Angriff auf Notfallsanitäter in Castrop-Rauxel Im Kreis RE kommt so etwas immer häufiger vor

Angriff auf Notfallsanitäter: Polizei erfasste 2022 289 ähnliche Delikte
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Der Rettungseinsatz von Dienstagabend (12.12.2023) auf der Wartburginsel hat viele Menschen fassungslos gemacht: Da eilen Notfallsanitäter einem Mann wegen mutmaßlicher Bewusstlosigkeit zu Hilfe. Und als der eine sich um ihn kümmert, bekommt er nach Angaben der Zeugen vor Ort einen Schlag ins Gesicht. Zwei weitere Männer liefern sich eine Rangelei mit drei zu Hilfe kommenden weiteren Rettungskräften, so die Stadt Castrop-Rauxel.

Der Bürgermeister formulierte schon Mittwochnachmittag seine Reaktion öffentlich. Als Leiter der Stadtverwaltung ist er im Prinzip auch oberster Chef der Angestellten und Beamten im Feuerwehr- und Rettungsdienst. „Unbegreiflich“ sei ihm, dass die, die Tag und Nacht im Hilfseinsatz sind, „zur Zielscheibe sinnloser Aggression“ würden. Er forderte harte Strafen.

Klar ist: Die Polizei ermittelt gegen den mutmaßlichen Schläger aus Recklinghausen. Der 19-Jährige hatte nach Angaben der Polizei Drogen bei sich und steht im Verdacht, selbst am Rande einer Party im Lokal Riad Drogen genommen zu haben. Er wurde ins Krankenhaus gebracht, kam aber Mittwoch wieder raus, so Polizeisprecherin Annette Achenbach gegenüber unserer Redaktion.

Die Behörde ermittelt wegen eines tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte und gleichstehende Personen. Ein Delikt, das früher selten war, in den vergangenen Jahren aber immer häufiger vorgekommen ist: 289 Fälle verzeichnete das Polizeipräsidium Recklinghausen in den zehn Städten des Kreises RE plus Bottrop im Jahr 2022. Das ist die jüngste statistische Zahl. Im Jahr davor seien es weniger gewesen. „Es wird schlimmer“, so Annette Achenbach. „Die Respektlosigkeit und die Zahl der Angriffe nehmen zu.“

Freiheitsstrafe von drei Monaten bis fünf Jahren

Laut Strafgesetzbuch steht darauf eine Freiheitsstrafe von drei Monaten bis fünf Jahren. Wer nicht vorbestraft ist, kommt in der Regel mit einer Bewährungsstrafe davon. Opfer solcher Taten benötigen aber oft noch lange psychologische Hilfe.

Dass eine Feier in der Lounge des Riad stattfand, bestätigte am Mittwoch Riad-Geschäftsführer und -Inhaber Tarik Sealiti auf Anfrage unserer Redaktion. Nach seinen Worten habe es einen Gast gegeben, der einen Rettungswagen benötigt habe. Dem Wunsch, Hilfe zu rufen, sei das Riad-Personal gefolgt.

Die Sanitäter hätten den Gast friedlich übernommen. Danach habe er nichts weiter mitbekommen, bis etwa eine halbe Stunde später auf der Wartburgstraße ein Großaufgebot von Feuerwehr, Polizei und Rettungswagen angekommen sei. Die Polizei habe ihm gegenüber gesagt, der Patient hätte im Rettungswagen einen Sanitäter angegriffen.

Seinen Informationen nach seien weitere Gäste in diesen Vorfall nicht verwickelt gewesen, sagt Tarik Sealiti. „Die Feier war friedlich und ging weiter bis in die frühen Morgenstunden.“

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