Seit Globus seine Pläne für Castrop-Rauxel kundtat, den Real zu übernehmen, den Standort an der Siemensstraße von Grund auf zu erneuern und hier über 100 Arbeitsplätze zu erhalten, ist Bürgermeister Rajko Kravanja voll des Lobes. Nun gab es hier ein paar Kündigungen, die genaue Anzahl ist nicht bekannt. Ist das ein Drama oder ein ganz normaler Vorgang? Wir fragten nach bei der Agentur für Arbeit.
Dort leitet Stefan Bunse das Geschäft, spricht in der neuesten generellen Statistik von 6,6 Prozent Arbeitslosenquote. 2540 Personen seien in Castrop-Rauxel arbeitslos gemeldet. Das hat so zunächst einmal nichts mit Globus zu tun, aber Bunse war auch einer, der für die vielen offenen Stellen bei dem Einzelhandelsunternehmen warb, als es im Sommer / Herbst 2022 hier richtig an den Start ging. Und was sagt er heute?
Grundsätzlich sagte er nichts zur rechtlichen Situation der gekündigten Mitarbeiter. Auch bei einer Antwort auf die Frage nach einem möglichen Kalkül bei einer Geschäftseröffnung möchte er nichts beitragen. In der Luft hängt der Vorwurf, auch von Gewerkschaftsseite, dass man anfangs über den eigenen Bedarf hinaus einstelle in dem Wissen, nach dem Start mit erhöhtem Arbeitskräfte-Bedarf ohne Gründe kündigen zu können.
Als Experte für den Arbeitsmarkt gibt er trotzdem eine Einschätzung ab: „Durchaus nicht abwegig ist, dass es gerade in den ersten Monaten auch beidseitig zu einer Fluktuation kommen kann. Passen die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu mir als Unternehmen? Sind die Rahmenbedingungen in der Firma so, wie ich sie mir vor Beginn meiner Tätigkeit vorgestellt habe?“, so Bunse auf Anfrage unserer Redaktion.
„Wenn sich ein Unternehmen in einer Stadt neu ansiedelt und Mitarbeiter benötigt, hat das zunächst immer einen positiven Effekt auf den Arbeitsmarkt in der Umgebung“, so Bunse.
Klar ist: Wenn Globus den Real nicht übernommen hätte und auch kein vergleichbarer Einzelhändler, dann wäre die Arbeitslosenzahl gestiegen. Das saarländische Unternehmen übernahm nicht nur die über 100 Real-Angestellten, sondern schuf weitere Arbeitsplätze.
Das liegt unter anderem daran, dass das SB-Warenhaus einige Produktionsbereiche wie Metzgerei und Bäckerei aufgebaut hat, die Ware für andere Märkte im Ruhrgebiet liefern. Zudem betreibt Globus ein Restaurant und hat personalintensive Bereiche über das Real-Warensortiment hinaus im Portfolio.
Einigen neu eingestellten Mitarbeitern wurde noch in der Probezeit die Kündigung ausgesprochen. Mindestens sieben Fälle sind bisher bei der Gewerkschaft aktenkundig. Globus selbst bestätigt, sich „von einigen Mitarbeitenden aus den Bereichen Warenverräumung und Gastronomie“ getrennt zu haben. Gleichzeitig verweist das Unternehmen auf nach wie vor offene Stellen für Fachkräfte.
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