Arztbesuch

Castrop-Rauxeler Apotheker zu E-Rezept: „Also ich könnte darauf verzichten“

Digitaler Code, statt rosa Rezept. Ab dem 1. September kommt das E-Rezept in die Castrop-Rauxeler Apotheken. Doch nicht alle sind mit der Änderung zufrieden.

Castrop-Rauxel

, 01.09.2022 / Lesedauer: 3 min

Weg mit dem rosa Zettel und her mit dem E-Rezept: Ab dem 1. September wird das elektronische Rezept nach und nach das Papier-Rezept ersetzen.

Auch in Castrop-Rauxel geht es dann los. Nach Angaben von Apotheker Claus Ehrensberger, dem Sprecher der Apothekerschaft in Castrop-Rauxel, werden die Apotheken vor Ort flächendeckend bereit sein, die E-Rezepte anzunehmen.

Was ändert sich für Kunden?

Trotz der Digitalisierung des Scheins müssen sich Patienten auf keine großen Änderungen einstellen, erklärt Ehrensberger. „Nach wie vor erhalten sie in der Arztpraxis ein Rezept, das sie dann in ihrer Apotheke vor Ort einlösen können, nur eben auf digitalem Wege.“

Konkret bedeutet das, dass Patienten ihr Rezept in der E-Rezept-App der Gematik in Form eines Codes erhalten. Es ist die Aufgabe der Arztpraxen, diesen Rezeptcode an die App zu vermitteln. Patienten müssen den Code dann lediglich in der Apotheke vorzeigen.

Erleichterung für Patienten

Dieser digitale Weg soll für Patienten einige Vorteile bieten und den Medikamentenkauf bequemer machen. Unter anderem speichert die App nämlich Rezepte, falls eines mal verloren gehen sollte.

Ebenfalls kann durch die Anwendung die passende, nahegelenste Apotheke gefunden werden sowie sie Angehörigen ermöglicht ein Rezept abzuholen, wenn es die erkrankte Person nicht kann.

Das E-Rezept kann zudem bereits im Vorhinein an eine ausgewählte Apotheke geschickt werden: „Wenn die Patientinnen und Patienten dann zu uns kommen, kann das Medikament schon zur Abholung bereitliegen“, so Ehrensberger.

Was mache ich ohne Smartphone?

Wer kein Smartphone nutzt oder es nicht für E-Rezepte nutzen möchte, muss künftig nicht mit Problemen rechnen, erklärt Ehrensberger: „Der Schlüssel für den digitalen Rezept-Datensatz kann in der Arztpraxis auch ausgedruckt und dann in der Apotheke eingelesen werden.“

Übereilter Start?

Die Apotheken in Castrop-Rauxel sind mehrheitlich auf die Umstellung vorbereitet. So wirbt die City-Apotheke mit dem E-Rezept. Auch die Lavendel-Apotheke bestätigt, mit dem 1. September das E-Rezept auszustellen, wenn auch die Umschulung der Mitarbeiter aufwendig sei.

So sieht das ausgedruckte E-Rezept aus. © Sokolowski

Doch nicht alle Apotheker sind mit der Umstellung zufrieden. Dr. Dirk Müller von der Nordapotheke sieht neben Vorteilen, auch Probleme für die Abrechnung mit der Apotheke: „Es wird versucht ein System zu implementieren, das von vorne hinein schlecht durchdacht ist.“ Er sieht ein Problem in der Abrechnung der Apotheken mit den Krankenkassen.

Der Apotheker würde sich stattdessen wünschen, dass Neuerungen dieser Art erst in die Praxis umgesetzt sind, wenn sie vollständig ausgereift seien. Das sei bei dem E-Rezept noch nicht der Fall.

„Ich sehe kein Verbesserungspotential“

In den Startlöchern steht ebenfalls die Altstadtapotheke in Castrop-Rauxel. „Wir sind fit und die nötige Technik ist am Start“, bestätigt der Apotheker Winfried Radinger.

Dennoch steht auch er dem E-Rezept nüchtern gegenüber: „Ich sehe da gar kein Verbesserungspotential.“ Insbesondere ältere Personen, die seit Jahrzehnten ihre Medikamente mit einem rosa Schein abholen, würden ihr Vorgehen nicht ändern, meint Radinger. „Am Ende kommen die Kunden dann immer noch mit einem Zettel zu mir, wo dann eben ein QR-Code draufsteht.“ Radinger hat deswegen eine ganz klare Meinung: „Also ich könnte darauf verzichten.“

Bisher geringer Bedarf bei Patienten

Ebenfalls Kritik kommt von Dr. Alexander Senge, Ärztesprecher in Castrop-Rauxel. Aus vergangenen Erfahrungen kann er sagen: „Es handelt sich um vermeintliche Innovationen, die in der Praxis dann nicht sicher funktionieren.“

So haben alle Praxen in Castrop-Rauxel zwar die Voraussetzungen für die Umstellung geschaffen, aber: „mit der Umsetzung wird man dann alleine gelassen.“

Wie die Castrop-Rauxeler das E-Rezept annehmen werden, bleibt abzuwarten. Laut Senge sei der Bedarf bei anderweitigen technischen Innovationen in seiner Praxis gegen null gegangen.

In der Anfangsphase muss laut dem Apothekensprecher Ehrensberger davon ausgegangen werden, dass Patienten den digitalen Schlüssel in der Arztpraxis als Papierausdruck erhalten und in der Apotheke vorlegen.

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