
© André Schuster
Anwohner schlägt Alarm: Privatsphäre geht durch geplante Wohnblocks in Dingen flöten
Wohnbaupläne
Protest in Dingen: Nachbar André Schuster wehrt sich gegen Wohnblocks direkt an seinem Garten. Und dass ihm die neuen Nachbarn auf den Teller gucken können. Laut soll es auch werden.
Düstere Aussichten für André Schuster und seine Familie. Der Dingener ist an der Schieferbergstraße 34 zu Hause.
Und wenn man - wie er das ausführlich getan hat - auf die Neubaupläne auf dem alten Zechengelände schaut, wird deutlich, dass die geplante mehrgeschossige Bebauung offenbar direkt am Garten der Schusters verwirklicht werden soll.
„Das mindert unsere Wohn- und Lebensqualität in einem nicht zu vertretenden Ausmaß“, schreibt Schuster an unsere Redaktion.
Verlust der Privatsphäre
Aus den geplanten zwei Wohnblocks lasse sich prima in ihre Fenster und damit in den Wohnbereich schauen und die Familie könnte sich nicht mehr unbeobachtet auf ihrer Terrasse und im Garten bewegen. „Dies bedeutet einen immensen Verlust unserer Privatsphäre“, schreibt Schuster weiter.
Die Häuser mit orangenen Akzentuierungen an der Schieferbergstraße, die hier in einer Sackgasse endet, sind 2008 errichtet worden.
Damals habe man ihm zwar gesagt, dass perspektivisch auf dem alten Gelände von Graf Schwerin Wohnbebauung geplant sei. „Damals hieß es allerdings maximal zweigeschossig“, sagt Schuster im Gespräch mit unserer Redaktion. Jetzt gehe es offenbar mindestens um 3,5 Geschosse.
Am Zug beim Neubauprojekt zwischen Schieferbergstraße und Dingener Straße ist die Gepa-Projektgesellschaft, die zur Ferraro-Group gehört, die vor kurzer Zeit das 18.000 Quadratmeter große Gelände von Vivawest gekauft hat und hier eine gemischte Wohnbebauung realisieren möchte, wenn das Areal aufbereitet worden ist.
„Die Belästigung dürfte über Jahre extrem hoch sein“
Und auch da befürchtet Schuster erhebliche Beeinträchtigungen, wenn das Gelände von seiner Bergbau-Vergangenheit geheilt und anschließend bebaut wird. „Die Belästigung mit Lärm, Staub und Schmutz dürfte für Jahre extrem hoch sein.“
Schon bei der Versiegelung der beiden Schächte vor einigen Jahren habe es eine andauernde Lärmbelästigung von morgens 6 oder 7 Uhr bis um 17 Uhr gegeben.

Die Wohnbebauung an der Schieferbergstraße, wenn man von der Dorlohstraße abbiegt. Auch die Seite gegenüber ist bebaut. © Weckenbrock
Für André Schuster stelle sich hier die Frage, ob es stadtplanerisch überhaupt nötig sei, neue Wohnflächen zu schaffen. Dies einmal mehr vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung, schlicht der Alterung der Gesellschaft auch hier.
Flächen werden unwiderruflich versiegelt
„Ist es nicht sinnvoller, alte und sanierungsbedürftige Gebäude entweder wieder bewohnbar zu machen oder abzureißen und ein neues Gebäude zu bauen?“, fragt der Fotograf.
Außerdem würden auch für die Kleintierwelt und damit für die Menschen wichtige Grünflächen geopfert und unwiderruflich versiegelt.
Die Brache sei mittlerweile komplett zugewachsen und werde heute von Insekten und kleineren Tieren bis hin zu Rehen bevölkert, die immer wieder in der morgendlichen Dämmerung zu sehen seien. Es gebe Libellen, Igel, Spitzmäuse.
„Paradiesische Zustände für die Kleintierlebewelt“
Und zwischen den Häusern hätten sich schon Hormissen angesiedelt und Mauerbienen bauten Jahr für Jahre ihre Nester in den Fensterrahmen - alles dank der zugewachsenen Fläche.
„Das sind paradiesische Zustände für die Kleintierwelt“, schreibt der 44-Jährige. Und fügt hinzu: „In Bayern wurden fast eine Millionen Unterschriften gesammelt, um Landwirte zu verpflichten, eben solche Flächen einzurichten. In Castrop-Rauxel rodet man diese Flächen lieber für Wohnblöcke und Garagenhöfe“, schimpft er. Und mache sich lieber zum Erfüllungsgehilfen eines Investors, wenn dieser mit ein paar Euros winke.
Und ganz generell passte die Mehrfamilienhausbebauung nicht nach Dingen, das geprägt sei von kleinen 1,5 bis zweigeschossigen Häusern. Lediglich an der Ecke Talstraße/Schieferbergstraße gebe es Bausünden aus vergangenen Jahrzehnten, die noch immer negativ aus dem Erscheinungsbild des Ortes herausragten.