Ab dem 28.12.2023 ist der Geierabend zurück: Unter dem Motto „Pott, Land, Fluss“ spielen die Ruhrpott-Karnevalisten bis Aschermittwoch 30 Mal auf Zeche Zollern in Dortmund. Mit dabei seit der ersten Stunde: Musiker, Dichter und „Konfetti-Erstversorger“ Matthias Dornhege aus Castrop-Rauxel.
Seit 1992 kreist der Geier über dem Ruhrgebiet und bringt seine Mischung aus Kabarett, Karneval und Musik auf die Bühne. Dornhege selbst sagt, er sei beim Geierabend zuständig für „Konfetti-Erstversorgung und Blechgebläse-Basisarbeit“.
Regelmäßige Zuschauer wissen genau, was damit gemeint ist: Dornhege zieht mit seiner Tuba umgeschnallt durch die Reihen auf Zeche Zollern. Das Konfetti fliegt in die Höhe, während er die tiefen Töne herausbläst. Es ist ein ziemlich wilder Anblick, der symbolisch für das Programm der Alternativkarnevalisten steht: laut, bunt, schrill – aber stets stilsicher und auf den Punkt.
Der Geierabend ist Karneval für Menschen, die sich selbst nicht als Fans des klassischen Karnevals sehen. Anfang 1992 startete es in ganz kleiner Runde im Fletch Bizzel in der Dortmunder Innenstadt. Von den Gründungsmitgliedern sind neben Dornhege nur noch Geierabend-Präsident Roman Henri Marczewski und Schlagzeuger Andreas Ruhnke übriggeblieben. Die anderen Mitglieder der Band und des Ensembles stießen im Laufe der Jahre dazu.
Kein „normaler“ Karneval
Wichtig ist den Geiern dabei laut Matthias Dornhege immer, dass sie keinen „normalen“ Karneval feiern, sondern ihn so nehmen, wie er ursprünglich mal gemeint war: „Der Obrigkeit nicht nur aufs Maul gucken, sondern auch aufs Maul geben“, sagt der Castrop-Rauxeler und erklärt auch, was er damit meint: „Liebevoll gesagt möchten wir ihnen zeigen, wo der Hammer hängt. Paroli bieten geht immer am besten, wenn man ein gut gestähltes Zwerchfell hat.“
Mit seinem Team geht er dann volle Attacke auf die Lachmuskeln. Aber das auf der Basis von oft sehr ernsten Themen aus Politik und Gesellschaft.

Bei der allerersten Vorstellung kamen 34 zahlende Zuschauer. Heute ist diese Zahl auf mehrere Tausend gestiegen, wenn man die ganze Serie der Veranstaltungen übers Jahr hinweg betrachtet. Der Geierabend hat eine große Bedeutung für den „Pott“ erreicht.
Einen Höhepunkt in der langen Geschichte gab es vergangenen Sommer auf dem Dortmunder Friedensplatz: Den 1000. Auftritt vor rund 2000 Zuschauern. „Das war ein wahnsinnig tolles Gefühl, so viele gutgelaunte Menschen auf einem Haufen zu sehen“, so Dornhege heute im Rückblick. Menschen, die gekommen seien, „um mit uns dieses große Jubiläum zu feiern“.
„Mir geht jeden Abend das Herz auf“
Für Dornhege sind die Zuschauer mehr als nur Betrachter: Sie sind aktiver Teil der Geierabend-Community. „Mir geht jeden Abend das Herz auf, wenn die Leute reinkommen und ich sie mit Konfetti begrüßen darf. Konfetti-Erstversorgung eben“, erklärt er. „Am Ende jeder Show – und da kann ich nach 30 Auftritten noch so erschöpft sein – ist es das pure Glück, in über 400 zufriedene Gesichter sehen zu dürfen. Das macht den Geierabend für mich aus, und da bin ich jedem einzelnen Zuschauer dankbar.“
Das ist auch der Grund, weswegen es Dornhege und dem Rest des Ensembles wichtig ist, den Zuschauern jedes Jahr ein komplett neues Drei-Stunden-Programm zu liefern: „Die Politik dreht sich immer schneller, da muss man kabarettistisch gegenhalten“, meint er.

In diesem Jahr bekommt die Ampel-Regierung mehr als ihr Haushaltsfett weg; die Untiefen der Migrations- und Asylpolitik werden ausgelotet, Lieferdienste ans Limit der Zustellbarkeit begleitet. Aber auch die Borussia aus Dortmund wird aufs Korn genommen. „Schließlich war da ja dieser eine Tag im Mai, an den die allermeisten Borussen wohl nicht gerne zurückdenken“, sagt Dornhege.
Mit dem Geierabend soll es möglichst lange noch weitergehen, mindestens aber bis Anfang der 2060er-Jahre – aus einem ganz einfachen Grund: Jedes Jahr hat der Geierabend eine Partnerstadt aus dem Ruhrgebiet. Dornhege: „Es gibt noch genügend Städte, die wir mit einbeziehen müssen, bevor wir aufhören können – auch wenn ich am Ende vermutlich nicht mehr dabei sein werde.“ Los ging es 2010 übrigens mit der Geburtsstadt Dornheges: Castrop-Rauxel.
Tickets jetzt im Vorverkauf
Premiere feiert der Geierabend am 28. Dezember auf Zeche Zollern in Dortmund-Bövinghausen. Danach spielen die „Geier“ donnerstags bis sonntags bis zum Tag vor Aschermittwoch am 13. Februar 2024. Der Ticket-Vorverkauf läuft. Infos zum Programm und zum Kauf der Karten (45 Euro / ermäßigt 28 Euro) unter www.geierabend.de.
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