führen. Wir müssen weiterhin das machen, was uns als Deutsche und uns im Kreis Recklinghausen auszeichnet: dass wir solidarisch abwarten.“

Mit Blick auf die neu gewonnene Freiheit durch das Ende der 15-Kilometer-Regel just am Montag und aber mögliche neue Verschärfungen nur einen Tag später nach der Ministerpräsidenten-Konferenz sagte Klimpel: „Das hoffe ich nicht, das wäre den Leuten nur schwer zu vermitteln. Aber ausschließen kann ich es nicht.“