Castrop-Rauxeler Schule hat trotz Abi-Panne alle Aufgaben Prüfungen werden dennoch verschoben

ASG-Chef Höck nach Abi-Panne: „Image des Ministeriums ist jetzt eh im Eimer“
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Die Abiturprüfungen in den naturwissenschaftlichen Fächern, die für Mittwoch geplant waren, sind am späten Dienstagabend vom Land NRW abgesagt worden. Alle Schüler im Land, die Biologie, Informatik, Physik, Chemie, Technik oder Ernährungslehre schriftlich im Abitur haben, schreiben die Klausuren erst am Freitag (21.4.). Und das, obwohl das Adalbert-Stifter-Gymnasium in Castrop darauf vorbereitet gewesen wäre.

Denn wie Schulleiter Joachim Höck am Abend gegenüber unserer Redaktion erklärte, hatte man um 14.30 Uhr die Aufgaben vom Server des Landes heruntergeladen. Der war offenbar der Knackpunkt, an dem das Zentralabitur für Mittwoch scheiterte.

ASG in Castrop-Rauxel konnte Klausur laden

Denn auf diesem Server sollten am Dienstag um 12 Uhr die Klausuraufgaben bereitgestellt werden. Dafür wurden die Fachlehrer in die Schulen beordert, egal, ob sie unterrichtsfrei hatten oder nicht. Ihre Aufgabe in der Regel: Sie können die verschlüsselten Aufgaben nach der Entschlüsselung am Schul-Rechner sichten und von den angebotenen Aufgaben zwei für ihre Klausur auswählen.

Das aber ging an diesem Dienstag erstmals schief: Der Server war vielerorts nicht erreichbar. Lehrer warteten zum Teil stundenlang, einige bis zum späten Abend, um möglicherweise doch noch die Aufgabe zu bekommen. Derweil beriet das Ministerium intern, wie es diesen Krisenfall handelt. Erst um 20.31 Uhr erhielten die Schulleiter dann via Schulmail die Absage für diesen Mittwoch. Die Aufgaben sollen nun zwei Tage später, also am Donnerstag um 12 Uhr zum Download bereit gestellt werden. Am Freitag werden die Prüfungen dann geschrieben.

Abitur in Castrop-Rauxel: Die Zeit drängt

Ein Drama? Joachim Höck vom ASG sagte am Dienstagabend: „Das Ministerium auf der Entscheidungsebene musste überlegen: Was machen wir? Man konnte nicht einfach den festgelegten Nachschreibtermin nehmen, weil das Schuljahr dafür zu kurz, das Zeitfenster zu eng ist.“ Die Klausuren, die morgen geschrieben worden wären, wären nämlich in eine sogenannte externe Zweitkorrektur gegangen. „Das heißt: Es muss nicht intern in der Schule unter den Kollegen getauscht werden, sondern zu einem festen Termin an Schulen muss die Klausur abgegeben werden und dann an andere Schulen geschickt werden“, so Höck.

Dahinter stecke ein erheblicher organisatorischer Aufwand. „Dann kommt noch dazu, dass das Ministerium bei all den Dingen die rechtlichen Fragen zu klären hat: Denn Widersprüchen von Schülern und Eltern sind möglicherweise Tür und Tor geöffnet“, so Höck. „Das wird man alles im Ministerium überlegt haben, von der Imagefrage mal ganz abgesehen. Aber das Image ist eh im Eimer.“

Was steckt hinter dem Server-K.O.?

Eine Erklärung hat Joachim Höck auch parat: Er vermutet, dass der Server-Knockout mit einem neuen technischen Sicherheitsprinzip zusammenhängen könnte. Das Land NRW führte jetzt die Zwei-Faktor-Authentifizierung ein. Das bedeutet: Schulleiter mussten ein Passwort eingeben, bekamen daraufhin eine E-Mail, aus der sie das zweite Passwort entnehmen mussten, um zu den Abi-Aufgaben zu gelangen. „Das hat im Testlauf geklappt, aber jetzt im echten Betrieb offenbar die Server überfordert“, so Höck.

Er bedauere andere Schulen, wo der Download nicht durch einen Zufall gelang wie bei ihm. Seine neun betroffenen Kolleginnen und Kollegen konnten gegen 15.30 Uhr die Auswahl der Aufgaben treffen, waren so gegen 16.45 Uhr fertig. In anderen Schulen saßen Lehrer bis 20 Uhr im Büro.

Wir suchen betroffene Schüler

Du bist betroffen von der Verschiebung einer Klausur und willst loswerden, was du darüber denkst? Schreib uns eine WhatsApp unter 02305/9230092 oder eine Mail an castrop@ruhrnachrichten.de.

Und die Schüler? Für die verschiebt sich der Prüfungstermin um zwei Tage, wenn die Technik bis dahin klappt. Am Mittwoch um 12 Uhr werden Pädagogik- und Geschichts-Aufgaben bereitgestellt. Vermutlich haben die Techniker bis dahin eine Nachtschicht. Womöglich schalten sie aber auch eine Sicherheitsstufe zurück. „Ich musste um 14.30 Uhr kein zweites Mal ein Passwort eingeben“, so Höck. Er vermutet, dass die Techniker schon zu dem Zeitpunkt einen Gang bei der Sicherheit zurückschalten wollten.

Seine Vertretungsplanerin tut ihm sehr leid, sagte Höck: „Frau Marczok muss nun die Klausuraufsichten für Freitag komplett neu planen.“ Ein Zeitfaktor.

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