Nur wenige Tage vor dem Start von „Castrop kocht über“ (Ckü) kam die Ankündigung: Am Samstag wird im Stadtgarten ein veganes Gastronomie-Fest mit Musik stattfinden. „Vegan im Park“ (ViP) nennt sich das kleine Festival. Seitdem wird diskutiert: Ist das Fest nun eine Provokation oder eine Ergänzung, über die sich vegan lebende Menschen freuen? Anna Stehmann (29) ist Veganerin und Castrop-Rauxelerin, für die Ckü zum Jahr dazugehört: „Ckü steht eigentlich jedes Jahr für mindestens einen Abend auf dem Programm und das schon seit meiner Schulzeit am ASG.“
Die 29-Jährige lebt seit sechs Jahren vegan. „Castrop kocht über“ ist für sie damit kein entspanntes Gastronomie-Fest mehr: „Seitdem esse ich meistens schon vorher und nicht mehr bei Ckü.“ Viele vegane Gerichte gibt es einfach nicht: „Bei Ckü ist es seit Jahren äußerst schwierig, überhaupt auch nur ein veganes Gericht zu erhalten – geschweige denn ein süßes Dessert.“ Oft kann Anna Stehmann von der Karte dann nur die Beilage essen: „Letztes Jahr habe ich mich dann für Ratatouille-Gemüse entschieden, bei dem ich die Fleischbeilage abbestellt habe, trotzdem musste ich das gleich zahlen.“
Nicht genug Auswahl für Veganer
Dass es mittlerweile zumindest zwei oder drei vegane Optionen gibt, freut Anna Stehmann: „Sicherlich ist dies eine positive Entwicklung, die ich auf keinen Fall runterspielen möchte und werde. Allerdings sind zwei Gerichte nicht die größte Auswahl und was passiert, wenn leider beide Zutaten enthalten, die einer Person nicht schmecken? Zwei oder drei Gerichte mehr wären nicht viel, aber doch ein Unterschied.“

Auf „Vegan im Park“ freut sie sich schon sehr. Sie sieht das Fest weniger als eine Konkurrenz und mehr als Alternative: „Als Konkurrenz sehe ich die Veranstaltungen nicht. Dass sie sich am Ende gegenseitig helfen, kann ich mir schon vorstellen: Je größer und vielfältiger das Angebot, desto mehr Menschen spricht es an.“ Für nicht vegane Menschen sei „Vegan im Park“ eine Chance: „ViP wird sicherlich von Ckü profitieren, da schon viele Menschen in der Stadt sein werden und hoffentlich neugierig sind, etwas Neues auszuprobieren oder es sich wenigstens mal anzusehen.“
Veganes Essen für alle
Wer veganer Ernährung skeptisch gegenüber steht, könne sich das Ganze am Samstag einfach mal anschauen. Vielleicht ließe sich da ja sogar das ein oder andere Klischee auflösen, vermutet Anna Stehmann: „So oft heißt es, vegan sei teuer. Hiermit möchte ich gerne alle einladen, mal im Stadtgarten vorbeizuschauen und die Preise der Gastronomen von Ckü und die von ViP zu vergleichen. Sie werden überrascht sein.“
Für Anna Stehmann profitiert aber nicht nur Vip und die vegane Gemeinschaft von Ckü, auch das große Stadtfest könne nur profitieren: „Da es mit Sicherheit Menschen aus der veganen Community anzieht, die nicht aus Castrop kommen und sich aus Interesse auch zur musikalischen Gestaltung von Ckü ‚verirren‘ werden.“
Auch in 10 Jahren werden Veganer nicht die Mehrheit bei Ckü sein, vermutet Anna Stehmann, – auch wenn sie es sich wünschen würde. Trotzdem: „Nichtsdestotrotz wird die Zahl an Veganern in den nächsten Jahren steigen, sodass es nur von Vorteil wäre, wenn sich die Gastronomen Gedanken machen würden und die Anzahl veganer Gerichte etwas steigern würden.“ Ein erster Schritt für die junge Castrop-Rauxelerin wäre ein komplett veganer Anbieter bei Ckü: „Es gibt nichts Schöneres, als alles auf einer Karte essen zu können, ohne genau studieren zu müssen, wo doch Milch oder Ei enthalten sind.“
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